Durch die Wüste Saudi-Arabiens

19.2.23, Sonntag, vor der Grenze Oman/KSA – 618 km hinter der Grenze in Saudi Arabien

Eine letzte Nacht im Oman. Es war ruhig und ich habe von der Straße nichts gehört. Aber der Wind ist auch heute Morgen noch so heftig wie gestern und wir konnten weder Fenster noch Tür offen lassen. Als wir den Platz um 7 Uhr verlassen, steht die Reiseleitung noch am Ort. Eigentlich sind sie immer die Ersten die losfahren und alles erkunden und Bescheid geben, falls etwas unterwegs nicht geht. Wir müssen noch ca. 60 km bis zu unserem Sammelplatz vor der Grenze fahren. Dort sollen um 8 Uhr alle sein. Als wir dort um 7.45 Uhr eintreffen, ist niemand dort, auch nicht die Reiseleitung die uns unterwegs allerdings überholt hat. Wir fahren etwas irritiert weiter zur Grenze und treffen dort die Reiseleitung und 4 andere Fahrzeuge. Auf die Nachfrage, warum am Sammelplatz keiner war erklärte die Reiseleitung nur, es hat sich so ergeben.

Die Grenzabfertigung auf omanischer Seite war ganz kurz und superfreundlich. Ein langes Stück folgt dann durchs Niemandsland und auf saudischer Seite wird hinter der Passkontrolle noch das Fahrzeug eingetragen und das dauert etwas länger weil der Computer mal wieder nicht will. Ein Beamter inspiziert noch das Auto und zieht sich davor tatsächlich die Schuhe aus. Der 1. Kontrolleur, der sich die Schuhe auszieht bevor er ins Auto kommt. Er schaut in die Schränke und Schubladen und ist wohl eher neugierig als kontrollierend. Freundlich nickend und Daumen hoch sieht er sich überall um und verlässt uns wieder.  Dann sind wir auch schon durch und hinter der Ausfahrt steht Ali, unser saudischer Guide, den wir schon auf dem 1. Stück durch Saudi Arabien kennengelernt haben. Ali aktiviert unsere Simkarten und schaltet den Tarif frei und schon sind wir fertig und starten durch.

Nach kurzer Zeit verlassen wir die flache, sandig/kiesige Wüste „Leeres Viertel „ oder auch „Rub Al Khali“. Dann beginnen die Sanddünen und die Berge werden wieder höher. Es ist immer noch „Rub Al Khali“ das seine Landschaft verändert. Es gibt keine Ortschaften, keine Ansiedlungen, keine Kamele, keine Menschen außer denen in den Fahrzeugen. Fast nur Lastwagen.

Da wir die Grenze so schnell passiert haben fahren wir den 2. Stellplatz nur kurz für einen Kaffee an. Am 3. Stellplatz machen wir Mittag, aber es ist uns zu laut, auch den anderen die hier schon stehen und wir entschließen uns alle, weiter zu fahren. Das ist noch einmal ein ordentlicher Ritt und außer Sanddünen nichts zu sehen. Da noch Niemand die Reiseleitung gesehen hat, wissen wir nicht, ob sie hier herkommen werden.

Wir fahren am Ende eine Tankstelle an und tanken heute das 2. Mal. Hier sind ein paar Restaurants und Geschäfte und im hinteren Teil der Tankstelle stellen wir unsere Autos für die Nacht ab und hoffen, dass es nicht zu laut wird. Alle sind geschafft. Von der Reiseleitung haben wir den ganzen Tag nichts gehört und gesehen außer dass sie uns mitgeteilt haben, sie müssten ihr Auto einrichten und die Route für die nächsten Tage planen. Das war kein guter Einstand.

20.2.23, Montag, in der Wüste „Rub Al Khali – Haradh (alter Flughafen), 239 km

Ich habe gut geschlafen und nichts vom Verkehr auf Straße oder Tankstelle gehört. Als wir morgens um 6.30 aufstehen, sind die meisten schon wieder unterwegs. Wir haben nur 11° Außentemperatur. Wir fahren kurz nach 8 Uhr los und wieder geht es durch Sandwüste und manchmal auch Kieswüste. Der Sand ist mal weiß, mal rötlich oder gelb. Auch heute wieder starker Wind und unterwegs sind viele Stellen der Straße blockiert und Räumfahrzeuge schieben die Sandverwehungen zur Seite. Die Sanddünen sehen mit Sonnenbrille viel schöner aus. Wir haben festgestellt, dass sie auf den Fotos bei dem grellen Licht blass wirken. Aber die Luft sieht auch diesig aus, da der ganze Sand durch die Luft fliegt und auch die Sonne vernebelt. Man muss höllisch aufpassen, nicht über den Sand zu fahren, denn er schiebt sich unter den Rädern zusammen und dann glaubt man, über einen dicken Stamm oder Stein zu fahren. Eine Farm haben wir unterwegs gesehen, sonst kein grün.

Auf der Strecke sind teilweise große Löcher zusätzlich zu umfahren. Wir fahren bis kurz nach 14 Uhr durch und sind dann in Haradh am alten Flughafen, wo unser Stellplatz heute sein soll. Es ist niemand dort und der Platz ist so sandig, dass wir uns entscheiden, nicht hinaufzufahren. In der Nähe hatte Frank einen anderen Platz gefunden und wir sehen ihn uns an. Es ist eine betonierte Fläche vor einem geschlossenen Kinderspielplatz. Etwas schräg, aber mit Keilen kann man ganz gut stehen. Wir entscheiden uns, hier zu bleiben und die Wäsche zu machen. Bei dem starken Wind ist die Wäsche auch schneller trocken. Bisher ist keiner weiter gekommen und wir posten, dass dieser Platz besser ist als der angegebene. Die Reiseleitung teilt mit, dass sie den eigentlichen Platz aus der Ferne mit dem Fernglas angesehen hat und keiner war da.

Am späteren Nachmittag kommen dann noch 4 andere Womos auch hier her. Die anderen sind bereits alle in Riad, wo wir morgen erst ankommen sollen. Der Platz in Riad ist aber eine Baustelle und alle die jetzt dort stehen wissen nicht, wohin sie sollen. Die Reiseleitung hält sich bedeckt so geht ein reger Austausch durch die Gruppe. Kurz vor Sonnenuntergang machen wir noch einen kleinen Spaziergang durch den Ort. Hier wird gebaut was  das Zeug hält, überall entstehen Hotels und Häuser. Abends kommen Anwohner vorbei und machen mit uns Selfies. Mal sehen, wo wir morgen in Riad bleiben.

