Von Izhewsk bis zur Haupstadt Sibiriens Nowosibirsk
31.5., Sonntag, Izhewsk – Perm – -Kungur, 520 Km, morgens wieder sonnig und warm bei 22°. Um 7.30 machen wir uns auf den Weg, der heute sehr lang wird. Wir steuern erst in Wotkinsk das Geburtshaus Tschaikowsky`s an. Wir sind um 8.15 dort aber es wird erst um 9 Uhr geöffnet und wir müssen noch warten. Als wir das Haus suchen überlegen wir noch, wie wir das Schild lesen können und überlegen wie die kyrillischen Buchstaben für Tschaikowsky aussehen. Eine 4 (wobei der obere Strich der 4 gerade sein muss, nicht schräg bedeutet tsch. Merken konnte ich mir dabei : 4 Tschechen. Die kyrillischen Buchstaben sind ganz schön verwirrend. Unser H ist hier ein N, das N ist ein I, das B ist ein W, das W ist ein Sch, das P ist ein R, das Y ein U. Ganz schön verwirrend alles, ab er wir müssen ja die kyrillischen Ortsnamen lesen können und das ist manchmal nicht so schnell geschehen wie wir an den Schildern vorbeikommen. Wir haben das Haus jedenfalls gefunden und einen Rundgang durch das große sehr schön möblierte Haus gemacht, wobei in jedem Zimmer eine andere Dame stand und uns etwas erzählen wollte. Trotz unserer gestenreichen Beteuerungen nichts zu verstehen, haben manche einen ganzen Reim heruntergebetet. An einer Wand konnte man sich Stücke aussuchen, die kurz angespielt wurden, in einem anderen Zimmer wurde ein Tonband abgespielt mit einer Bilderillusion an der Wand von verschiedenen Opernhäusern der Welt und den passenden Musikstücken dazu, das war besonders schön und man fühlte sich wie in der Oper. Der Besuch hat sich jedenfalls gelohnt und weiter geht es auf unserer heutigen Strecke, Wir verpassen die Zufahrt zur richtigen Straße und fahren ca. 90 km eine Schotter- bzw. Schlaglochpiste allerdings mit schöner Landschaft (wie im Schwarzwald), aber es zieht sich endlos dahin. Auch Peter und Edelgard sind diesen Weg falsch abgebogen. Auf der M 7 danach ist es auch nicht viel besser, die Straße hat so viele Schlaglöcher, dass man nicht vorankommt, dann kommt noch ein Stau von 14 km hinzu wo es nur stop and go vorangeht. Unser nächstes Ziel, den Gulag Perm zu besichtigen, könnnen wir abhaken. Hierfür hätten wir noch 140 km dranhängen müssen und außerdem wurden die Uhren heute in Perm nochmals 1 Stunde vorgestellt. Jetzt sind wir Deutschland 3 Stunden voraus. Kurz vor 21 Uhr erreichen wir unser Ziel und Artem hat schon telefonisch angefragt, ob alles in Ordnung sei. Dabei haben wir nur eine kleine ½ stündige Mittagspause eingelegt um voranzukommen. Der Stellplatz liegt sehr schön in einer Waldhanglage neben einem Hotel. Der große Parkplatz neben der Eishöhle bietet ausreichend Platz aber keine Ver- oder Entsorgung. Außer Michael und Barbara und Ernst war keiner im Gulag. Die waren dafür nicht im Museum, beides ging nicht. Alle sind abends geschafft von der langen Fahrt. Franz und Philipp mussten heute an ihrem 10 Tonner einen Reifen wechseln und Thomas hat den 2. Steinschlag in der Windschutzscheibe. Vorgestern hatte er einen kleinen Steinschlag an der Seite bemerkt, der ca. 20 cm waagerecht eingerissen ist, als er nachmittags mit eiskaltem Wasser die Scheiben putzen will reißt das aufgeheizte Glas bis zur Mitte weiter. Heute nun der 2. Schaden.
