Auf der Heimreise

4.4.23, Dienstag, 80 km vor der Grenze in Jordanien – Grenze Irak, 80 km

Wir sind die Vorletzten, die den Platz um 6.45 Uhr verlassen. Um 8 Uhr sind wir vor der Grenze am Treffpunkt und alle sind pünktlich, so dass wir um 8 Uhr in die jordanische Grenze einfahren. Es dauert bis 10.45 Uhr, dann sind alle Stempel in den Pässen und alle Fahrzeuge kontrolliert und wir haben die Ausreisegebühr bezahlt, dann verlassen wir Jordanien. Kurz durchs Niemandsland und dann beginnt die Prozedur von neuem. Erst nur Pässe ansehen und in die Fahrzeuge schauen, dann die Fahrzeughalter zum Extraschalter, die Beifahrer zum Immigrationsschalter, Carnet abstempeln lassen. Dann stellen die Beamten fest, dass bei einigen bei der 1. Einreise die Zollbescheinigung falsch war und die Autos nicht als Deutsche, sondern als Saudis eingereist sind, unter anderem Gerd. Also nochmals zurück zum Schalter. Dann haben sie sich bei Gerd noch beim Bezahlen vertan und Gerd hat statt 25 JOD nur 20 JOD bezahlt. Später merken sie es und er muss nochmals zurück und die restlichen 5 Jod entrichten.

Danach können wir die Fahrzeuge auf dem Hof abstellen. Nach einiger Zeit werden wir gerufen und müssen mit den Pässen zum Augenscan. Dann warten wir ab und essen alle zu Mittag. Es tut sich weiter nichts und wir warten ab, was wir als nächstes machen sollen. Da wir hier heute nicht mehr wegkommen sind alle ganz entspannt. Im Grenzbereich übernachten hatten wir noch nicht. Da Ramadan ist, wird nur bis 16 Uhr gearbeitet und wir erhalten unsere Papiere erst morgen zurück.

An einigen Autos werden noch kleinere Reparaturen durchgeführt.  Grenzbeamte laufen an unseren Fahrzeugen vorbei und fotografieren. Auf dem Gelände gibt es sogar einige kleine Supermärkte. Unser neues Begleitteam hat Simkarten mitgebracht und Bassam stellt sich bei uns vor. Er spricht gut deutsch und regelt viele Dinge für die Einreise. Er macht einen kompetenten Eindruck. Wir hoffen, er hat auch die Landeswährung mitgebracht, denn wir haben noch einiges zu bezahlen wie Straßennutzungsgebühr und Kfz Versicherung sowie Einreisegebühren. Ohne diese Gebühren entrichtet zu haben kommen wir hier nicht weg.

5.4.23, Mittwoch, Grenze Irak – Ramadi , 430 km

Die Nacht war eine Tortour. Die ganze Nacht hindurch haben sich die Hunde angekläfft und nicht aufgehört bis morgens der Muezzin rief. Schrecklich. Um 7.30 Uhr ist Meeting und Werner verteilt alle Unterlagen, mit denen wir jetzt die Grenze verlassen können. Bis in die Nacht hinein sollen die Verantwortlichen noch die restlichen Genehmigungen unterschrieben haben und die Menge an Seiten die kopiert wurden brauchten sicher ein Paket Kopierpapier extra. Da einige Simkarten nicht funktionierten, wurden heute früh noch einige ausgetauscht, auch unsere, damit wir unterwegs auch die aktuellen Mitteilungen der Reiseleitung mitbekommen. Jedes Auto erhält 100.000 Irakische Dinar (1 € = 1.550 ID) und um 8.15 Uhr setzt sich der Tross mit einem Begleitfahrzeug der Militärpolizei vorweg und unserem Begleiter Bassam in Bewegung.

