14.11.2022 Montag von Alexandroupolis (Griechenland) nach Kumbag (Türkei)
Nachdem wir gestern ein erstes Treffen und Kennenlernen der gesamten Gruppe einschließlich unseres Reiseleiters Valery und der Tourbegleiter Claudia und Lino am Nachmittag absolviert haben ging es abends zum Begrüßungsessen ins griechische Lokal gleich am Campingplatz. Die vorbestellten Essen waren sehr lecker und reichhaltig. Auch bei den Getränken gab es eine große Auswahl und alle waren sehr zufrieden.

Heute trafen wir uns vor der Grenze zur Türkei und haben die Grenzformalitäten gemeinsam erledigt. Es ging einigermaßen zügig voran und nach der Grenze ist Günay, unser Landesguide und Ararat, den wir bereits aus Usbekistan von unserer Seidenstraßentour kennen dazu gestoßen. Günay übergibt uns gleich die Simkarten für die Türkei, damit wir die Handys für die WhatsApp-Gruppe usw. damit versorgen können. Die Reiseleitung wird bei unvorhergesehenen Baustellen, Straßensperren, Umleitungen etc. uns auf diesem Wege informieren.
Der heutige Stellplatz in Kumbag ist nicht sehr weit, im Ganzen nur 160 km zu fahren. Wir navigieren mit Organic Maps und die Strecke ist mit Koordinaten von der Reiseleitung angegeben, ebenso die Sehenswürdigkeiten und andere relevante Punkte. In der Türkei mussten wir die Uhren nochmals 1 Stunde vorstellen. Jetzt sind wir Deutschland 2 Stunden voraus und waren um 14 Uhr auf unserem Platz in Kumbag wo wir durch den Platzbetreiber eingewiesen wurden. Wir waren das 6. Auto das ankam und haben den letzten Platz mit direktem Blick auf das Marmarameer bekommen. Es weht ganz ordentlich und die Wellen haben weiße Schaumkronen. Eine warme Jacke und Mütze sind draußen von Vorteil.
Die Landschaft auf dem Weg hierher war überwiegend von ocker und olivfarbenen Feldern geprägt die abgeerntet und z. T. gepflügt sind. Hier sieht es nach Lehmboden aus. Ganz anders war es in Bulgarien wo der Boden schwarz und glänzend aussah wenn er gerade gepflügt war. In Griechenland wurde bis zur Grenze diesen Sommer Baumwolle angepflanzt. Überall am Straßenrand lagen die weißen Bällchen der Blüten. Hier in der Türkei ist nicht zu erkennen was angebaut wurde. Aber die Landschaft sieht gemütlich aus; hügeliges Land mit einigen Bäumen und Büschen, dazwischen gold leuchtende Birken und ganz vereinzelt Nadelbäume.