1.6.2015, Montag, Kungur – Jalym 120 km, warm und sonnig bei morgens 24°. Heute ist der Tag der Extreme. Um 9 Uhr gehen wir gemeinsam zur gegenüber liegenden Eishöhle. Es handelt sich um eine natürliche Höhle, die erst seit 300 Jahren bekannt ist, aber schon vorher von Menschen begangen wurde. Wir haben dicke Jacken und Hosen mit denn es herrscht eine Temperatur von 5° plus. Durch den Kalkberg über der Höhle sickert im Laufe des Frühjahrs Wasser in die Höhle, das durch den Temperaturwechsel gefriert und die Eisformationen bildet. Im Laufe des Sommers werden alle Gebilde kleiner. 7 unterirdische Seen verbinden die Höhlen und das Wasser ist kristallklar. Als wir nach 2 Stunden wieder herauskommen freuen sich alle auf die Wärme draußen, aber das hält nur ½ Stunde an, dann hätten wir es gern wieder kühler. Wir bleiben noch bis nach dem Mittag, dann geht es auf die kurze Strecke heute, wo wir um 17 Uhr in Jalym von den ortsansässigen Babuschkas empfangen werden. Sie haben 3 verschiedene Sorten Kuchen für uns gebacken und heißen uns herzlich willkommen in ihrem Dorf. Nachdem alle kräftig zugelangt haben singen und tanzen sie uns noch etwas vor. Es sind 3 Schwestern in etwas reiferem Alter und der Mann der jüngsten Schwester der Akkordeon spielt. Zum Schluss zeigen sie uns noch einen Tanz, den wir gemeinsam machen und haben auch noch einen Korb mit selbstgemachten Püppchen mitgebracht und wir dürfen uns jeder eins aussuchen. Der Himmel hat sich inzwischen verfinstert und ein Gewitter zieht auf. Wir verabschieden uns von den freundlichen Menschen hier und flüchten in unsere Womos. Wenigstens hat das Wetter solange gehalten wie die Begrüßung gedauert hat. Unser heutiger Übernachtungsplatz ist eine Wiese hinter dem Dorf. Die geländegängigen Fahrzeuge stehen dort, wir stehen mit 6 weiteren Fahrzeugen an der Straße davor, da wir bei Regen evtl. nicht von der Wiese wieder herunterkommen. Bei unserer Ankunft haben uns schon die Kinder des Dorfes besucht uns auf Süßigkeiten gewartet die sie natürlich auch bekommen haben. Im Dorf wohnen fast nur Alte, die Jungen ziehen in die Städte, erst wenn sie Rentner sind, kommen sie wieder. Die Landschaft hier ist sanft hügelig und sieht gemütlich aus. Wir befinden uns im Voruralgebirge. Von unserem Fenster aus haben wir einen schönen Blick auf den See und auf unzählige Mücken auf dem Fliegengitter. Nach dem Gewitter um 20 Uhr noch 23°.
2.6., Dienstag, Jalym – Jekaterinburg 149km, morgens 18° wolkig. Als wir aus dem Dorf herausfahren, verabschieden uns die Kinder mit Fliederblüten und erwarten Süßigkeiten, was wir auch so handhaben. Die heutige Strecke führt erst über eine neu geteerte und mit groben Splitt bestreute Fahrbahn und die Steine spritzen recht und links hoch. Wir fahren so langsam es geht, aber die überholenden und entgegen kommenden Autos schleudern die Steine hoch. Mehrmals treffen uns große Steine an der Frontscheibe aber wir haben Glück, es entsteht kein Schaden. Kurz vor dem heutigen Ziel steuern wir den entscheidenden Punkt an, der Europa und Asien verbindet. Hier gibt es einen alten Obelisken und einen neuen, der aber gerade eingerüstet ist. Unser heutiges Ziel befindet sich noch in Europa. Wir stehen ca. 35 km außerhalb von Jekaterinburg an einem Sportgelände mit abenteuerlichen Versorgungsmöglichkeiten. Wenn man den Wasserhahn für die Wasserversorgung der Fahrzeuge öffnet, bekommt man einen Stromschlag. Es gibt 1 Toilette, keine Duschen aber Strom, 2 Kabel für 14 Fahrzeuge. Die Sportanlage nenn sich „Woltchina“ die Wölfin aber man kann den Namen auch mit schleppen oder schleifen übersetzen denn hier ging früher eine alte Handelsstraße über den Berg und die Waren mussten hier herüber geschleppt werden. Heute gibt es hier 4 Skilifte. Im Sommer ist nichts los. Wir sind um 14.30 vor Ort, mit uns sind 8 Fahrzeuge jetzt da. Alle außer wir haben einen Steinschlagschaden in der Frontscheibe. Es ist wieder sonnig und heiß geworden. Ich mache gleich meine Wäsche, die sich in der Waschtonne unterwegs sauber geschüttelt hat, fertig und hoffe, dass es bis abends trocken bleibt.