21.2.23, Dienstag, Haradh – Riad, 292 km

Ich habe gut geschlafen, nachdem erst die Hunde noch eine Zeit lang gekläfft haben. Erst morgens waren die Lastwagen wieder zu hören, die an der Autobahn über die Bumper gefahren sind. Wir machen uns auf den Weg, das letzte Stück der Wüste zu durchqueren. Jetzt sehen wir auch Kamele und ein paar Kamelfarmen, auch eine weitere Farm mit Gemüse. Schwer vorstellbar, dass in dieser Trockenheit etwas wächst. Aber es sind große Beregnungsanlagen zu sehen, sonst würde nichts wachsen. Die Straße ist weiterhin sehr schlecht mit vielen Löchern und tiefen Fahrrillen von den Lastern. Unglaublich viele Lastwagen sind unterwegs und rechts und links der Straße entstehen neue Straßen und Firmen. Es sieht so aus, als wären es Gas- oder Ölfirmen, die hier ihre Stationen ausbauen. Ein riesiges Umspannwerk oder Förderanlage fällt uns auf.

Der Verkehr wird vor Riad dichter und aggressiver. Rechts überholen ist an der Tagesordnung und von 3 Spuren werden 4 gemacht. Jeder drängt sich irgendwo herein. Nur mit einer kurzen Kaffeepause beim Tanken kommen wir kurz nach 14 Uhr auf dem angegebenen Stellplatz in Riad an. Die Reiseleitung ist vor Ort und 7 weitere Fahrzeuge. Wir stellen das Auto ab und gehen gleich einkaufen, da wir kein Brot mehr haben. Werner weiß leider nicht, wo es Lebensmittel gibt, aber eine große Mall ist in der Nähe. Wir laufen ein ganzes Stück zu  der Mall, aber dort gibt es alles außer Lebensmittel. Wir gehen zurück und sehen einen kleinen Laden wo es auch Toastbrot gibt. Dann wieder zurück. Es ist bereits kurz vor 16 Uhr als wir zurück sind. Vor Walter und Helgas Auto sitzen auch Bertram und Maria. Wir setzen uns dazu. Sie haben von einem Anwohner gegenüber eine Kanne arabischen Kaffee und Datteln gebracht bekommen und wir trinken zusammen den Kaffee und essen die Datteln. Dann kommt noch ein Auto mit Fahrer und ein früherer Minister bringt uns ebenfalls Kaffee und Datteln und erzählt uns, er sei auch in Deutschland, Schweiz und Österreich gewesen und begrüßt uns in seinem Land.  Er würde uns auch gern das Luftfahrtmuseum zeigen, das hier in der Nähe ist, auch weitere Einladungen spricht er aus aber wir müssen dankend ablehnen, da wir mit der Gruppe Termine haben.

Abends um 19 Uhr sind wir zum Essen am Platz eingeladen, das ein Caterer bringt. Bis alles ausgepackt und an den Tischen verteilt ist vergeht einige Zeit, dann können wir uns tischweise bedienen und Anton stellt Platten mit Fleisch und Pommes auf die Tische für je 4 Personen. Am Buffet kann sich dann jeder noch Hummes, Salat und Reis holen. Leider ist inzwischen alles soweit abgekühlt und die Pommes weich und lasch. Aber es schmeckt doch und alle werden satt. Zum Nachtisch gibt es noch Kaffee oder Tee und Datteln. Danach können wir Ali noch Fragen stellen bzw. erzählt er uns etwas über die Saudische Kultur und die Rolle der Frau. Die soll in Saudi Arabien das Sagen in der Familie haben, sich nach außen aber als scheu darstellen.

Da morgen ein freier Tag ist wollen wir wissen, was wir morgen ansehen können. Ali erklärt uns, dass morgen Gründungstag von Saudi Arabien ist. Vor 300 Jahren wurde das Königreich gegründet und an dem Tag ist fast alles geschlossen. Was nicht geschlossen ist ist überlaufen. Parkplätze gibt es nur gegen teures Geld aber wenn wir vor 16 Uhr etwas ansehen wollen, haben wir noch Möglichkeit, die Eintrittskarten übers Internet vorher zu buchen. Wir werden den Tag zum Ausruhen nutzen und nicht verplanen.

22.2.23, Mittwoch, Riad

Es ist wieder warm heute Morgen und kein Wind. Ein freier Tag. Wir machen uns nach dem Frühstück gleich auf den Weg, einen Optiker zu suchen. Gestern hat Gerd sich aus Versehen auf seine Sonnenbrille mit den optischen Gläsern gesetzt. Dabei sind beide Bügel im Scharnier abgebrochen. Wir hoffen, dass man es reparieren kann. Wir finden auch ein Geschäft das heute geöffnet hat. Denn durch den heutigen Feiertag sind fast alle Läden unterwegs geschlossen. Aber in einer Mall ist Gerd fündig geworden. Die Bügel kann man nicht mehr anbringen, aber der Verkäufer hat mit Gerd ein Gestell herausgefunden, das seiner Gläsergröße entsprechen könnte. Er lässt es heute Nachmittag einschleifen und abends können wir die Brille dann abholen. Ohne Sonnenbrille geht hier gar nichts. Der weiße Sand und die Sonne sind so hell und die Augen müssen sich ungeheuer anstrengen. Gerd hat zwar noch einen Clip den er über die normale Brille hängen kann, aber mit der Sonnenbrille sieht es sich beim Fahren besser. Danach gehen wir wieder zum Womo. Es liegt schon wieder Wäsche an und so einiges andere und der Vormittag ist schnell herum. Bis abends haben wir noch ein bisschen mit den anderen gequatscht und an einigen Womos wird herumgeschraubt und gewerkelt. Ein Lastwagen fährt hier auf den Platz und verteilt an alle Womos ein Paket mit 12 Wasserflaschen je ½ l Inhalt. Morgens stand schon vor jedem Womo 1 eine Packung (1 Liter)  H-Milch, 4 Orangensaftpäckchen und 2 kleine Wasserflaschen. Von gegenüber kommt wieder eine Kanne mit Tee, den wir in den Autos verteilen. Wir sind sehr überrascht von der Großzügigkeit der Anwohner hier.

Um Kurz nach 19 Uhr ruft der Herr aus dem Optikergeschäft an und sagt Bescheid, dass die Brille abholbereit ist und wir machen uns gleich auf den Weg. Es ist auch alles o.k. und Gerd kann wieder die Sonne ausblenden. Nach unserer Rückkehr war das Wassertankauto immer noch nicht da, das uns schon für gestern versprochen wurde. Nach einigen Verhandlungen hat Ali einen Anwohner gewonnen, uns sein Wasser zur Verfügung zu stellen und es wird ein langer Schlauch aus dem Garten des Anwohners zu uns auf den Platz verlegt. Eine weitere Schlauchverbindung verlängert das Ganze und so können wir gleich an unserem Platz Wasser bunkern, auch einige andere die in der Nähe stehen füllen gleich ihre Tanks. Die restlichen machen das morgen früh, da sie das Auto erst hier herfahren müssen und jetzt ist es bereits dunkel und die Fenster verhangen.

