1.12.22 Donnerstag, Vardzia (Georgien) – Cildir See (Türkei 125 km
Wir verlassen den schönen Canyon und die Höhlen auf dem gleichen Weg wie wir hinein gefahren sind. Kurz vor der Grenze treffen wir uns alle und absolvieren den Grenzübertritt gemeinsam.
Mein Resümee für Georgien: Ein landschaftlich wunderschönes Land aber auch ein armes Land. Viele verfallene Häuser sieht man, besonders auf dem Land. Es gibt eine reiche Oberschicht die man in den Lokalen und Geschäften in der Stadt sieht, aber die Mehrheit hat ein geringes Einkommen. Ausgebildete Handwerker wandern ab, weil sie hier nichts verdienen, ebenso die Krankenschwestern. Die Sozialrente beträgt 300 Lari, das sind gut 100 €. Davon kann hier keiner leben. Deshalb ist der Familienzusammenhalt sehr eng und die Rentner sind auf die Unterstützung der Kinder angewiesen.
Die Grenzabfertigung geht auf georgischer Seite einigermaßen zügig, Beifahrer müssen wieder aussteigen und selbst durch die Kontrolle gehen. Auf türkischer Seite wird akribisch das Auto gemustert. Alle Außenklappen müssen geöffnet werden, innen sagt der Zöllner, welche Klappen wir öffnen sollen. Es dürfen nur pro Person 2 l Alkohol unter 22% oder 1 l über 22 % eingeführt werden. Die meisten haben ihre Vorräte verbunkert – die Reiseleitung hat dazu animiert. Gestern Abend wurden noch größere Mengen von einigen Mitfahrern vernichtet. Heute haben sie Kopfschmerzen.
Unterwegs haben wir in einem Ort Käse gekauft. Dort haben Schweizer Käsehersteller vor Jahren den Türken die Käseherstellung auf ihre Weise gezeigt. Mal sehen, ob er anders schmeckt als der normale türkische Käse. An der Grenze hat sich unser neuer Landesguide Levent vorgestellt.
Wir stehen heute am Cildir See, dem 2. größten See Ostanatoliens auf einer Höhe von 2.000 m. Er ist 123 km2 groß und 42 m tief. Es ist lausig kalt. An manchen Stellen sehen wir Eis auf dem See. Ca. 30 km sind wir an seinem Ufer entlang gefahren. Nachmittags legen wir uns hin und pflegen unseren Husten. Um 17 Uhr gehen wir im Restaurant die bestellten Forellen essen. Einige haben sich dazu Bier bestellt. Nach dem Essen werden die Bierflaschen und Gläser schnell abgeräumt. Kurz darauf kommt der Landrat mit Gefolge. Es werden gleich Fotos gemacht denn die Region will den Tourismus aufbauen. Alle gehen wieder in die Womos. Nach kurzer Zeit ist der Landrat mit Gefolge wieder weg und es folgt ein Rundruf, dass wieder Bier ausgeschenkt werden kann. Das erzeugt bei uns nur ein Schmunzeln. Wenn die Obrigkeit da ist darf kein Alkohol ausgeschenkt werden – sonst kein Thema.
In dieser Gegend wird es im Winter um die -40°. Dann kann man über den See mit Pferd und Wagen fahren. So ein Wagen steht neben dem Haus. Auch Eisangeln ist hier dann ein beliebter Sport. Die Uhren mussten wir wieder 1 Stunde zurückstellen und sind somit Deutschland noch 2 Std. voraus.