Beim abendlichen Meeting in dem angrenzenden Restaurant stellen sich unser Tourguide Günay und sein Begleiter Ararat vor.
15.11.22, Dienstag, Kumbag – Istanbul 190 km
Das navigieren nach den angegebenen Koordinaten der Reiseleitung ist nicht so ganz einfach, besonders in einer Großstadt wie Istanbul. Das erste Stück war noch einigermaßen aber der Verkehr hier und der Moloch an Fahrzeugen verlangt höchste Aufmerksamkeit. In und um Istanbul nur Stau. Wir fahren über die 2. Bosporusbrücke und in Idealtepe am Küchükyali Karavan Parkin Istanbul ist für die nächsten 2 Tage unser Domizil. Großes durchatmen nach der Ankunft. Einige haben sich verfahren und kamen erst am Nachmittag an. Wir sind 16 Fahrzeuge der Reiseteilnehmer mit jeweils 2 Personen besetzt sowie 3 Fahrzeuge der Reiseleitung und deren Begleiter, insgesamt 37 Personen.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung und wir machen einen Spaziergang durch den großen Park, an dem wir stehen und gehen an der Promenade vom Marmarameer ein Stück in Richtung Hafen. Das Wetter ist besser geworden. Morgens nur Wolken und verhangener Himmel, nachmittags kommt die Sonne. Hinter der Mauer der Promenade sind überall kleine Katzenhäuschen zu sehen. Hier finden wilde Katzen Unterschlupf und sie werden von Anwohnern oder Passanten gefüttert. Auch wilde Hunde laufen überall herum, z. T. an der Autobahn auf die Straße. Sie scheinen hier niemanden zu stören, denn auch sie werden gefüttert und gestreichelt. Ich fürchte, sie beherbergen einen Flohzirkus, da sie sich ständig kratzen. Darum würde ich sie niemals streicheln. Wir lassen den Tag geruhsam ausklingen, da wir morgen einen anstrengenden Tag mit Besichtigungen zu Fuß vor uns haben.
16.11.22 Istanbul
Es geht zu Fuß um 8.30 Uhr mit der gesamten Gruppe zur S-Bahn. Alle haben Audioguides und Kopfhörer bekommen sofern sie keine eigenen Kopfhörer dabei haben. Günay ist heute Stadtführer. Mit der U-Bahn geht es von Idealtepe bis in die Altstadt nach Sirkici auf der europäischen Seite. Unser Stellplatz liegt auf der asiatischen Seite. Die S-Bahn fährt 50 m unter dem Bosporus hindurch mit sehr modernen Zügen, moderner als in Deutschland. In der Altstadt angekommen gehen wir erst in den Park vom Topkapi, dann hinein in die riesige Anlage des früheren Sultanspalastes und sehen uns die verschiedenen Museen und Ausstellungen an. Besonders interessieren natürlich der riesige Diamant und der Dolch mit den 3 Smaragden. Die vielen Verzierungen an den Türen und Wänden sowie die Mosaiken und der Schildpattthron, die Küche, Bücherei und Ruheraum des Sultans sind sehenswert. Von der Aussichtsterrasse haben wir einen Blick auf das Marmarameer. Aber heute ist es diesig und dadurch sind die Bilder nicht klar. Mittags kommt mal die Sonne heraus für kurze Zeit.

Danach geht es zur Kirche Hagia Irene mit einer wunderbaren Akustik. Seit 3 Jahren wird hier restauriert und bis auf die Balkone und Steine ist die Kirche leer. Danach ein Stück durch das Gewühl der Stadt zur riesigen Zisterne die 100000cbm Wasser fassen konnte. Heute durch Stege begehbar und mit Illuminationen punktuell erleuchtet. Eine unglaubliche Größe für eine Zisterne. Istanbul hat inzwischen mehr als 23 Mill. Einwohner die aber durch ein modernes Wassersystem versorgt werden.

Die Hagia Sofia und die Blaue Mosche sehen wir nur von außen und machen danach einen Spaziergang zum Großen Basar wo wir endlich etwas zum Essen kaufen können. Es ist bereits 15 Uhr und alle sind hungrig. Den Basar durchstreifen wir alleine nur kurz und setzen uns mit einem Wrap und einem Tee in ein Straßenlokal.