3.6., Mittwoch, Jekaterinburg, morgens sind schon 18° nachdem es gestern noch ein Gewitter gegeben hat und ich meine Wäsche im Badezimmer aufhängen musste. Auch nachts hat es noch gewittert und furchtbar gekracht. Um 8 Uhr steht der Bus mit unserer Stadtführerin Irina auf dem Platz und Sergej ist der Fahrer. Knapp 1 Stunde dauert die Fahrt in die Stadt und wir befinden uns an der Grenze zwischen Europa und Asien. Bisher sind alle Flüsse in die Wolga (nach Westen) geflossen, die ins Kaspische Meer mündet. Vom Asiatischen Teil fließen alle Flüsse nach Norden ins Polarmeer. So hat man den Grenzverlauf auch genau herausgefunden (wo die Kontinentalplatten aufeinander treffen). Die Grenze verläuft von Nord nach Süd auf 5.500 km, 2000 km davon sind das Uralgebirge. Jekaterinburg liegt auf einer Höhe von 320m im Mittelural und hat 1.4 Mill. Einwohner und ist erst 292 Jahre alt und nach Moskau, St. Petersburg die 3.größte Stadt, danach kommt Kasan. Erst 1700 hat man hier reichlich Bodenschätze wie Gold, Platin, andere Metalle, Edelsteine und Öl gefunden und abgebaut. Dadurch begann die Wirtschaf zu wachsen und es wurde zum Schwerpunkt der Rüstungsindustrie und Waffenherstellung. Es gibt noch 44 Orte in Russland die es nicht gibt. Sie haben nur Nummern und alles ist geheim. Jeder 15. Russe lebt in solch einer Stadt. Jekaterinburg hat eine Durchschnittstemperatur von 5°. Im Winter (von September April gerne mal um 45° minus. Es gibt auch im Juni manchmal Schnee. Die Stadt hat ihren Namen von Katharina, der Frau von Peter dem Großen (St. Petersburg) und liegt bereits in Asien. Erst fahren wir zu einer Klosteranlage wo in einem Schacht die Reste der Leichen der Zarenfamilie gefunden wurden, was sich nach 1991, als die Archive geöffnet und gesichtet wurden durch DNA-Analysen bestätigt hat. Später wurden hier die verschiedenen Klöster drum herum gebaut. Danach geht es zur Blutkathedrale.
Hier stand früher das Haus der Romanow‘s, der Zarenfamilie, und in diesem Keller wurden alle 7 Familienmitglieder und 4 Bedienstete am 17.7.1917 erschossen. Sie wurden von den Bolschewiken (Swerdlowsk) aus St. Petersburg nach Sibirien verbannt, nachdem der Zar schon auf den Thron verzichtet hatte, da es Unruhen im Land gab. Die Romanow’s herrschten von 1613 bis 1917. An einer Stelle kann man in diesen Keller hineinsehen und an die Wand vor der sie erschossen wurden. Der Zar Nicolaus hatte eine deutsche Ehefrau aus Hessen-Darmstadt und 5 Kinder wovon die jüngste Tochter Anastasia in den deutschen Zeitungen lange als noch lebend galt was sich aber nach den DNA-Analysen als unwahr herausstellte. Hier im Untergeschoß der Kathedrale kann man alles über das Leben der Zarenfamilie ansehen. Dann fahren wir durch die Stadt an vielen schönen Kaufmannshäusern und Kirchen, und zwei alten Bahnhöfen vorbei. Ein Park, der von Alexander v. Humboldt entworfen wurde, einem weißen Marmordenkmal von Jelzin, der unvermeidlichen Leninstatue, vielen kleinen Theatern und riesigen Hochhäusern und Hotels sowie dem höchsten Wolkenkratzer in der UDSSR. Nach dem Mittagessen in einem