2.12.22, Freitag, Cildir See – Dogubayzit 260 km
Unsere Fahrstrecke am See entlang geht noch 7 km und es wird am Ende sehr nebelig. Viele Fahrzeuge haben keine Rücklichter. Manche fahren ohne, manche mit Warnblinkanlage. Darum fahren wir sehr langsam um nicht aufzufahren. Es geht immer wieder in die Höhe. Eine Passhöhe von 2.200 m überqueren wir mit Schnee bei -1°. Wenn sich der Nebel gelichtet hat sieht man schroffe Felswände, schwarzen Basalt, auch auf den Feldern (hier überwiegend Getreide) alles mit gesammelten dicken Brocken abgegrenzt. Später werden die Felsen rot und sandig. Wir fahren die Strecke Richtung Iran. In Dogubayzit sehen wir den Berg Ararat zum Teil in den Wolken. Von unserem Stellplatz aus schauen wir direkt darauf.
Wir stehen heute an einem Hotel ca. 13 km hinter Dogubayzit. Hier gibt es einige Bungalows zu mieten. Wir haben die Möglichkeit in zweien zu duschen mit richtig heißem Wasser. Heute haben wir Gas nachgetankt in unsere normalen deutschen Gasflaschen. Die Reiseleitung hat einen Adapter womit man an den Tankstellen diese Flaschen nachfüllen kann. Vorher muss man die Flasche ausbauen und wiegen, das Gewicht der leeren Flasche abziehen und dann weiß man, wieviel Gas man nachfüllen lassen kann. Da die Flaschen keinen Füllstopp haben muss man genau sein, damit es keine Explosion gibt. Da wir in der Türkei das letzte Mal Gas nachtanken können, dann erst wieder im Januar im Oman, müssen wir mit dem Gas sparsam sein. So kam uns das Duschen in den Bungalows gerade recht.
Nachmittags fahren wir mit Kleinbussen in die Stadt und zum Palast des Ishak Pasa. Vor dem Tor mit den schönen Steinverzierungen sind heute drei Brautpaare zu sehen, die hier Bilder machen lassen. In Anatolien tragen die Bräute rote Brautkleider, die Farbe der Reinheit. Der private Palast eines Sultans aus dem 18.Jh. mit vielen schönen Verzierungen von persischen Künstlern ist beeindruckend. Der Sultan war leider sehr korrupt und wurde dafür später geköpft, so hat er nicht lange etwas von seinem Harem gehabt. Danach gibt es ein türkisches Abschlussessen im benachbarten Restaurant mit vielen Vorspeisen, Salaten, Suppe und danach eine riesige Fleischplatte. Es wurde noch nicht einmal die Hälfte davon gegessen. Zum Nachtisch Kuchen und Tee. Alkohol konnte bestellt werden. Zum Essen gab es Wasser. Der Raum war sehr ungemütlich und kalt. Ein kleiner Kanonenofen wurde wohl erst kurz vorher angeheizt, schaffte es aber nicht, den großen Raum zu erwärmen. Darum wollte auch keiner im Anschluss einen Film über die Türkei mehr ansehen und es ging zurück zum Platz. Vom Lokal aus können wir auf den erleuchteten Palast des Ishak Pasa sehen.


Im Womo haben wir erst einmal unseren kleinen Elektroheizlüfter angeschmissen, denn heute haben wir einen eigenen Stromanschluss. Sonst hängen alle an einem Kabel und es läuft noch nicht einmal der Kühlschrank auf Strom.
3.12.22, Samstag, Dogubayzit – Van See in Akdamar, 235 km
Wir müssen noch einmal über hohe Berge mit einer Passhöhe von 2.644 m. Ringsherum ist alles weiß. Anfangs sehr nebelig, dann haben wir die Wolkendecke durchbrochen und die Sonne kommt. Auf der weiteren Strecke ist es sonnig. Am Wasserfall in Muradiye machen wir Halt für eine Kaffeepause. Über eine Hängebrücke geht es zu einem sehr schönen Wasserfall mit einem großen Park.