23.2.23, Donnerstag, Riad

Der Vormittag ist noch frei und wir lassen es gemütlich anlaufen. Um 13 Uhr startet  ein großer Reisebus mit Ali und uns zur Stadtbesichtigung. Der Verkehr ist heute moderat, weil Feiertag ist und die Leute nicht arbeiten. Als erstes fahren wir nach Diriyah, der Gründungsstätte der Saudi Arabischen Staaten. Hier siedelte vor über 300 Jahren der Stamm Saud und gründete die Stadt Diriyah, die früher die Hauptstadt war und der Geburtsort des ersten saudischen Königs. 1932 haben sich die arabischen Stämme zusammengeschlossen und das heutige Königreich Saudi Arabien gegründet. Wir besichtigen die früheren Anlagen des Königspalastes und können die Reste und wieder aufgearbeiteten Bauten des Palastes und die Bauweise aus Lehm begutachten. Das Gelände ist riesig und wir sehen nur einen kleinen Teil davon der Museum ist. Es gehört zum Unesco Weltkulturerbe. Diriyah ist heute eine Stadt in der Stadt Riad. Nach 2 Stunden fahren wir nach Riad zurück und sind froh, dass unser Bus eine Klimaanlage hat. Es ist sehr heiß und wir profitieren bei Busfahrten davon, dass wir kein Wasser mitschleppen müssen. Es gibt immer Wasserflaschen vorn beim Busfahrer gratis.  Riad hat 8 Mill. Einwohner und ist das größte Finanzzentrum Saudi Arabiens. Es liegt auf dem Wüstenplateau “Najd“ im Zentrum des Landes.  Zu den Wahrzeichen im Geschäftsviertel gehören das 302 m hohe Kingdom Centre mit einer Himmelsbrücke, die 2 Türme miteinander verbindet.

Wir können es besichtigen und fahren mit dem Fahrstuhl 99 Etagen hoch. Oben werfen wir einen Blick auf die Stadt mit ihren sandfarbenen 4-eckigen Häusern. Wohnhäuser dürfen nur 2-geschossig gebaut werden, das 3. Geschoß nur auf Anfrage und ohne Fenster. Man kann keinen Anfang oder Ende der Stadt sehen, Es ist ein unglaubliches Häusermeer auf das wir herunterschauen. Auf beiden Seiten dieser Brücke sehen wir auf die Stadt und über uns ein künstlicher Sternenhimmel mit kleinen Lichtern als Sterne.

 Auf der Weiterfahrt sehen wir das Al Faisaliah Centre mit der Glaskugel in der Spitze und fahren zum historischen Viertel Deira mit dem Fort Masmak. Hier finden heute zu den Feierlichkeiten des 300. Gründungstages Volkstänze und historische Vorführungen mit Trommeln und Säbelfechtern statt. Abends ist das Fort grün angestrahlt und sieht sehr schön aus. Alles was Beine hat ist hier vertreten und die Kinder sind hübsch herausgeputzt.

Die Stadt hat 4.000 Moscheen und das Leben spielt sich in zahlreichen modernen Einkaufszentren ab. Es ist nach 19 Uhr als wir zurückkehren und noch Meeting haben. Alle sind geschafft vom Laufen und der Wärme und keiner will mehr das Angebot annehmen mit Ali in ein typisches saudisches Lokal zum Essen zu fahren.  

24.2.23, Freitag, Rias – Layla, 339 km

Nach 3 Tagen verlassen wir die Megametropole Riad und begeben uns wieder in die Kieswüste Rub Al Khali. Vom Oman sind wir aus dem Osten in den Nordwesten gefahren, jetzt geht es in den Südwesten. Die Landschaft ist eintönig. Ab und zu gibt es ein Wadi zu sehen mit fächerartigen Bäumen und Büschen, sonst sehr wenig Bewuchs. Eine Kamelherde ist uns begegnet mit schwarzen Kamelen und eine schwarze Ziegenherde. Immer wieder tauchen kleine Hügel in der Landschaft auf die manchmal durch den Straßenbau durchschnitten wurden und rechts und links der Straße als Wände hochragen. Mit einer kurzen Mittagspause kommen wir nachmittags am Stellplatz in Leyla an, wo wir vor einem Vergnügungspark direkt an der Hauptstraße zwischen Parkstreifen stehen. Wir setzen uns mit unserem Kaffeebecher vors Auto, wie auch die anderen Mitreisenden. Nach kurzer Zeit kommen wir uns vor wie im Zoo. Ein Pkw nach dem anderen fährt vor uns auf und hat das Handy in der Hand, die Autoscheiben heruntergedreht ständig die Frage „How are you“ und wo wir herkommen und hin wollen. Sie wollen Selfies machen etc. ein paar Jugendliche sind sehr aufdringlich und setzen sich sogar auf die Stühle. Ester wurde von einem Jungen bedrängt und als sie ihn verjagt hat, hat er ihr den Stinkefinger gezeigt. Sie war sehr aufgebracht und hat sich bei der Reiseleitung beschwert, sie möge ihnen sofort einen anderen Stellplatz besorgen. Werner und Anton haben gerade mit einem Saudi Tee vor ihrem Auto getrunken. Danach ist die ganze Sache hektisch geworden. Auf einmal stand alles an unserem Womo und Anton hat die Jugendlichen wegschicken wollen. Mehrere Autos standen um uns herum. Werner hat mit dem Saudi eine Lösung überlegt und Mr. Said wollte uns einen anderen Platz anbieten. Die Polizei war schon verständigt. Dann hat Mr. Said mit einem Freund telefoniert und der hat uns auf seine Farm eingeladen.

Alle haben in Windeseile die Sachen zusammengepackt und verladen und wir sind im Konvoi hinter Mr. Said zur Farm seines Freundes, ca. 18 km, gefahren. Kurz nach 18 Uhr waren wir vor Ort, eine abgelegene Farm in herrlich ruhiger Natur und wir stehen auf einem großen Schotterplatz neben Palmen.