Der 1. Kontrollposten steht schon nach 5 Min. bereit. Aber es dauert nur 15 Min. und es geht weiter. Wir halten ca. alle 25 – 50 km kurz an, weil wir dann ein neues Begleitfahrzeug bekommen und schon geht die Kolonnenfahrt weiter. Eigentlich sollte um 12 Uhr eine kurze Mittagspause von 15 Min. eingelegt werden, aber es gibt immer nur höchstens 3 Min., bis das andere Begleitfahrzeug uns übernimmt. Mittags haben wir einen Hummer mit MG. Allerdings können wir ihn nicht essen, es ist nämlich unser neues Begleitfahrzeug mit Maschinengewehr was uns um 13.30 Uhr zur Mittagspause präsentiert wird. Ein echter Hummer wäre uns lieber.

Nach 250 km wird ein Tankstopp eingelegt. Uns stehen 400 Ltr zur Verfügung und wer will kann 30 l tanken. Morgen soll es noch einmal für jeden 30 l geben. Im Irak ist Diesel an den Tankstellen nicht zu bekommen, nur durch irgendwelche Hinterhofgeschäfte kommt man daran. Die Straße, die einzige die von der Grenze wegführt, ist ganz passabel, zwar auch manchmal Löcher und Risse, aber besser als befürchtet. Die Landschaft ist völlig eben und man kann bis zum Horizont sehen. Manchmal gibt es ein paar Bäume und Sträucher, sonst kein Bewuchs. Es gibt keine Ansiedlungen unterwegs nur die Sicherheitsposten, die hier manchmal als Burg mit Wällen drumherum, manchmal nur Autos an der Straße, auftauchen. All die zerstörten Militärposten und Autos die wir zu beiden Seiten der Straße sehen sind von der ISIS zerschossen bzw. zerbombt. Dieses Gebiet ist immer noch von der ISIS durchsetzt und man erkennt die Leute nicht, sagt uns unser Guide, Bassam, darum die vielen Sicherheitsposten.

Wir fahren streckenweise 80 km/h, manchmal aber auch nur 50, je nachdem wie schnell das Begleitfahrzeug fährt. Wir hatten schon gehofft, bis zum dunkel werden im Ramadi anzukommen, aber dann kommt um kurz vor 17 Uhr ein Kontrollposten und wir stehen  um 19.45 immer noch hier und haben die Pässe nicht zurück weil irgendein Vorgesetzter noch nicht da ist, der in die Pässe sehen muss. Die Militärpolizei ist sehr nett zu uns und will mit uns Selfies machen. Wir haben zugestimmt, wenn wir auch mit ihnen welche machen dürfen. Sie waren einverstanden. Bis zum Sonnenuntergang beobachten wir ein Rudel kleiner Welpen, die hier beim Kontrollposten leben und von ihnen gefüttert werden.

Später sehen wir auch die Hundemutter, die dazu gehört; also doch keinen Welpen mitgenommen. Es ist 20.15 Uhr, bis wir endlich weiterfahren können. Der Vorgesetzte hat nur die Anweisung gegeben, die Pässe rauszugeben und uns weiterfahren zu lassen. Dafür stehen wir 3 Stunden hier. Im Dunkeln fahren wir jetzt mit Begleitfahrzeugen noch bis Ramadi wo bei der Stadteinfahrt nochmals ein Kontrollposten uns aufhält und es geht nicht weiter. Um 22 Uhr fahren wir endlich weiter zum Stellplatz am Ufer des Euphrat, wo wir in einer langen Schlange parken. Es ist 22.30 Uhr und alle sind müde und genervt als Werner beim nächtlichen Meeting meint, morgen um 7 Uhr loszufahren um die Strecke bis Suleymania zu schaffen. Wir protestieren und wollen erst um 8 Uhr losfahren und in Kirkuk entscheiden, ob wir noch weiter bis Suleymania fahren. Darauf einigen wir uns und alle gehen ins Bett.

6.4.23, Donnerstag, Ramadi – Kirkuk, 290 km

Um 8 Uhr stehen alle bereit und es geht los.  Die beiden schwarzen Fahrzeuge der SWAT Truppe, die uns seit der Stadteinfahrt begleitet haben standen heute Nacht vor und hinter unserer Kolonne quer auf der Straße und haben uns bewacht. Morgens begleiten sie uns noch aus der Stadt heraus.