Dann kommen wir an die Spitze des Van Sees der auf 1.650 m Höhe liegt und der größte See der Türkei ist. Ca. 80 km fahren wir am Van See entlang, mal etwas weiter weg, dann wieder direkt am Ufer. Unterwegs ein letzter größerer Einkauf vor der Grenze zum Irak in Van bei Migros und schon ist der Tag fast wieder herum. Unser Campingplatz liegt direkt am See. Strom gibt es nicht. Einige haben eine Bootstour zur kleinen Insel gegenüber gemacht, wir haben es nicht mehr geschafft. Wir haben gerade noch etwas Zeit im Hellen den kleinen Hafen in unserem Ort anzusehen, dann ist Meeting und es ist dunkel.

Nachdem Gerd mit seinem Husten über den Berg ist, aber natürlich noch hustet hat er mich angesteckt. Und mich hat es erheblich schwerer getroffen. Die Apotheken Mitarbeiterin hat mehrere verschiedene Mittel hoch gehalten und „gefragt“ welches wir haben wollen. Sehr praktisch wenn man nur den Namen des Medikamentes lesen kann. Ich habe dann selbst in der Auslage gesucht und Bronchicum gefunden.
Meine liebe Frau schreibt immer wieder von langen Strecke die wir fahren und dann sind das so 250 -350km. Mein Bruder und auch einige Freunde werden denken da müssen wir ihm wohl mal das Autofahren beibringen. Die Straßen in der Türkei sind zum großen Teil nicht schlecht, es gibt auch sehr gute Autobahnabschnitte. Landstraßen sind öfter 4spurig aber nicht eben sondern verworfen und es gibt viele schlecht geflickte Stellen. Auch mal größere und tiefere (>15cm) Löcher. Höchstgeschwindigkeit 90 auf Landstraßen, die wir aber aus den genannten Gründen nicht fahren. Denn wir wollen auch etwas von der Landschaft und dem Treiben in den Orten sehen und da ist einiges sehenswert. In Ortschaften wird die Geschwindigkeit mit 50kmh angezeigt, was nur wenige interessiert, aber da stehen auch am Fahrbahnrand die Müllcontainer oder parkende Autos. Es fehlen auch mal die Gullideckel. Kleinbusse die als „Linienbus“ Leute einsammeln fahren, wenn die Leute eingestiegen sind einfach los und sollte vor ihnen jemand parken dann wird ohne zu zögern die Spur gewechselt. Auch wenn von hinten der LKW mit 90 durch den Ort brettert. In manchen Orten ist es wiederum so schmal bzw. rechts wird 2 reihig geparkt das nur wenig Platz bleibt.

4.12.22, Sonntag, Van See – Midyat, 335 km, 2. Advent
Eine lange Strecke steht heute bevor und wir stehen wieder mal um 6 Uhr auf um im Hellen anzukommen. Der See sieht bei Sonnenaufgang wunderschön aus. Das Gras vor unserem Womo ist ganz bereift. Wir haben 2°. Es geht noch ca. 40 km am See entlang. Auf der anderen Seite schneebedeckte Gipfel. Danach geht es durch eine wunderschöne Bergwelt und später wird es flacher und riesige Obstplantagen sind zu sehen. Dazwischen Gartenbaubetriebe die in Plastik eingetopfte Pflanzen (kleine Obstgehölze) verkaufen. In Hasankale überqueren wir den Tigris wo wir einen Besichtigungsstopp einlegen. Hasankale hat eine antike Stadtbefestigung am Tigris mit diversen Sehenswürdigkeiten beiderseits der Brücke.