Hotel mit Buffet machen wir einen Spaziergang zum Fluss Itzewsk mit Fontänen und einem Stauwerk als plötzlich ein Starkregenguss einsetzt und wir klatschnass zu unserem Bus zurückkommen. Wir haben inzwischen 34°. Auf dem Weg durch die Stadt ist wieder Stau und dann sehen wir, dass ein Auto im abfließenden Wasser der Straße steckengeblieben ist. In der Senke hat sich das Wasser aus den oberen Straßen gesammelt und hier einen See gebildet. Es geht jetzt zum 3. Punkt der Asien/Europagrenze und wir machen ein Gruppenfoto. Dann verbschiedet sich Irina von uns und wir bekommen noch ein Europa/Asien Diplom und dürfen uns alle einen Stein zur Erinnerung aussuchen, die in den Uralbergen zu finden sind (Malachit etc.) und fahren mit dem Bus zum Stellplatz. Hier haben wir eine Stunde Zeit zum Duschen und umziehen und fahren um 17 Uhr nochmals in die Stadt zum Theater, wo wir die Ballettaufführung Romeo und Julia sehen. Wir haben die Plätze 17 und 18 in Reihe 6, Andi und Astrid sitzen neben uns. Das Theater ist von außen mit Säulen und Fresken schön verziert. Auch von innen sehr hübsch mit vergoldeten Blumenranken im Rokokostil verziert, alles sehr gemütlich. Es gibt 3 Emporen über uns und das Theater ist fast ausverkauft. Mir hat es sehr gutgefallen obwohl Ballett nicht zu meinen bevorzugten Vorstellungen zählt. Aber die Handlung wurde sehr gut umgesetzt. Um 22 Uhr sind wir zurück. Seit heute früh sind wir 1 Person weniger. Unser Küken Philipp hat uns verlassen und ist in die Schweiz zurückgeflogen. Seine Freundin hat ihm gefehlt. Jetzt muss Opa Franz alleine weiterfahren. Wir finden es alle schade – für beide aber da kann man nichts machen.

Nach dem Regenguss, das blaue Auto fährt nicht mehr

Grenze zwischen Europa und Asien
4.6., Donnerstag, Jekaterinburg – Tjumen, 418 km. Nachts wieder Regen, morgens 20°, erst Wolken, dann Sonne. Wir füllen unseren Wassertank mit dem Quellwasser aus dem Berg und machen uns auf zu dem heutigen langen Fahrtag. Die obere Umgehung von Jekaterinburg ist zwar etwas länger aber dafür umgehen wir den Stadtverkehr. Es ist fast 8 Uhr bis wir loskommen. Es geht immer auf der Hauptstrecke Richtung Osten weiter. Wir haben Europa verlassen und werden die nächsten 5 Monate in Asien sein. Ich bin gespannt, was uns noch so alles erwartet. Unser heutiger Stellplatz liegt oberhalb von Tjumen an den Schwefelquellen. Wir gehen nach unserer Ankunft gleich ins Schwefelbad. Es ist wahnsinnig heiß und fast so schlimm wie eiskaltes Wasser. Lange halte ich es auch nicht aus. Bei 30° Lufttemperatur und 35° Wassertemperatur ist es erst angenehm, als ich wieder herauskomme und die Luft die nasse Haut kühlt. Das Bad ist gut besucht. Drum herum stehen alte Wohnwagen, Zelte, Tagesausflügler mit Auto und Luftmatratze und einige, die nur zum Baden kommen. Unsere Gruppe wird neugierig umrundet, einige möchten mal ins Auto sehen und machen große Augen. Nach dem Meeting um 20 Uhr gehen wir noch kurz zum See und über den Platz aber die Mücken und die kleinen schwarzen Kribbelfliegen fressen uns auf und wir verziehen uns ins Womo.