Wir werden auf die Veranda gebeten und bekommen Kaffee und Datteln angeboten. 3 Angestellte stellen Sofas und Tischchen bereit. Dann kommen Wasserflaschen auf den Tisch, wir bekommen eine Orangenart direkt vom Baum gepflückt, die uns das Wasser im Mund zusammen zieht, so sauer ist sie und eine große Pomeloart, von der wir die dicke Schale probieren müssen. Etwas herb aber nicht schlecht. Dann werden kleine Saftflaschen verteilt, danach Tee. Wir hören, dass wir zum Abendessen eingeladen sind. Nach einiger Zeit wird eine riesige Schale mit Obst auf die Veranda gestellt, dazu Teller und Messer. Die ganze Familie und anscheinend Freunde kommen hinzu. Ein älterer Herr der als Dr. der Literatur und noch einer anderen Fachrichtung vorgestellt wurde und gerade aus Jordanien hier zu Gast ist, setzt sich dazu. Ein paar junge Männer bringen einen Verbrenner für Weihrauch der aber nicht mit Weihrauch sondern mit einem besonders teuren parfümierten Holz bestückt ist, dass man seinen Gästen zur Parfümierung anbietet. Sie zeigen uns, dass man ihn unter sein Kopftuch hält oder unter die Haare um sie zu beduften, auch die Kleidung wird damit parfümiert.

Dann verlassen alle Männer die Terrasse, waschen sich Gesicht, Hände und Füße in einem offenen Waschraum neben der Terrasse und gehen zum Gebet vor die Terrasse wo wir ihnen beim Gebet zusehen.

Wir bekommen danach nochmals Tee (Ingwertee) serviert und gehen dann in das Beduinenzelt nebenan, wo ein Feuer für uns angezündet wurde. Die Bediensteten tragen die Sofas von der Terrasse ins Zelt und wir sitzen um das Feuer herum und warten auf den Caterer, der das Essen bringt.

Es ist bereits nach 21 Uhr als wir in einen Raum mit Stühlen mit roter Husse gebeten werden. Dort ist für uns Salat, Fladenbrot, Hummes und andere Dipsorten, Zwiebeln, Getränkedosen und für mehr als Leute am Tisch sitzen je ein Teller mit Hähnchenfleisch, Pommes und Fladenbrot bereitgestellt. Dann wird noch auf einem großen Teller Reis gereicht. Wir wissen schon gar nicht mehr, wo wir etwas hinstellen sollen, so voll ist der Tisch. Es schmeckt alles vorzüglich und es ist heiß. Das Fleisch ist sehr lecker gewürzt und gut gebraten. Wir können die Mengen gar nicht aufessen, so voll sind die Teller. Selbst die Hälfte wäre noch zu viel gewesen. Nach dem Essen verabschieden sich unsere Gastgeber und der Freund des Gastgebers lädt uns für morgen früh um 9 Uhr hier zum Frühstück ein. Wir sind überwältigt von dieser Gastfreundschaft und fast ein wenig beschämt, dass wir in Deutschland nicht diesen Stil pflegen. Wie Werner uns beteuerte, müssen wir uns keine Gedanken machen, es trifft keine arme Familie. Geld scheint in diesem Land ohnehin für die Saudis keine Rolle zu spielen. Bei den ausländischen Arbeitern sieht es allerdings ganz anders aus. Wir hoffen alle, dass die Reste die wir übrig gelassen haben nicht in den Müll wandern. Wir hätten sie sonst gern mitgenommen, haben uns aber nicht getraut und hoffen, sie finden anderweitig Verwendung.

Dieser Tag war ein besonderer Tag, der ihn uns unvergesslich macht.

25.2.23, Samstag, Layla – bei Wadi Dawasir, 353 km

Bis auf den Wind war es eine herrlich ruhige Nacht. Aber das Dachfenster über den Betten klapperte nachts durch den aufkommenden Wind so heftig, dass wir das Fenster schließen mussten. Morgens geht alles gemütlich los. Wir stellen fest, dass auf der Farm Backweizen angebaut wird. Große Becken speichern Wasser und auf den Feldern stehen Beregnungsanlagen. Wir kommen um 9 Uhr zum Haus und werden erst einmal in einen Gästeraum mit Kissen und Teppich gebeten. Dort gibt es Arabischen Kaffee und Datteln, in der Mitte des Raumes steht wieder die große Schale mit Obst. Im Nachbarraum wird das Frühstück auf den Tischen vorbereitet und wir werden danach herübergebeten.

Eine große Schale mit einem Gemisch aus Brot und gekochtem Gemüse und Gewürzen steht in der Mitte auf dem Tisch, daneben eine große Schale mit kleinen Pfannkuchen mit Puderzucker. Mehrere Schalen mit eingelegtem Gemüse, Schmand, Frischkäsehappen, Honig und Schalen mit Suppe von roten Linsen stehen rundherum um die großen Schalen. Dazu ein Teller mit Fladenbrot. Wir können uns Teller nehmen und Löffel, unsere Gastgeber essen mit den Fingern. Wasserflaschen stehen auf dem Tisch. Es ist für uns ein wenig ungewöhnlich, aber es schmeckt alles gut und wir werden ausreichend satt. Danach verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und bedanken uns noch einmal ganz herzlich für ihre Gastfreundschaft.

Es ist bereits 10 Uhr, als wir die Tagesetappe beginnen. Wir müssen die 18 km zurück nach Layla fahren und dann geht es wieder auf die Hauptstraße auf der wir auch gestern schon hereingefahren sind. Heute weiter in südwestlicher Richtung. Die Landschaft ist wie auch gestern eben mit kleinen Hügeln die manchmal etwas höher werden. Heute sehen wir mehr grün dazwischen und es scheint mehr Ackerbau zu geben. Alle Felder mit großen Beregnungsanlagen. In den 3 Ortschaften die wir durchfahren sind kilometerlange Palmenbepflanzungen an der Hauptstraße entlang zu sehen. Manchmal sogar noch 2 – 3 Reihen mit beschnittenen Büschen und Blumen.

Das Castell das wir uns unterwegs ansehen wollten ist geschlossen und so gab es heute keine weiteren Besichtigungen. Um 16.30 Uhr erreichen wir unser Ziel, das sich heute zwischen einigen Berggipfeln versteckt hat und sehr idyllisch liegt. Ein paar Sanddünen haben wir auch davor. Der Wind ist noch mehr geworden und der Sand weht durch die Luft, so dass wir keine Fenster öffnen. Der Platz ist sehr schön und ein wunderschöner Rundblick in die Hügel der Umgebung.

26.2.23, Sonntag, bei Wadi Dawasir – Khamis Mushayt (vor Abha), km

Gestern Abend gab es in der Ferne noch ein paar Blitze und nachts einige Regentropfen, aber morgens scheint wieder die Sonne. Die Hügel werden größer, dazwischen immer noch lange Wüstenstücke, dann eine kleine Bergkette die langsam größer wird. Ganz allmählich steigt die Straße an und man merkt es kaum, aber nach 200 km stellen wir fest, dass wir bereits auf 1.580 m Höhe sind und am Ziel sind es schon 2.150 m Höhe. Man merkt es an der Temperatur. Durch die kleinen Hügel und Bergketten war die Landschaft heute nicht so langweilig. Außerdem sieht man vor den Städten wieder mehr grün durch die langen Palmenalleen.