Die antiken Bauwerke wurden teilweise mit Spezialtransportern versetzt, um dem Untergang nach der Flutung des Stausees zu entgehen.
Dann geht es zum heutigen Stellplatz auf einem Parkplatz in der Innenstadt ohne Infrastruktur. Wir haben uns hier mit Levet verabredet der uns zum örtlichen Krankenhaus fährt. Da mein Husten sich so verschlimmert hat, dass ich keine Luft mehr bekomme, suchen wir eine Ärztin auf. Levet organisiert alles und es geht sehr schnell bis wir dran sind. (Normalerweise hat man als Einwohner hier 1 – 2 Std. Wartezeit). Das Behandlungszimmer ist durch eine halbe Wand mit dem Nachbarzimmer verbunden und es ist alles von nebenan zu hören. Das Tuch auf der Liege ist wohl schon länger benutzt. Ich werde nur nach Anfrage unsererseits abgehört, die Ärztin verordnet mir Antibiotika und 3 andere Medikamente und schon sind wir wieder draußen. Weil Sonntag ist müssen wir noch eine Apotheke suchen, die Notdienst hat. Der Arztbesuch war kostenlos, nur die Medikamente mussten wir bezahlen.
5.12.22, Montag, Midyat
Sonnenschein und klarer Himmel. Jetzt können alle wieder richtig durchatmen und wir genießen die warme Sonne. Die letzten beiden Wochen waren wir in großen Höhen, hatten meist Nebel und die Luft war von Abgasen der alten Autos und dem Qualm der vielen mit Holz beheizten Häuser für alle eine Belastung.
Levent macht mit uns einen kleinen Rundgang durch die schöne alte Stadt. Midyat bedeutet Höhlenstadt und ist bereits von den Assyrern um die Zeit 100 n.Chr. gegründet. Wir besuchen beim Stadtrundgang ein Gebäude mit diesen erhaltenen Höhlen. Neben vielen alten und schön verzierten Kalksteinbauten sehen wir uns das alte Gästehaus der Stadtverwaltung an, das heute Museum ist. Von ganz oben hat man einen schönen Blick auf die Stadt und die Balkone der kleinen Restaurants. Ich bleibe unten und sehe mir die Fotos an, die Gerd von oben gemacht hat. Viele einheimische Besucher stellen sich hier in Pose und lassen sich fotografieren.

In den vielen kleinen Kaffee- und Teehäusern ist es leer. Aber im Sommer gibt es kein Durchkommen. So haben wir jetzt den Vorteil, alles ohne Gedränge anzuschauen. Danach geht es zurück zum Womo und wir ruhen uns aus.
Heute hat sich Oleg, der neue Reiseleiter vorgestellt. Er löst Valerie ab, der nur bis zur irakischen Grenze uns noch begleitet und nach den VAE Ende Dezember wieder zu uns stösst. Aber Oleg und Levent sind heute mit unseren Pässen zur irakischen Botschaft nach Diyabakir gefahren um unsere Visa zu bekommen. Wir erwarten sie morgen zurück. Darum haben wir noch einen weiteren Tag morgen in Midyat. Die erste Gruppe, die 1 Woche vor uns gestartet ist, wurde in Erbil aufgehalten und konnte nicht weiterfahren. Sie sind nach Bairut geflogen, um für das weitere Gebiet die Visa zu besorgen und wieder zurück nach Erbil geflogen, wo ihre Fahrzeuge standen. Das wird uns jetzt erspart bleiben durch Oleg und Levent. Dafür nehmen wir gern den Extratag in Midyat zum Ausruhen in Kauf.
Abends werden wir nochmals von der Reiseleitung zu einem Abendessen mit türkischen Spezialitäten eingeladen. Das Essen ist dem von vorgestern ähnlich aber nicht ganz so fleischlastig und kein Hammel dabei!