 Jetzt geht es erst noch ein Stück Richtung Bagdad, dann nach Norden Richtung Samarra, wo wir auf der Hinfahrt bereits den Turm mit der Außenwendeltreppe bestiegen haben. Heute ist der Verkehr mehr geworden. Um 10 Uhr stehen wir am 3. Kontrollpunkt, wo es wieder nicht voran geht. An den Kontrollposten müssen jeweils die Pässe vorgelegt werden, die Bassam in Kopie vorlegt, damit nicht immer alle eingesammelt werden müssen, manchmal müssen wir aber auch die Originale rausrücken.  Die Sicherheitsposten, die etwa alle 1 – 2km auf beiden Seiten der Straße  stehen, achten nur auf unsere Sicherheit und kontrollieren nichts. Es dauert mal wieder ewig und erst um 12 Uhr geht es weiter. Lange Zeit fahren wir an einem Fluss entlang, der uns manchmal auch auf beiden Seiten begleitet und die Straße führt auf einem Damm entlang. Es ist grüner geworden und hinter dem Fluss sind Getreidefelder zu sehen. Eine große Beregnungsanlage pumpt das Wasser aus dem Fluss herauf.

In Tikrit biegen wir auf die Straße nach Kirkuk ab. Immer wieder müssen wir auf unsere Begleitfahrzeuge warten, die nicht rechtzeitig bei der Ablösung ankommen. Es dauert mal wieder ewig und nach 2 Stunden Wartezeit sind die Nerven bei einigen schon sehr angespannt und Bassam wird beschimpft, warum alles so lange dauert. Bassam kann leider auch nichts ausrichten und steht zwischen den Fronten. Er kann den Sicherheitsleuten keine Vorschriften machen und auch die handeln nur nach den eigenen Vorgesetzten. Das ist halt die arabische Mentalität und im Ramadan reißt sich ohnehin keiner ein Bein aus. Bassam sammelt dann unsere Reisepässe ein und fährt zum nächsten Kontrollposten vor, um die Durchfahrt zu beschleunigen. Als wir, nachdem das Begleitfahrzeug endlich da ist, am Kontrollposten ankommen ist es bereits wieder dunkel, aber wir kommen, dank Bassams Vorarbeit, gleich durch und können weiterfahren. Wir müssen noch ein ganzes Stück durch den Stadtverkehr zu unserem Stellplatz an einer Parkanlage fahren und das ist in der Kolonne bei Dunkelheit sehr schwierig, weil man manchmal den Vordermann durch die vielen Autos die sich in die Kolonne mischen nicht mehr sieht. Es ist bereits nach 20 Uhr, als wir den Stellplatz erreichen.

Alice und Romina haben zu einem Abschiedstrunk eingeladen, da sie uns morgen verlassen, wenn wir die innerirakische Grenze hinter Kirkuk passiert haben. Dann sind wir im Gebiet des autonomen Kurdistan, wo es keine Kontrollposten mehr gibt und alles viel einfacher ist. So verabschieden wir uns von den Beiden und hoffen, sie kommen heil und gesund in der Schweiz an.

Das war heute wieder ein sehr anstrengender Tag für alle. Hoffentlich wird es ab morgen einfacher.

7.4.23, Karfreitag, Kirkuk – Suleymania – Dokansee, 195 km

Um 9 Uhr gibt es noch ein kurzes Meeting zum heutigen Tag, dann geht es 9.30 wieder mit Militärbegleitung und in Kolonne los. Nach ca. 8 km wird ein Tankstopp eingelegt. Jetzt kann man schon ohne Probleme an verschiedenen Tankstellen Diesel direkt bekommen. Warum auch immer – wir sind ja noch im Zentralirak. Die Landschaft wird gleich hinter Kirkuk hügelig mit grünem Bewuchs, teils mit Getreidefeldern, teils Raps oder Senf.

Es sieht aus wie in Irland. Nach 80 km kommen wir an die innerirakische Grenze. Dieses ist der 3. Kontrollposten heute und überall ging es ohne Probleme und Wartezeiten. Vielleicht, weil der Kultusminister aus Kurdistan der mit uns fährt, und seit gestern Abend zu uns gestoßen ist, oder weil irgendein höheres Tier Anweisungen gegeben hat.  Wie auch immer, wir sind froh, dass es heute zügiger geht. Hier verabschiedet sich auch die Militärpolizei von uns und wir fahren jetzt frei durch das autonome Kurdistan.