Nach einer halben Stunde geht es weiter durch enge Gassen und einem unglaublichen Gedränge zum Hafen wo wir kurz vor 17 Uhr ein Schiff besteigen das uns durch den Bosporus fährt unter den Brücken hindurch bis zur engsten Stelle. Bei Dunkelheit kehren wir mit dem Schiff zurück und an den Ufern sind Häuser und Paläste sowie Moscheen hell erleuchtet. Der Nebel hat sich verzogen und so sieht alles viel schöner aus; auch die Bosporusbrücke hat eine schöne Silhouette. An der Galatabrücke steigen wir aus und gehen zu dem Lokal wo wir für heute Abend Fisch bestellt haben. Vorspeisen, Salate und Fisch waren sehr lecker, der Nachtisch hat uns amüsiert. Für jeweils 4 Personen wurde ein kleiner Teller mit einem Küchlein in Größe eines normalen Muffins auf den Tisch gestellt. Jeder bekam einen Teelöffel. Wir haben immer darauf gewartet noch einen Teller mit Eis oder etwas anderem zu bekommen, aber es war tatsächlich so, dass wir uns das kleine Küchlein zu 4. teilen mussten. Aber es hat geschmeckt.
Dann ging es mit der U-Bahn den gleichen Weg zurück und um 22 Uhr waren wir wieder am Womo. Alle haben durchgehalten aber erschöpft sehen wir trotzdem aus, als wir in der Bahn auf dem Rückweg uns so gegenüber sitzen. Immerhin sind wir mehr als 13 Stunden zu Fuß unterwegs mit einer knappen ¾ Std. Mittagspause.
17.11.22 Donnerstag, Istanbul – Safranbolu 380 km
Heute klingelt der Wecker um 6 Uhr da wir eine weite Strecke vor uns haben. Unsere Womos dürfen auf Autobahnen und Schnellstraßen meist nur 80 km/h fahren und so sind gut 6 Stunden Fahrzeit vorgesehen. Der Muezzin ruft um 6.15 Uhr aber da sind wir schon auf. Ich habe ganz schlecht geschlafen denn es riecht seit gestern bei uns im Womo stark nach Abgasen vom Kühlschrank. Wir haben schon ringsherum um den Kühlschrank alles abgeklebt aber es wird nicht besser. Beim Fahren verbraucht der Kühlschrank kein Gas sondern läuft über die Autobatterie. Wenn wir an den Strom angeschlossen sind auf den Campingplätzen dann auch auf Strom. Aber in Istanbul hatte der Platz keine Versorgung und auch unser Begleiter Lino konnte nichts finden.
Morgens quälen wir uns erst einmal wieder durch den Stau der Megametropole und fahren die Maut-Autobahn Richtung Ankara. Hinter Istanbul fährt es sich dann entspannter und wir machen mittags eine Rast an einer Art Rastplatz der allerdings nur aus einem breiten und langen Ausfahrstreifen besteht der völlig vermüllt ist (wie alle anderen Plätze vorher auch). Es gibt keine Abfallbehälter und alle Leute schmeißen ihren Müll irgendwo in die Landschaft. Appetitlich ist es nicht, aber an den Tankstellen zwischen den Lastern ist es nicht besser. Obwohl dort Müllbehälter stehen sieht es ebenso dreckig aus. Als wir dann unser Grauwasser ablassen wollen stellen wir fest, dass der Ablasshahn nicht mehr funktioniert. So musste Gerd erst einmal Werkzeug holen und im Abwassertank nach dem Fehler suchen. Er hat es natürlich gemeistert, war doch klar als Repairfreak. Aber es hat auch wieder Zeit gekostet.
Die Landschaft war heute sehr unterschiedlich. Die ganze Strecke am Marmarameer sah man schöne Häuser und Villen. Sehr wenig Landwirtschaft danach und am Ende wurde es bergig und nur noch karger Boden mit Sträuchern und trockenem Gras aber auch einige Wäldchen mit Pinien, Lärchen und Fichten. Das Gestein sieht weiß und sandig aus wie ein ehemaliges Flußdelta.
Um 16.30. Uhr machen wir von unserem Campingplatz aus einen gemeinsamen Spaziergang in den Ort Safranbolu deren Fachwerkhäuser Teil des Weltkulturerbes der Unesco sind. Hier ist die Residenz von Süleyman Pascha, das griechische Rathaus, eine Karawanserei und ein Hamam aus dem 17. JH. sowie ein byzantinisches Viadukt zu bewundern. Wir werden von Günay durch die Gassen geführt und er zeigt uns die alten Stätten der Kupferschmiede, Gerber und die Möglichkeiten türkischen Safran sowie die lokalen Süßigkeiten „Lokum“ zu erwerben.