6.12.22 , Dienstag, Midyat
Kurz vor 9 Uhr laute Schläge an der Womotür. Gerd macht auf und draußen stehen Lino mit Nikolausmütze und Claudia mit Besen. Der Nikolaus und sein Gehilfe verteilen an allen Womotüren einen Beutel mit Mandarinen, Walnüssen und dragierten Mandeln. Wir freuen uns sehr über die Aufmerksamkeit der Reiseleitung. Darum haben wir sie gestern in dem Papierwarengeschäft getroffen, weil sie Säckchen und Band gekauft haben und wir auch nach einer Rolle Bindfaden gesucht haben. Ich meine zwar, eine Rolle Bindfaden eingepackt zu haben, aber wir suchen mehrere Teile, die wir nicht finden können. Da ich das Tablet auf dem wir die Koordinaten der Tagesstrecken von der Reiseleitung täglich übermittelt bekommen immer auf dem Schoß während der Fahrt festhalten muss, denn sonst fliegt es mir beim Bremsen und auf unebenen Strecken in den Fußraum, kann ich nicht nebenbei noch fotografieren oder Karten ansehen. Leider gibt es keine Halterung im Womo für das Tablet. Darum will Gerd eine Aufhängung dafür mit Bindfaden basteln. Die Kunststoffseile haben sich nicht bewährt und die Knoten gehen wieder auf.
Heute wurde ein Ausflug zum Kloster Gabriel angeboten, wohin es um 9 Uhr mit Kleinbussen ging. Gerd fährt allein mit. Dieses Kloster ist das älteste christliche Kloster auf türkischem Boden. Es ist auch heute noch für die syrisch/orthodoxen Christen ein wichtiges Zentrum. Gegründet 397 von Samuel und seinem Schüler Simon. Bis 1915 eine selbständige Diözese, danach wurden alle Christen im Genozid umgebracht. Heute leben hier 40 Personen die auch eine Käserei nach Holländischem Vorbild betreiben. Es sind aber keine Mönche. Das Kloster birgt kostbare Schätze in aramäischer Schrift.


Nachmittags lassen wir nochmals die Gasflasche nachfüllen, Diesel tanken und kaufen noch Wasser und Brot für den Grenzübertritt. Dann erklärt uns Valerie beim Meeting, dass es Schwierigkeiten mit den Visa gibt und Oleg und Levent weiterhin verhandeln. Sie kommen heute nicht zurück und wir werden morgen noch einen Tag in Midyat verbringen. Dafür wird morgen ein Ausflug nach Mardin angeboten, ca. 70 km entfernt und 1 Std. Fahrzeit mit den Kleinbussen. In Mardin haben wir dann 3 – 4 Std. freie Zeit bis es wieder zurück geht.
7.12.22, Mittwoch, Midyat
Levent ist gestern noch zurückgekommen aus Gaziantep da er uns heute wieder verlässt. Oleg verhandelt weiter und hofft, am Abend alle Visa und Pässe zurück zu bekommen. Wir fahren heute mit den Kleinbussen nach Mardin bis in die alte Oberstadt. Dort gehen wir die Hauptstraße hinauf bis zur Festung. Allerdings ohne Führung sondern jeder für sich. Wir lassen uns treiben und schauen uns die Auslagen der Schaufenster an wo dragierte Mandeln, Seifen, Kaffee, Tee, Metzger, Frisöre, Kaffeehäuser, Imbissstände und Restaurants, Bäckereien und Konditoreien auf ihre Gäste warten. Das Wetter ist sonnig aber frisch. In einem urigen Kaffeehaus kehren wir auf einen kleinen Schwarzen ein. Ein gemütliches Sofa in der Sonne kommt gerade recht und wir genießen unseren Kaffee mit Kardamom. Alice macht ein Foto von uns, als sie vorbeikommt.

So bummeln wir weiter und kaufen bei einer netten Kuchenverkäuferin eine Schachtel Kekse von verschiedenen Sorten mit Datteln gefüllt.