5.6., Freitag, Tjumen – Krutinka 476 km. Morgens bereits warm und sonnig bei 22° als wir uns um 7.30 Uhr den nächsten langen Fahrtag begeben. Bald ziehen Wolken auf und es regnet um Tjumen herum, danach wieder Sonne und sehr warm. Die Landschaft ist weitläufig, riesige Weizenfelder und Wiesen, manchmal bis zum Horizont. Wir sehen ein paar Mastställe unterwegs für Schweine, auch Rinderherden auf der Wiese und wieder einen Laster der von der Straße abgekommen ist. Wir machen nur eine kurze Mittagspause, Kaffee trinken wir während der Fahrt. Im letzten Drittel sind die Straßen so schlecht, dass wir nur 10 – 30 km/h fahren können. Stellenweise gibt es ein neues Stück aber viele Baustellen und auch Laster schleichen über die großen Schlaglöcher. Wir sind um 17 Uhr am vereinbarten Wiesenstandplatz aber es beginnt zu regnen und 3 Autos kommen von der Wiese zurück. Man kann nicht aussteigen vor Mücken. Da die Wiese bei Regen zu glitschig ist fahren wir weiter zur vereinbarten Moteladresse wo wir auf den Rest der Truppe warten. Franz hat den 3. Reifenschaden und ist um 20 Uhr noch in der Werkstatt. Piet hat ein Kapitalverbrechen begangen weil er über die durchgezogene weiße Linie über die Straße gefahren ist und soll er seinen Führerschein abgeben. Er telefoniert mit Artem, der gibt ihm den Rat es mit Geld zu regeln. Erst soll er 5000 Rubel bezahlen. Er hat 3600 dabei. Der Polizist schickt Rietje und seinen Kollegen weg, zählt in seinem Hut das Geld und Piet kann weiterfahren. Glück gehabt! Das Fahren war heute anstrengend, ich bin auch 2x ein kleines Stück gefahren. Mich haben die Mücken gestern so gepiesackt, dass ich überall furchtbar juckende Quaddeln habe und Fenistil hilft auch nicht. Man kann die Türen oder Fenster nicht aufmachen, ohne dass gleich mindestens 3 Mücken ins Womo huschen. Wir reihen die Erschlagenen auf und zählen abends die Strecke. Heute Abend sind es schon 7 aber sicher werden es noch mehr.
6.6., Samstag, Krutinka – Omsk, 194 km. Den ganzen Vormittag haben wir Wolken bei 22° und es ist angenehm beim Fahren der heutigen Strecke. Wir müssen keinen Schatten suchen für die Kaffeepause da es ohne Sonne gut auszuhalten ist. Seit langem gibt es keine Parkplätze mehr auf der Strecke. An den Motelstationen stehen zu viele Laster und stinken, darum suchen wir uns kleine Seitenwege die auf den Acker führen und gerade so groß sind, dass man wenden kann. Allerdings bieten sie meist keinen Schatten. Als wir gegen Mittag nach Omsk hereinfahren regnet es und die Straßen und die gesamte Stadtansicht sind nicht gerade einladend. Es hat wohl kurz zuvor einen größeren Regenschauer gegeben denn die Straßen sind voller riesiger Wasserpfützen und man kann die Schlaglöcher nicht erkennen, nur am schaukeln der vor uns fahrenden Autos sehen wir die Unebenheiten und das Wasser spritzt im hohen Bogen. Wir sind gegen 14 Uhr am Sportstadion wo wir einen asphaltierten Platz mit Wasserhahn und 3 Stromkabeln haben. Meine Waschtonne ist wieder in Betrieb und ich gehe gleich meine Wäsche spülen und aufhängen, aber bald kommt ein neuer Schauer und ich lege den Schirm darüber. Später kommt die Sonne und abends ist die Wäsche trocken. Beim abendlichen Meeting kommt ein Deutschlehrer mit seiner Schwiegermutter, einer Wolgadeutschen, und wir erfahren von ihnen einiges über Omsk, das 1716 von dem Deutschen Buchholz gegründet wurde , der im Namen von Peter dem Großen hier eine Festung errichten ließ. Heute hat Omsk 1.1 Mill. Einwohner, lebt vom Erdölkombinat, Reifenwerken, Maschinenwerken und Metallverarbeitung. Es gibt hier 15 Universitäten. In 20 Schulen wird deutsch als 1. Fremdsprache unterrichtet. In letzter Zeit wird aber mehr englisch bevorzugt. Hier am Stadion laufen die Leute mit ihren Familien auf und ab und wir fragen uns, was es hier so tolles gibt. Abends flanieren ganze Familien hier entlang. Vielleicht hat es sich herumgesprochen, dass man hier „Häuser auf Rädern“ bewundern kann denn überall wo wir hinkommen werden wir bestaunt und besonders Jugendliche sind neugierig darauf, einen Blick hineinwerfen zu dürfen. Der „große Franz“ ist besonders umlagert, da er ein umgebautes Feuerwehrauto mit hohem Aufbau fährt. Heute hat er eine ganze Gruppe Jugendlicher hineingelassen. Für ihn eine kleine Entschädigung für seinen zurückgereisten Enkel. Ein paar von uns fahren abends mit einem kleinen Bus zu einer Stadtrundfahrt. Die meisten möchten aber abends entspannen. Heute sind nicht ganz so viele Mücken um uns herum. Um 21 Uhr haben wir noch 25°.