Als wir bei unserer Ankunft kurz nach 15 Uhr draußen Tisch und Stühle zum Essen hinstellen, ist es uns im Schatten zu kalt. Wir stehen heute und morgen in einem Resort wo wir Duschen und Toiletten nutzen können. Die letzten 30 km ging es nur durch die Stadt, die sich sehr lang hinzieht. An der Straße waren viele Läden zu sehen, die Felgen und bunte Reifen verkauften. Der Verkehr ist hier sehr massiv und die Leute fahren aggressiv. Die Straße war nicht ganz so schlecht wie vorher, aber die vielen Bumper machen das Fahren anstrengend.

Da in den größeren Städten die LKW nur zu bestimmten Zeiten fahren dürfen haben die innerstädtischen Tankstellen keinen Diesel. Nur außerhalb gibt es an den Tankstellen Diesel. Die meisten Tankstellen an den Landstraßen sind allerdings nur noch Ruinen und die in Betrieb befindlichen sehen auch nicht besser aus. An der Tanksäule erst gucken dann aussteigen damit man nicht in der Dieselpfütze steht. Die Zapfpistolen schalten nicht immer rechtzeitig ab oder der Tankwart drückt weiter bis der Diesel aus dem Tankstutzen schießt. Auch hier ist der Diesel teurer geworden. Ich musste heute für 36 Liter Diesel 6,83 Euro bezahlen. Der Liter kostet hier 0,19 Eurocent. Als wir Ende Dezember in Saudi Arabien waren kostete er noch 0,16Cent.

27.2.23, Montag, vor Abha und Abha,

Abha ist die Hauptstadt der Provinz Aseer und hat die sechstgrößte Bevölkerungsdichte im Königreich Saudi Arabien. Die Stadt ist mit 2.200 m die am höchsten gelegene Stadt des Landes. Einige Teile der Stadt liegen sogar bei 2.400 m Höhe. Abha profitiert von milderen klimatischen Bedingungen mit Tagestemperaturen von 15 – 35° und ist eine fruchtbare Gegend. Das Territorium wurde von den Römern „Glückliches Arabien“ genannt. Leider ist aus dieser Zeit nichts mehr vorhanden. Die Osmanen besetzten im 16. JH. auch diesen Teil und bauten mehrere Wahrzeichen, darunter eine Brücke im Stadtteil Al Basta und der Shamsan Fort. Heute ist Abha die kulturelle Hauptstadt der Region Aseer. Und die gilt es heute zu erkunden.

Der Bus steht um 10 Uhr bereit und unser Guide heute heißt Hamid, der uns begleitet. Er spricht nur englisch und Claudia übersetzt für alle die nicht so gut englisch sprechen oder verstehen. In dieser Region gibt es kein Öl und somit keine Fördertürme. Das Einkommen wird durch die Wirtschaft und Farmbetriebe erzeugt. Da es hier mehr regnet wird in Terrassen Obst und Gemüse angebaut. Allerdings wird die Region jetzt mehr touristisch erschlossen und viele Farmbetreiber geben ihre Farmen auf und stellen auf Tourismus um.

Zuerst fahren wir zu einem alten Lehmdorf das noch bewohnt ist. Hier ist der Baustil ein ganz anderer als in den vorherigen Lehmdörfern. Hier werden in jeder Reihe zwischen die Lehmziegel Steine gelegt, um den Regen daran zu hindern, in die Lehmziegel einzudringen. Das ist sehr eindrücklich zu sehen und der Tatsache geschuldet, dass wir hier auf über 2.000 m Höhe sind und es mehr Regen gibt als im flachen Land und außerdem ist es oft neblig, was die Luft feuchter macht.

Danach fährt uns der Bus zum hängenden Dorf Habalah. Von oben können wir in einen riesigen und tiefen Bergkrater hinuntersehen und gegenüber in der Wand sieht man eine kleine Ansiedlung. Der Stamm der hier seit Urzeiten siedelte hat sich vor den Feinden geschützt gefühlt, denn dort hinunter kommt man nur sehr schwer. Oben, in dem Areal in dem wir stehen, ist eine riesige Freizeitanlage gebaut worden. Aber es ist alles geschlossen. Nur im Sommer, wenn es überall zu heiß ist kommen die Urlauber in diese hoch gelegene Region und freuen sich über den Regen in der Kharifzeit.

Die Mittagspause machen wir in einem Restaurantareal, das hoch über der Stadt liegt und danach geht es mit dem Bus noch einmal noch höher hinauf, zum höchsten Punkt von Saudi Arabien. Hier oben sind wir auf 3.050 m Höhe und können leider nicht auf die Stadt hinunter blicken, denn dichter Nebel hüllt alles hier oben ein. Eine Horde Affen fühlt sich auf dieser Plattform und im ganzen Gebirge rundherum sehr wohl und sie versuchen von den Besuchern alles zu stehlen, was nicht fest ist. Wir machen nur einen kurzen Fotostopp und dann geht es zurück zu unserem Stellplatz. Eigentlich sollte die Tour nur bis 16 oder 17 Uhr gehen. Jetzt ist es aber schon fast 19 Uhr als wir ankommen. Dann noch ein Meeting für die nächsten 2 Tage, Wasser bunkern und Abendessen machen. Das letzte Ziel oben auf den Berg hätten wir alle nicht gebraucht. Der Tag hatte einfach zu viel Fahrerei.

28.2.23, Dienstag, Abha – Al Bahah, Kairah Forest Park, K (2.450 m Höhe), 377 km

Wir stehen um 6 Uhr auf, um die heutige Strecke zu schaffen. Da es mehrere Besichtigungspunkte gibt und die Bergstrecke mehr Zeit braucht. Zuerst fahren wir auf einer landschaftlich wunderschönen Straße den Krater Almajaridah an und wir warten auf eine Mitteilung der Reiseleitung, ob es sich lohnt, aber wir sind schon fast da und haben den Umweg von 50 km fast geschafft, als Werner mitteilt, dass es geologisch vielleicht interessant wäre, aber nicht unbedingt sehenswert. Wir fahren das letzte Stück trotzdem noch hin. Es sieht auch nicht unbedingt nach einem Krater aus sondern eher nach einem bewohnten Tal. Selbst die Dorfbewohner fragen uns, was wir hier sehen wollen und wundern sich. So geht es weiter bei Temperaturen von 34° und die Klimaanlage im Fond des Womos muss ordentlich ackern. Die Mittagspause ohne Schatten wird da zur Sauna. Weder draußen noch drinnen kann man es aushalten. Wir fahren noch ein aufgegebenes Dorf an, das aus aufgeschichteten Steinen ohne Mörtel oder Lehm erbaut wurde. Einige Häuser sind noch erhalten und können besichtigt werden.