Safranbolu liegt auf der Route der früheren Seidenstraße. Wir können Safrantee und Halva probieren. Dann löst sich die Gruppe auf. Es ist bereits 18.15 Uhr und dunkel. Wir gehen mit einigen anderen zum Platz zurück, die anderen essen in verschiedenen Lokalen im Ort. Bei uns gibt es heute Pellkartoffeln und Quark mit Rote Beete Salat im Womo.
18.11.22 Freitag Safranbolu – Hatuscha (Bogazkale) 340 km
Seit gestern Abend hat es immer wieder geregnet, auch heute Morgen noch. Als wir um 7.30 Uhr losfahren (wieder 6 Uhr aufstehen) ist es diesig und regnerisch und dämmert erst. Die Fahrt ist heute nur auf Landstraßen und ohne Stau und auf richtig guten Straßen. Wir müssen unterwegs noch Brot kaufen, da unser Frühstück sehr spartanisch ausfiel. Aber Brot gibt es in den Städten überall, allerdings nur Weißbrot wovon wir nicht richtig satt werden. Die Landschaft ist sehr abwechslungsreich und wir fahren über Passhöhen von 1.500 m und durch Tunnel von 6 km. Anfangs sind die Berge hell und sandig, später grünlich und am Ende rotbraun bis dunkelbraun. Erst gab es Nadelwälder, später kleine Ackerflächen und viele Schafherden am Ende große Ackerflächen mit Rüben (in der dunklen Erde). Wir kommen durch kleine Dörfer die überwiegend aus Lehmhäusern bestehen was die ökologischste Bauform ist. Einige zerfallen bereits in ihre ursprünglichen Bestandteile und hinterlassen nur einen Lehmhaufen.
Da es keine Staus und nur gute Straßen gab waren wir bereits am frühen Nachmittag in Bogazkale auf unserem Campingplatz am Hotel. Der Platz ist groß und mit Obstbäumen bestanden. Toiletten sind o.k. allerdings sind die Duschen kalt. Aber es gibt reichlich Wasser und wir können im Womo duschen. Bis kurz nach 17 Uhr sind alle eingetroffen. Um 17.30 Uhr ist Meeting im Hotel und anschließend erzählt uns Günay etwas über sein Land.
Wir befinden uns hier im anatolischen Hochland. Morgen werden wir die Überreste des antiken Zentrums von Hattuscha kennen lernen. Im 2. Jahrtausend vor Christus war Hattuscha der Kern des Hethiterreiches im nördlichen Kappadokien. Mit einer Fläche von 180 Hektar ist Hattuscha eine der größten Stadtanlagen der Welt. Die Einwohnerzahlen werden auf zwischen 10.000 und 12.000 geschätzt.
19.11.22 Bogazkale (Hattuscha) Samstag
Um 10 Uhr starten wir mit 3 Kleinbussen zur Hattuscha-Anlage. Es sind ungefähr 2 km dorthin. Aber da das Gelände riesig ist, fahren wir mit den Bussen von einer Stelle zur anderen. An jeder Stelle erklären Tafeln was hier einmal gestanden hat bzw. was es bedeutet hat.

Die Stadt war von einer 6,6 km langen Stadtmauer umschlossen und durch 5 bekannte Tore zugänglich. Wir stehen am Löwentor.

Weitere 3 Tore konnten innerhalb der Stadt bisher ergraben werden. 1986 wurde Hattuscha und das benachbarte hethitische Heiligtum Yazilikaya in die Liste des Weltkulturerbes der Unesco eingetragen.
Neben zahlreichen anderen Funden kamen 30.000 meist fragmentarisch erhaltene Tontafeln ans Licht, die mit Keilschrifttexten in hethitischer, alt-assyrischer und mehreren anderen Sprachen beschrieben waren. Auf dem Hochplateau stand der Königspalast dazu kommen Reste von über 30 Tempelbauten hinzu. Die Wohnviertel lagen in der Unterstadt. In der Zeit von 12.000 bis 6.000 v.Chr. hatte das Hethiterreich hier seinen Höhepunkt. Viele der Steinreliefs erinnern an ägyptische Darstellungen. Eine monumentale Anlage die einen Besuch lohnt. Nur gut, dass wir uns mit dicken Jacken und Mützen ausstaffiert hatten. Hier oben auf dem Berg war es lausig kalt und der Wind pfeift uns um die Ohren.

Nachmittags ist Bürostunde bei Valery und wir müssen die Simkarten, das Begrüßungsgeld und das Trinkgeld für die Tour bezahlen. Danach ist Freizeit. Mit der Sonne ist es jetzt auch bei 16° ganz gut auszuhalten. Gerd experimentiert immer noch an unserer Gasversorgung herum da der Abgasgeruch im Womo sich nicht verbessert hat.