Auf dem großen Marktplatz setzen wir uns später in die Sonne und schauen dem Treiben zu. Nach 4 Stunden geht es zurück. Mardin war eine nette Abwechslung in der Wartezeit auf die Visa aber es gab kein Highlight hier zu bewundern. Außer der Festung ganz oben auf dem Gipfel haben auch die anderen nichts gesehen.
Abends kommt die Nachricht von Oleg, dass die Botschaft um 15 Uhr geschlossen wurde und entgegen allen Versicherungen, dass er bis zum Büroschluss alle Visa hätte, nichts eingehalten wurde. Morgens zwischen 9 und 10 Uhr beginnen die Tätigkeiten in der Botschaft. Um 12 Uhr gibt es eine Mittagspause von 2 Stunden und um 15 Uhr gehen alle nach Hause. So wird in der irakischen Botschaft in Gaziantep gearbeitet! Oleg wird morgen früh um 8 Uhr dort wieder auf der Matte stehen. Für uns heißt das: noch ein Tag in Midyat. Wie wir von der 1. Gruppe, die uns 1 Woche voraus ist erfahren haben, wird sich dieses Gebaren der Iraker weiter fortsetzen. Wir sind die ersten Reisegruppen die ihr Land besuchen und sie haben die Ruhe weg.
8.12.22, Donnerstag, Midyat
Wir können heute noch mal ausschlafen. Lino und Ararat haben sich etwas zu unserer Unterhaltung ausgesucht, damit keine Langeweile aufkommt. Kirchen sind nicht so der Renner, die Textilfabrik will sich nicht in die Karten schauen lassen und das Pizzadorf ist nur eine kleine Pizzeria. Aber ganz in der Nähe ist eine Weinkellerei und dorthin fahren wir nachmittags zur Weinverkostung. Wir bekommen 4 verschiedene Weine zum Probieren die aber alle nicht unserem Geschmack entsprachen. Es wurden nur 2 Flaschen gekauft. Das hatte Lino aber dem Chef schon vorher prophezeit, denn wir dürfen nur pro Auto 2 Liter Wein in den Irak einführen. Aber man kann ihn ja heute noch austrinken.

Oleg ist seit heute früh wieder in der Botschaft. Um 16 Uhr erfahren wir von Lino, dass Oleg auf dem Weg zu uns ist. Um 20 Uhr ist Meeting, wenn Oleg zurück ist und morgen früh um 6 müssen alle startklar sein um über die Grenze in Cizre in den Irak zu fahren. Im Meeting erfahren wir später die guten und schlechten Nachrichten dann von Oleg persönlich.
Jetzt sollen alle noch die Fahrzeuge mit Wasser, Diesel und Gas betanken, da es im Irak schwieriger wird. Wir haben in Midyat 2 Tage verloren, die müssen jetzt wieder aufgeholt werden. Darum wird die Fahrstrecke morgen länger werden. Seit heute geht es mir wieder besser und die Antibiotika zeigen Wirkung. Die Kondition lässt allerdings noch zu wünschen übrig. Aber eine Bronchitis dauert.
Beim Wasserholen haben wir heute ein türkisches Pärchen aus Istanbul kennengelernt. Sie fahren auch ein Wohnmobil, sind aber jetzt hier im Hotel und haben sich unser Womo angeschaut. Von einer so langen Tour träumen sie auch, aber sie sind ja noch jung. Als wir erzählten dass wir auch nach Jordanien fahren sagte die junge Frau, dass sie Palästinenserin sei. Der junge Mann hat in Deutschland in Nordrhein Westfalen gearbeitet, sprach aber kein deutsch. Es war eine nette Begegnung.
Als Resümee der Türkei kann ich sagen, dass uns die Menschen überwiegend freundlich begegnet sind. Nur die alten Männer und Frauen mit Schleier bzw. arabischer Kleidung schauten uns skeptisch an ohne zu lächeln. Junge Mädchen waren überschwänglich freundlich. Wir sind überrascht, wieviel hier überall gebaut wird. Ganz gleich ob es Einfamilienhäuser, Hochhäuser, Geschäfte, Straßen oder sonst etwas ist. Es ist in den Städten sauberer als gedacht. Zwar wirft jeder hier seinen Müll einfach auf die Straße oder Weg, aber überall sieht man Männer mit Schaufel und Besen Wege und Straßen reinigen. Müllautos begegnen uns überall und ständig. Die Landschaft ist so vielfältig und abwechslungsreich wie es sich auch bei uns von Nord nach Süd verändert. Die Farben sind natürlich der Jahreszeit geschuldet. Uns hat es jedenfalls gefallen und morgen werden wir – hoffentlich – sehen, wie es im Irak weitergeht.