Der nächste Punkt ist das etwa 400 Jahre alte Dorf Zee Al-Ain Village in den Bergen bei der Stadt Al Bahah. Es ist heute ein unbewohntes Museumsdorf. Es wurde auf einem weißen Marmorhügel erbaut was im Kontrast zu den umliegenden dunklen Bergen des Sarawat Gebirges steht. Schon von weitem sieht man den Hügel mit dem Marmor. Wir steigen die vielen Treppen bis zur obersten Etage mit den Türmen hoch und treffen noch einige aus der Gruppe. Auch hier ist alles aus aufgeschichteten Steinplatten erbaut ohne Lehm oder Mörtel dazwischen. Die Türen und Fensterläden sind hübsch verziert. Die angegliederte Oase wird von einer natürlichen Quelle bewässert. Angeschlossen ist ein kleines aber sehr informatives Museum das die Geschichte des Dorfes erzählt.

Auf dem letzten Stück wird es noch einmal spektakulär, wir fahren in vielen Serpentinen hinauf in die Berge des Sarawat Gebirges und über den Kamm hinüber nach Al Bahah. Von beiden Seiten des Gebirges können wir in die Schlucht hinunter sehen auf die Straße, die uns hinaufgeführt hat. Leider ist es schon etwas diesig und die Dämmerung hat eingesetzt, so dass die Bilder nicht mehr so schön sind. Die vielen Kurven heute und die z. T. schlechte Wegstrecke mit furchtbar vielen Bumpern war so anstrengend, dass ich abends noch das Gefühl habe, ich fahre Serpentinen. Auch die Höhe macht mir zu schaffen.

1.3.23, Mittwoch, Al Baha – Taif, 240 km

Letzte Nacht habe ich mir noch eine Decke zusätzlich geholt und es war trotzdem nicht richtig kuschelig. Ich glaube, heute hole ich mein Kaschmir Bett wieder aus der Heckgarage. Hier in 2.400 m Höhe ist es nachts doch recht kalt mit 12° und nur dem Bettbezug und einer dünnen Synthetik Decke. Morgens machen wir das erste Mal seit langem wieder das Wasser warm und die Heizung zum Frühstück an. Der Stellplatz liegt sehr schön ruhig und ist mit den verschiedenen Höhen mit Baumbestand auch gut aufgeteilt. Es gibt auch eine Entsorgungsmöglichkeit für die Toiletten.

Dann geht es heute wieder auf landschaftlich sehr schöner Strecke immer noch durch die Berge mal rauf, mal runter. Immer wieder sehen wir Terrassengärten, Ackerbau, Wadis mit Wasser nette Ortschaften und unglaublich viele Ausflugsziele an den Berghängen, wo Picknickplätze und Spielplätze immer beieinander liegen. Die ganze Strecke durch die Berge reiht sich ein Platz an den anderen und meist mit einem herrlichen Ausblick auf Wadis, Schluchten, Täler und Berge.

Bei unserer Kaffeepause beobachten wir drei Schäfer, die auf dem Berg gegenüber sich nacheinander treffen. Wie auch gestern sind auch heute wieder alte steingeschichtete Häuser ohne Lehm oder Mörtelverbindung rechts und links der Straße zu sehen. Meist integrieren sie sich in die neueren Bauten. Aber es gibt auch viele Türme in dieser Art, die vermutlich früher die Wachtürme waren.

Es ist tagsüber wieder sehr warm  geworden und dadurch auch diesig als wir noch einmal einen Blick in einen riesigen Talkessel werfen. Wenn man über die Kante sieht, fällt einem auf, dass hier anscheinend auch der ganze Müll hinuntergeworfen wird. Dann sehen wir Bagger in der Nähe, die an der Kante Sand hinunterschieben und damit den Müll verdecken. Der Müll ist hier und im ganzen arabischen Raum ein großes Problem. Plastiktüten und Plastikflaschen wohin das Auge reicht. Wir können das immer noch nicht nachvollziehen, dass nicht inzwischen ein Umdenken in der Bevölkerung angekommen ist. Lino und Claudia stehen auch hier und laden uns zum Espresso ein, auch Jan und Katalin kommen hinzu.

Die Strecke die wir heute gefahren sind geht Richtung Mekka. Aber dorthin ist es uns untersagt als „Nichtgläubige“ zu fahren. Wir werden morgen ans Rote Meer nach Jiddah kommen, wo wir 2 Tage stehen und auch eine Stadtrundfahrt machen werden. Danach geht es wieder ins Landesinnere und wir fahren gen Nordosten. Schade, dass wir nicht am Roten Meer  weiter nordwärts fahren. Ich hätte gern noch ein paar Bademöglichkeiten gehabt.

Unser heutiger Stellplatz ist ein großes sandiges Gelände hinter einem riesigen Freizeitpark. Es geht über größere und kleinere Verwerfungen ein Stück hinein und von der Straße weg. Schon beim Hereinfahren sehen wir einige Quads, die hier durch den Sand brettern. Später kommen Jeeps zu unseren Autos und Reiter mit Pferden, die einen Ausritt anbieten. Wir lehnen alles dankend ab. Aber Anton macht eine kleine Runde mit dem Quad und ist ganz angetan von der Stärke der Fahrzeuge.

Abends gehen wir vom Platz gemeinsam in ein ca. 1,5 km entferntes Lokal zum Essen. Das hat die Reiseleitung ausgegeben, weil wir uns gestern über die schlechte Information zum Krater geärgert haben. Mit dem Essen wollen sie es wieder gut machen. Nachmittags beginnt es zu regnen und entfernt sehen wir Blitze. Der Regen wird noch stärker und wir fahren mit Taxi und den Autos von Ali und der Reiseleitung zum Restaurant. Dort sitzen wir in einem abgeteilten großen U stark klimatisiert und von Musik beschallt, so dass Unterhaltungen schwierig sind.

Claudia und Lino haben heute Kennenlerntag und laden uns auf das 1. Getränk ein. Das ist eine sehr nette Überraschung. Unser Essen besteht aus einer hellen cremigen Hühnersuppe, Brot, Salat, 3 Sorten Hummes, danach ein großes Tablett mit verschiedenen Fleischsorten (Hühnchen und Beef evtl. auch Lamm). Ich habe nur Hühnchen gegessen. Zum Nachtisch gibt es ein sehr gutes Backlawa und einen Kaffee wer will. Dann geht es wieder mit den Taxen zurück zum Stellplatz, wo wir 22.30 ankommen.