13.30 Uhr erreichen wir die Universitätsstadt Suleymania die in einem Tal vor hohen Bergen liegt. Wir fahren fast alle erst zum Carrefour Supermarkt, dann zum heutigen Stellplatz. Der Platz liegt direkt an einer Schnellstraße und von dem angekündigten Park ist nichts zu sehen. Außerdem sieht es vermüllt aus. Hier wollen wir keine 2 Tage bleiben und entscheiden uns mit 3 weiteren Fahrzeugen den nächsten Platz anzusteuern der nochmals 68 km weiter liegt. Die Strecke führt an hohen Bergen mit schönen grünen Almwiesen vorbei. Um 17 Uhr sind wir am Dokansee, dem Stellplatz von übermorgen.

Ein riesiger See mit sehr schöner Landschaft, Bootsbetrieb und von unserer erhöhten Position haben wir einen herrlicher Ausblick. Leider ist der Platz sehr schief und abschüssig auf 3 Etagen angelegt. Mit Mühe und Keilen richten wir unser Womo so aus, dass wir darin schlafen können. Hans und Lucero stehen neben uns auch einigermaßen eben. 2 größere Fahrzeuge sind weiter gefahren, um einen ebeneren Platz zu suchen. Später kommen noch Rolf und Ute die lange  Stützen zum Ausfahren an ihrem Womo haben und unten gut stehen können. Auch Jan und Katalin mit ihrem Landrover kommen noch hierher, obwohl wir uns heute schon von ihnen verabschiedet hatten, weil sie zur Grenze und nach Hause wollten.

Abends wird es schnell frisch und um 18 Uhr verziehen wir uns ins Womo.

8.4.23, Samstag, Dokansee

Heute haben wir Urlaub und genießen den Tag ohne Termine, ohne Programm, ohne Hektik. Nach dem Frühstück gehen wir mit Lucero und Hans durch das Dorf bis zur Staumauer. Aber wir kommen nicht ganz an die Staumauer heran.

 Auch hier sind Absperrungen und die Militärpolizei steht mit Gewehren bereit und verbietet den weiteren Weg.  So gehen wir weiter und zum Dorf zurück wo die Bewohner z. T. vor den Häusern sitzen. Eine Frau füttert die Ziege während der Mann am Anhänger herumschraubt. Eine ältere Frau hütet die Gänse mit kleinen Gösseln und alle winken uns immer freundlich zu.

Nach unserem Rundgang werden wir von Hans und Lucero zu einem Gin Tonic und Häppchen eingeladen. Ich mache noch schnell ein paar geröstete Knoblauchbaguette Scheiben und wir sitzen gemütlich vor unseren Womos und schauen auf den friedlichen See. Wir fragen uns immer, wie die anderen an den Alkohol gekommen sind, da es keine offiziellen Geschäfte dafür gibt. Ein paar junge Iraker aus Bagdad trainieren auf dem See mit den Paddelbooten für ein Rennen in Usbekistan. Sie kommen täglich hier her und wohnen in der Nachbarschaft. Sie sind alle unter 23 Jahren alt, also eine Jugendmannschaft. An ihrer kräftigen Oberarm- und Brustmuskulatur sieht man, dass sie gut trainiert sind.

Den Nachmittag verbringen wir mit diesen und jenen Arbeiten und Hans und Gerd sehen sich die Route für die Heimfahrt von der Türkei an. Heute ist es nicht so sonnig und schon um 16 Uhr zieht es sich zu und wird kühler. Ich habe ein Foto gemacht von einer blühenden Wiese mit angedachten Mohnblumen, aber bei näherem Hinsehen sind es Ranunkeln. Ich konnte nicht widerstehen und musste mir 3 Stück ausgraben und in eine alte abgeschnittene Wasserflasche einpflanzen und mitnehmen. Ich hoffe, sie wachsen bei mir weiter.