Deutsch – Russische Freundschaft (Druschba) der Lehrer mit seiner Schwiegermutter
7.6. Sonntag, Omsk – Kargat 459 km, morgens sonnig bis wolkig bei 22° als wir um 7.30 Uhr uns auf den Weg machen. Bis auf das 1. Stück von Omsk bis zur M 51 lässt es sich einigermaßen fahren. Wir haben auf großen Strecken die Transsibirische Eisenbahn in Sichtweite und können verschiedene Züge beobachten. Mit 2 kurzen Pausen sind wir um 15.30 Uhr am Ziel, einem Motel an der M51 in Kargat. Wir sind mal wieder fast die Letzten, nur der kleine Franz fehlt noch. Alle anderen sitzen schon vor den Womos oder sind beim Wäsche aufhängen oder zum Duschen. Hier gibt es die Möglichkeit, beim Motel die russischen Duschen für 2 € zu benutzen, so brauchen wir bei der Hitze (36°) nicht im Womo hinterher putzen. Um 18.30 gehen alle zum Essen vom Reiseveranstalter im Motel. Aber wir (die letzten 4 Womos die ankamen) müssen die Autos noch umparken, weil wir den Platz für die Laster eingenommen haben. Das Essen ist schon aufgetragen, jedenfalls die Vorspeisen. Es gibt verschiedene Sorten von Salaten, Lachs, Matjes mit gebratenen Kartoffeln, Wurstplatte, überbackene Brote mit Pilzen und Käse etc. Dann wird die Suppe (Borschtsch) serviert. Bier kommt in 1l-Krügen auf den Tisch und der Wein in Flaschen. Am Eingang zum Raum sind schon die Musikanten in Warteposition. 3 Frauen in rot/weißen Kostümen und ein Mann. Sie singen 2 Stunden lang für uns sibirische Volkslieder, wir sollen dazu tanzen. Danach wird das Hauptgericht serviert. Es ist so etwas wie bei uns der Ratsherrentopf (mit Fleisch, Gemüse. Kartoffeln und Käse, alles zusammen im Ofen gebacken. Es hat alles sehr gut geschmeckt und alle haben ordentlich zugelangt. Als Nachtisch stehen große Teller mit verschiedenen Obstsorten bereit. Artem und Dima animieren noch zu verschiedenen Spielen und Wettbewerben und es ist ein ganz lustiger Abend der bis knapp 23 Uhr geht. Am Ende stehen noch Tee und Piroggen zum Abschluss in der Veranda für uns bereit. Wir hätten sicherlich alle etwas länger beim Tee gesessen, hätte man in drinnen serviert, aber die Mücken haben uns fast aufgefressen und so sind alle schnell ins Womo geflüchtet.