2.3.23, Donnerstag, Taif – Jeddah, 240 km

Der Regen hat dem Untergrund nicht geschadet. Wir hatten schon befürchtet, heute bei der Abfahrt im Schlamm zu stehen, aber der Boden ist fest und wir kommen gut wieder aus dem großen welligen Bereich heraus. Erst fahren wir noch in die Stadt in den Campingshop wo wir uns nach einem Dauerfilter umsehen, aber den gibt es auch hier nicht, nur mit einer Glaskanne zusammen was für das Auto ungünstig ist. Dann verlassen wir die Stadt und es geht wieder in die Berge. Wir müssen von der Höhe von heute 1.600 m bis nach Jiddah auf 0 wieder herunter. Die Strecke durch die Berge ist traumhaft schön. Die verschiedenen Gesteinsformationen und Gesteinsschichten faszinieren. Mal haben wir riesengroße Steine in Hausgröße und mal sieht man kompakte Felswände. Die Farben variieren je nach Gesteinsart. Oft sieht man weiße Linien in dunklem Gestein, mal rosa Granit oder schwarzen Basalt. Es ist fantastisch und dazu die Schluchten in die wir seitlich hinunterschauen können. Viele Bienenkästen in großen Gestellen sehen wir unterwegs. Wir halten wo es möglich ist.

Leider ist die Strecke ohne Haltebuchten und auf den kurvigen Serpentinen findet man kaum Plätze, wo man gefahrlos halten kann. Unterwegs kommt uns eine Kamelherde entgegen und der Führer steht mit dem Auto an der Seite und bedeutet uns, langsam zu fahren. Es sind wohl um die 40 Tiere, die hier die steilen Serpentinen hinauflaufen und wir fragen uns, wo sie wohl losgelaufen sind. Bei unserer Kaffeepause treffen wir Daniela und Frank, die schon seit längerer Zeit nicht bei der Gruppe sind. Sie suchen sich lieber selbst einzelne Plätze. Es ist schon vormittags kaum erträglich, wir haben bereits 36° und im Womo fahren wir nur mit Klimaanlage. Kurz nach 14 Uhr sind wir in Jeddah, wo wir nach langer Sucherei endlich den Carrefour Supermarkt finden. Im Markt ist es angenehm klimatisiert, doch als wir herauskommen bekommt man kaum Luft. Da es schon längst Mittagszeit ist und wir es im Auto nicht aushalten können, gehen wir in den Hamburger Laden gleich am Parkplatz. Auch dort ist es angenehm kühl und die Hamburger sind super lecker. Danach noch 40 km zu unserem Stellplatz. Jiddah ist riesig und der Verkehr extrem. Dazu die Fahrweise der Leute denen es nichts ausmacht, auf der Autobahn in die entgegengesetzte Richtung dir entgegenzufahren um eine Abkürzung zu nehmen. Rechts überholen, schneiden und drängeln ist an der Tagesordnung. Hier zu fahren erfordert eine 200 %ige Aufmerksamkeit.

Unser Stellplatz heute ist eine Straße die etwas abseits liegt und nur Mauern rechts und links hat. Dort stehen wir an den Mauern hintereinander. Um 17 Uhr sollte ein Wasserwagen kommen um unsere Tanks zu befüllen. Auch nach mehrmaligem Nachfragen kommt er nicht. So besorgt Ali für jedes Auto einen 20 l Wasserbehälter. Das reicht zwar nicht so ganz, aber wir müssen uns beschränken und das Duschen fällt dann kürzer aus. Abends sehen wir uns noch mit dem Beamer den 3. Teil der Weihrauchstraße durch Saudi Arabien an, den es auf ZDF Neo 2014 gab und der bei Youtube zu streemen ist. Die Autos sind so warm, dass wir schon bei der Ankunft alle Fenster auf Durchzug stellen. Zum Schlafen setzt Gerd noch den Ventilator in das Dachfenster über den Betten. Es ist trotzdem fast unerträglich heiß. Wir hatten gehofft, hier eine Bademöglichkeit im Roten Meer zu haben, aber das hätten wir nur, wenn wir ein Resort besuchen wo der Eintritt 60 € pro Person kostet.

3.3.23, Freitag, Jeddah

Es war heiß und laut heute Nacht. Immer wieder fuhren Autos durch die kleine Straße und die Katzen haben sich hier nachts ausgetobt und ein riesen Theater veranstaltet. Der Vormittag ist noch frei und einige versuchen, einen anderen Stellplatz zu finden wo es Schatten gibt. Dort steht allerdings ein großer Generator, der eine Traglufthalle aufbläst. Da wir nachmittags zur Stadtrundfahrt wegfahren bleiben wir hier stehen.

Jededah ist eine dynamische saudische Stadt mit schätzungsweise über 5 Mill Einwohnern. Bei der  letzten Zählung von 2014 waren es über 4 Mill. Jeddah bildet das Tor zu Mekka, dem religiösen Zentrum des Islam, das 72 km entfernt liegt. Von den über 5 Mill. Einwohnern sind 60 % Saudis und 40 % ausländische Arbeiter. Heute kommen die meisten Besucher mit dem Flugzeug. Der Flughafen liegt in der Nähe unseres Stellplatzes  und wurde 1980 eröffnet. Die örtliche Bevölkerung ist international zusammengesetzt was sich aus dem Bedarf an ausländischen Arbeitskräften ergibt. Jeddahs Top Sehenswürdigkeit ist die Altstadt al Balad. Die Stadtmauer ist längst abgerissen aber die alten Tore markieren noch die Stellen, wo einst die Stadtmauer stand. Darin befindet sich ein Gewirr von alten Gebäuden und traditionellen Souks (Märkten) und schwankenden mehrstöckigen Korallenhäusern, für die Jeddah berühmt ist. Leider ist Koralle kein sehr haltbares Baumaterial und die meisten Gebäude sind baufällig.

Unser Bus fährt mit uns erst an der Corniche entlang wo wir einen Blick auf die Promenade mit den Palmen und das einzige Hotel (Hyet) direkt am Roten Meer haben. Bei einem Fotostopp am Hilton Hotel setzen wir uns auf ein Teppichcafe wo wir mit einem Minibecher arabischem Kaffee und Datteln bewirtet werden.