9.4.23, Ostersonntag, Dokansee – Dokansee andere Seeseite, 5,8 km

Osterfrühstück mit weich gekochtem Ei ist auch ein Highlight. Meine Färbeaktion mit der Schale der roten Bete gestern brachte nur ein sehr mattes Rosa zustande. Aber es gibt Schlimmeres. Wir lassen es gemütlich angehen. Ich bereite noch 2 Rote Bete Salate für heute Nachmittag zum Grillen vor, denn die Tourleitung hat zum Grillen eingeladen und alle Mitreisenden machen Salate. Mittags laden wir Hans und Lucero zu Bruscetta Broten ein. Lucero macht für alle wieder einen Gin Tonic und wir sitzen gemütlich zusammen.

Nach dem Mittag kommen Heike und Günter, später Ute und Roman, die sich mit Mühe einen Platz suchen. Dann kommt die Nachricht, dass die Tourleitung einen anderen Platz mit unseren Guides gefunden hat, der nicht ganz so schief ist. Also wird alles wieder zusammengepackt und verstaut und wir fahren die 5,8 km am See herum auf die andere Seite dieses Zipfels des Dokansees, denn der See ist riesig und wir sehen nur einen kleinen Teil davon. Dort angekommen müssen wir auch lange jonglieren, um einigermaßen gerade zu stehen. Aber der Platz ist groß und reicht für alle. Auf den Hängen blühen Mohn und Ranunkeln und es ist ein schönes Bild die Hänge die zum See führen anzusehen.

Gerd bezahlt bei Werner noch unsere letzten Beträge der Bürostunde und auch Hans rechnet gleich mit ab, denn wir verabschieden uns morgen früh von der Gruppe und fahren gemeinsam zur Grenze und durch die Türkei. Die letzten beiden Tage schenken wir uns mit der Gruppe, denn morgen soll es wieder ins Rawanduz Canyon gehen, wo wir bereits zu Anfang waren und die Strecke ist so bergig und kurvenreich, dass wir darauf verzichten. So ist heute Abend unser gemeinsames Abschlussessen. Die Reiseleitung hat Fleisch gekauft und wir steuern alle Salate bei. Die 4 Jungs von unserer Irakischen  Begleitgruppe grillen die Spieße und um 17 Uhr sitzen alle in langer Reihe an den Tischen und wir freuen uns, über dieses letzte gemeinsame Essen. Uwe hat auf seinen Geburtstag auch noch Getränke beigesteuert und Claudia verteilt vom Osterhasen kleine Säckchen mit Nikolausmütze in Ermangelung eines Hasenkostüms. Bis nach 20 Uhr sitzen wir noch draußen zusammen, dann  verabschieden wir uns von der restlichen Gruppe, denn 4 Fahrzeuge sind ja bereits auf dem Rückweg und alle verziehen sich in ihre Womos.

10.4.23, Montag, Dokan See – Grenze Irak/Türkei – Silopi (Türkei), 350 km

Hans und Lucero, Gerd und ich starten um 7 Uhr unsere Tour zur Grenze. Die Straße ist grottenschlecht und wir können zeitweise nur 30 km/h fahren. Dann kommen wir in einen Stau. Auf einer normalen Straße stehen 4 Reihen Lkw`s und Pkw`s kreuz und quer und es ist kein Durchkommen. Auch die Gegenspur hat keine Chance. Über den Seitenstreifen fahren  z. T. entgegenkommende Fahrzeuge. Auch wir fahren ein Stück hinter der linken Leitplanke um eine Knäuel von LKWs zu umgehen. Nach 1 Stunde löst es sich auf und wir fahren weiter. Ohne große Pausen fahren wir die Strecke bis zur Grenze durch und tanken nur vorher noch einmal für das restliche Geld.