8.6. Montag, Kargat – Novosibirsk 184 km, Sonnenschein und schon wieder 23° als wir uns um 8.20 auf den Weg machen. Das erste Stück Straße ist ganz gut zu fahren, aber es sind ein paar Hoppelstrecken dabei. Wir wollen heute das Auto waschen lassen und steuern eine Waschanlage für Laster an. 3 Mitfahrer sind schon hier und 2 fertig. 2 Fahrzeuge können nebeneinander in der großen Halle gewaschen werden. Erst werden sie mich Hochdruck abgespritzt, dann eingeschäumt und nach einer Einwirkzeit wieder abgespült. Es dauerte 40 Minuten und unser Auto ist wie neu. Für 800 Rubel (12,80 €). Als nächstes steuern wir den Supermarkt für Wasser und Obst, Gemüse und Brot an und sind mal wieder die letzten, die am „Deutschen Haus“, unserem Stellplatz für die nächsten 2 Tage, ankommen. Es ist bereits 15 Uhr und wir machen gleich was zu essen, denn um 18 Uhr ist wieder Meeting und danach hat Thomas zum Geburtstagsumtrunk eingeladen, also wieder volles Programm. Jetzt sind wir also in der Hauptstadt Sibiriens und haben 30° und die Stadt sieht aus wie jede andere Großstadt, nur staubiger. Man hat das Gefühl, die ganze Luft ist voller Staub. Bei der Anfahrt versank man oft in einer Staubwolke, wenn ein Laster aus einer Seitenstraße über den Sandstreifen auf die Fahrbahn fuhr. Die Landschaft ist trotz mancher monotonen geraden Strecke nicht langweilig. Immer wieder sind Baumgruppen, Wälder, Felder, Wiesen bzw. Sümpfe und rechts und links der Straße Entwässerungsgräben zu sehen. Oft sind Kilometerweit nur Schilfgras und Rohrkolben sowie andere Sumpf- und Wassergräser und Mädesüß zu sehen. Auch wenn es wie Wiese aussieht, scheint es alles sumpfig zu sein. Die Birken und Erlen überwiegen in letzter Zeit, Weiden und Pappeln gibt es viele, Kiefern sind keine mehr zu sehen. Auch die Gesichter der Menschen haben sich verändert. Das Russische überwiegt, aber auch viele Kasachen sind zusehen, die einen mongolischen Einschlag haben. Meist sind sie hier als Arbeiter zu sehen (Straßenbau, Waschanlage etc.)
Sonstiges:
Das hätte ich nicht erwartet, die M51 nach Omsk ist über weite Strecken sehr gut, besser als manche deutsche Schnellstraße und das tief in Sibirien. Allerdings nur 1 Spur je Richtung.
Es ist eine Weite wie man sie nicht beschreiben kann. Wir sind über 300km gefahren und man sieht nur Felder, Wiesen und Baumgruppen. Der Blick geht kilometerweit über die Felder von einer unvorstellbaren Größe. Keine Ortschaften zu sehen, ganz selten mal am Horizont ein Zuchtbetrieb oder einige Häuser. Trotzdem überhaupt nicht eintönig, einfach toll, erlebenswert.
Aber regelmäßig Bushaltestellen zu denen die Leute oft mit dem Auto gebracht werden oder mehrere km laufen müssen.
Bei Erreichen der M51 (Sibirien Highway) sagte das Navi: Fahren sie 256km geradeaus.
Inzwischen habe ich auch verstanden wie das Tanken in Russland funktioniert.
Man fährt an die Säule und steckt den Tankrüssel in den Tank und spannt den Griff und verriegelt ihn. Die Säule ist noch nicht frei gegeben, es fließt noch kein Sprit. Dann geht man zur Kasse und sagt wieviel Liter man tanken will und bezahlt diese Menge. In diesem Moment schaltet die Kassiererin den Tankrüssel frei und der Sprit läuft schon. Inzwischen wir die Rechnung gedruckt und ich hoffe jedes Mal der Tankrüssel hält im Tank sonst fließt mein Diesel auf die Erde. Die Säule schaltet nach den bezahlten Litern automatisch ab. Hat man sich verschätzt und mehr Liter bezahlt als in den Tank passen wird der Tankrüssel eingehängt und man geht mit der Quittung wieder zur Kasse und bekommt den nicht genutzten Betrag ausbezahlt. Nur so kann man volltanken, zuviel Liter angeben und 2 mal zur Kasse gehen.
Manchmal kann man auch einen großen Betrag hinterlegen und anschließend das Restgeld an der Kasse abholen.
Mit Kreditkarte funktioniert das auch es wird der Betrag abgebucht und falls es zu viel war wird der Restbetrag zurückgebucht. Da gucken sie meist etwas mürrisch.