Der angekündigte Fischmarkt fällt leider aus und der Bus setzt uns in der Altstadt ab. Wir gehen mit Mohammed, unserem heutigen Stadtführer durch die Altstadtstraßen und sehen uns das alte Viertel „Al Balad“ an. Die Häuser haben hölzerne Balkone mit vielen Schnitzereien. Auch Fensterläden aus Holz und Verzierungen sind vorhanden. Einige der alten Häuser sind renoviert, aber bei einigen scheint der Aufwand so immens zu sein, dass es sich nicht lohnt. Zwischen den alten Häusern sind auch modernere Bauten zu sehen. Zwei der Häuser waren von Deutschen bewohnt, die das Krankenhaus mit aufgebaut haben. Wir können auch in eine Moschee hineinschauen, die alle nach dem gleichen Muster in Saudi Arabien gebaut sind – mit einem Atriumhlof in der Mitte. Bei dem Spaziergang durch den Souk fällt uns auf, dass die Händler nicht so aufdringlich ihre Waren anpreisen, wie im Oman. Vermutlich liegt es daran, dass Saudi Arabien erst vor 2 Jahren sich dem Tourismus geöffnet hat.

Zum Schluss fahren wir wieder an die Corniche, wo um 18 Uhr die große Fontäne ihr Wasser in die Luft sprüht. Sie ist 120 m hoch und ist die höchste Salzwasserfontäne. Mohammed meinte, es wäre die höchste Fontäne überhaupt, aber Claudia konnte ihm beweisen, dass die Genfer Fontäne höher ist. So ist es eben die höchste Salzwasserfontäne. An ihrem Fuß im Wasser steht ein Weihrauchbrenner, woraus das Wasser emporschießt. Die Promenade ist übersät mit Schaulustigen. In der Mitte liegen eine Menge Teppiche und auf den Wiesen sitzen Familien und machen Picknick. Als der Muhezzin ruft, eilen alle auf die Teppiche zum Beten, nachdem sie sich am Wasserwagen an der Straße Gesicht, Hände und Füße gewaschen haben. Nach ca. 10 Minuten ist alles vorbei. Dann fährt auch uns der Bus zurück zum Stellplatz. Unsere Autos standen den ganzen Tag in der Sonne und sind ordentlich aufgeheizt. Es hat zwischenzeitlich einen kleinen Schauer gegeben und jetzt sind viele Mücken unterwegs, so daß wir auch nicht mehr draußen sitzen mögen und im Womo bleiben. Jetzt gönnen wir uns eine lauwarme Dusche trotz des beschränkten Wasservorrats.

4.3.23, Samstag, Jeddah – Al Waba Krater, 330 km

Die Großstadt Jeddah  lassen wir hinter uns auf dem Außenring und haben heute einen Fahrtag ohne besondere Aussichtspunkte. An 2 Stellen zeigt uns das Navi Umwege, weil die Straßen erst kürzlich fertiggestellt sind und wir müssen die Umwege ignorieren und einfach geradeaus weiter fahren. So sind es dann auch keine 547 km sondern nur 330 km.

Die Landschaft hat sich unterwegs oft verändert. Anfangs sind wir auf Meereshöhe gestartet, jetzt sind wir wieder auf 1.200 m Höhe. Zuerst flaches Land, dann Berge und wieder Wüste mit weißem Sand, dann schwarzen Steinen. So war wenigstens die Landschaft etwas abwechslungsreich. Wir sind ohne Pause durchgefahren und waren um kurz vor 14 Uhr am Krater. Gleich schnell die Wäsche gewaschen, Mittag gegessen und einen Spaziergang um den Teil des Kraters gemacht, der begehbar ist. Der Krater hat einen Durchmesser von 2 km. Vom Rand bis nach unten zum Kraterboden sind es 200 m. Die Mitte des Kraters ist mit salzigen Sedimenten bedeckt, wodurch die weiße Farbe entsteht. Vom rechten Ende der begehbaren Strecke hat man den schönsten Blick in den Krater. Auf einen Vorsprung etwas unterhalb kann man hinunterklettern. Ganz nach unten ist untersagt, da vor kurzem 3 Spanier vermutlich durch Gase dort unten ums Leben kamen. Der Krater ist ein Maar Krater und hat sich durch vulkanische Aktivität in Form eines unterirdischen Ausbruchs gebildet.

Unser Stellplatz, der vor dem Infozentrum des Kraters liegt, ist ein allgemeiner Parkplatz. Einige Einheimische sind mit den Pkw`s direkt über das Gelände zu den kleinen Pavillions am Kraterrand gefahren. Als wir gerade auf dem Rückweg vom Kraterrand sind wird der Himmel dunkel. Wir schaffen es gerade noch zum Auto, dann bricht ein starker Sturm herein und wir können gerade noch den Wäscheständer retten, der schon mit einem dicken Stein beschwert war. Die Dachfenster schnell geschlossen und die Stühle reingestellt. Aber nach kurzer Zeit hat sich der Sturm gelegt und alles ist wieder gut. Meine Wäsche war auch schon trocken. Um 18 Uhr ist Meeting und Werner erklärt uns die Route in Jordanien.

5.3.23, zwischen Al Waba Krater und Buraida, (50 km hinter Afif) 357 km

Wir haben heute nochmal einen Fahrtag ohne Besichtigungspunkte. Aber auch heute ist die Landschaft wieder sehr unterschiedlich. Mal ganz eben, mal hügeliges Gelände aber überwiegend eben. Auf mindestens der halben Strecke müssen wir mit Sandstürmen kämpfen. Der Wind ist heute schon seit morgens sehr stark. Durch den Sandsturm ist die Sonne auch nicht so stark aber wir haben trotzdem an die 30°. Der Sand sieht immer wieder anders aus. Erst ist er weiß, später rot und gelb, dazwischen immer wieder Flächen mit schwarzen Steinwüsten. Die Straßen sind heute überwiegend löchrig und es gibt keine Rastmöglichkeiten an den Seiten. So fahren wir für die Kaffeepause von der Hauptstraße in eine Abzweigung und stellen uns dort an den Seitenstreifen. Auf der Hauptstrecke ist ein reger Lkw-Verkehr und dort stehen wir zu unsicher und bei den Seiten weiß man nie, ob sie zu sandig sind und wir uns vielleicht festfahren.

Es gibt nur 2 größere Ansiedlungen auf der heutigen Route wo wir tanken und auch einkaufen können. Aber wir haben noch Vorräte genug und müssen nichts besorgen. So sind wir kurz nach 14.00 Uhr an unserem Ziel, abseits der Straßen zwischen Hügeln und sehr schön gelegen. Es ist noch immer sehr windig. Nach dem Essen gehen wir auf den Berg vor unseren Womos und machen von oben Fotos und laufen danach noch ein Stück zwischen den Hügeln hindurch wo ein Berberzelt steht und eine Schafherde eingepfercht ist. Nachmittags lese ich noch und Gerd sortiert die Bilder, damit wir den Reisebericht fertigstellen können. Um 18 Uhr noch ein kurzes Meeting und weiter mit dem Bericht und den Bildern.