Um 14.30 Uhr sind wir an der Grenze und haben die Irakische Seite um 16.15 Uhr passiert. Dann geht es über eine Brücke auf die Türkische Seite. Hier stehen wir zwischen Bussen mit Zigarettenschmugglern, die uns ständig belästigen und ins Auto wollen, bzw. betteln. Sie klopfen an die Scheiben, schlagen gegen das Auto und beschimpfen uns, weil wir nicht die Fenster öffnen. Es wird dunkel und wir sind noch immer nicht über die Brücke. Als die Sonne unterging stoppte alles. Dann gingen alle anscheinend beten und haben erst mal was gegessen (Ramadan). Sehr zögerlich kamen wir in kleinen Etappen von ca. 6 Fahrzeugen voran. Vor dem Zollhof wurde es mit den Schmugglern ganz schlimm. Sie versperrten den Weg, so dass wir befürchteten, jemanden anzufahren. Sie rüttelten und schlugen gegen das Auto und die Grenzbeamten am Zollhof haben sie gewähren lassen. Es ist nach 20 Uhr, als wir in den Zollhof fahren und die Schmuggler hinter uns bleiben müssen. Dann noch die Beifahrer in die Passkontrolle und durch die gesamte Zollabwicklungshalle laufen. Die Männer mit den Fahrzeugen zu verschiedenen Schaltern und die Fahrzeuge werden noch von innen kontrolliert. Aber die Zöllner sind sehr nett und höflich. Um 20.50 Uhr haben wir die Prozedur geschafft und die Männer sammeln uns am Ende der Halle wieder auf und wir fahren bis Silopi auf einen Ausweichstellplatz. Unterwegs halten wir kurz bei einem Migrosmarkt und besorgen eine Flasche Rotwein. Wir wollen uns bei L. u. H. revangieren und den anstrengenden Tag mit einem Glas Wein ausklingen lassen, was wir dann auch in geselliger Runde machen.

Es hat fast den ganzen Tag geregnet, abends noch mehr. Die Temperaturen sind geringer geworden und wir nähern uns jetzt anscheinend denen in Deutschland an. Die Landschaft war meist eben, später hügelig bis bergig aber mit viel grün und gelb blühenden Feldern mit Raps und vielen Mohn- oder Ranunkelblüten. Bald haben wir Europa erreicht.

11.4.23, Dienstag, Silopi – Sanliurfa, 352 km

Morgens ist es bewölkt und grau, nachdem es schon nachts geregnet hat. Wir starten heute spät, erst um 9.30 Uhr mit Hans und Lucero. Die Straße ist auf den ersten 150 km grottenschlecht und wir kommen nur langsam voran. Es geht über Cizre im Süden immer geradeaus Richtung Westen. Auf den Wiesen und am Wegesrand begegnen uns Schaf-, Ziegen und Rinderherden in dem schönen hügeligen gelb blühenden Gelände. Nach einiger Zeit wird es sehr steinig auf den Äckern. Dicke schwarze glatte Steine liegen meist zu Mauern oder Feldabtrennungen aufgeschichteten Streifen entlang der Straße und zwischen den Feldern. Auf einigen Strecken liegen die ganzen Felder noch mit den Steinen voll. Später verschwinden sie wieder ganz.

Es regnet eigentlich den ganzen Tag und mittags haben wir gerade mal 16°. Mehrmals zieht ein Gewitter über uns hinweg. Auf der Nordseite sehen wir eine Bergkette.

Nach 16 Uhr erreichen wir den Ort und wühlen uns durch den Stadtverkehr. Aber der anvisierte Stellplatz ist nicht zu nutzen, da vor einiger Zeit hier alles überschwemmt war und der ganze Platz voll Unrat und Schlamm steht. Einige Bagger sind dabei, alles zusammen zuschieben. Wir fahren zu einem weiteren Platz am Museum, wo wir neben 2 anderen Womos und Pkw`s stehen können.

Von anderen unserer Gruppe hatten wir erfahren, dass es hier einen schönen Kunsthandwerkermarkt  gibt, den wollen wir uns ansehen. Wir gehen nach der Karte und finden auch einen Markt, aber nicht den, den wir suchten.

So bummeln wir durch die Gassen und kommen zum Wasser am Park herunter, wo die Leute die Karpfen füttern. Hier soll es nach einer muslimischen Geschichte einen historischen Taufort gegeben haben. Aber das weiß ich nur von Erzählungen und muss mich selbst erst schlau machen.

Dann suchen wir ein Restaurant, um heute noch einmal zusammen essen zu gehen. Wir sehen in den Restaurants immer nur das Gleiche und hätten gern Fisch, aber alle Bemühungen scheitern. Dann fängt es wieder an zu regnen und wir suchen 2 Lokale auf, die uns dann aber doch nicht das anbieten, was wir suchen. Also geht es im Regen weiter und wir finden nichts bis wir zur Mall gegenüber von unserem Stellplatz kommen. Der Weg ist völlig verschlammt und wir haben schon nasse Füße. Dann stellen wir fest, dass auch die Mall geschlossen ist. Jetzt geben wir auf und im strömenden Regen bei zuckenden Blitzen geht es klatschnass zurück ins Womo und wir müssen selbst für etwas Warmes sorgen. Das war leider kein erfolgreicher Tagesabschluss. Wir verabschieden uns noch von Hans und Lucero, denn sie wollen morgen früh noch das Museum besuchen. Wir wollen aber auf kürzestem Weg nach Hause.

12.4.23, Mittwoch, Sanliurfa – Tuz Gölü, Nähe Gülhuyuk, 737 km

Um 7.30 Uhr sind wir startklar und es geht auf eine lange Etappe.  Das Wetter hat sich beruhigt und die Sonne scheint. Es geht auf die Autobahn die ganz ordentlich ausgebaut ist, nur manchmal einige Schlaglöcher und unebene Stellen. Die Landschaft ist sehr schön und abwechslungsreich. Viele Plantagen mit Walnussbäumen wechseln sich mit Olivenhainen ab. Es ist hügelig und an den Straßenrändern blüht wilder Raps. Als wir über den Fluss Firat fahren sehen wir rechts eine große Staumauer. Beim Tankstopp nach 3 Stunden legen wir eine Kaffeepause ein. Dann geht es weiter, immer auf der E 90 entlang. Bis Adana geht es immer nach Westen, dann in den Norden Richtung Ankara. Hier fallen uns große Zitrusfruchtplantagen auf. An der Straße kann man die Früchte in großen Beuteln kaufen. Unser türkisches Bargeld beschränkt sich auf 2,50 Euro und ist dafür zu gering, so können wir leider nichts kaufen. Schon gestern stellte Gerd unterwegs fest, dass seine Sensoren an den Reifen keinen Druck mehr anzeigen. Beim nächsten Halt konnte er feststellen, dass keine Sensoren mehr dran sind. Wir vermuten, dass uns die Schmuggler aus Frust auf der Brücke die Sensoren abgedreht haben, weil wir ihnen keine Zigaretten abkaufen wollten und auch sonst nichts gegeben haben

Bei der Mittagspause haben wir Wlan und Gerd checkt die Handymeldungen. Hans schreibt uns gerade, er sei an uns vorbeigefahren, habe uns aber zu spät gesehen. Wir treffen ihn dann am nächsten Rastplatz. Das Museum hatte auch wegen des Hochwasserschadens geschlossen und sie sind morgens gleich losgefahren.

Wir haben dann zusammen einen Stellplatz gesucht und uns für den Salzsee entschieden, zu dem wir noch  270 km fahren müssen. Dieses Stück ist eine neue Autobahn mit wenig Verkehr und lässt sich gut befahren. Am See kommen wir 17.40Uhr an. Zwischendurch hat es immer wieder geregnet. Auf dem großen Parkplatz am See können wir über Nacht stehen.

 Ein weiteres deutsches Wohnmobil steht hier auch. Im Shop mit Restaurant sehen wir uns erst um, es gibt aber nur die üblichen Reiseandenken und Salzprodukte. Ein kleiner Steg führt zum See und wir stellen fest, dass das Wasser wirklich sehr salzig ist. Wir essen im Restaurant zusammen eine Kleinigkeit, da das Angebot nicht groß ist, aber der Reis mit Rindfleisch schmeckt uns gut und alle sind zufrieden. Danach verziehen wir uns wieder in die Womos. Es ist lausig kalt geworden, nur 11° und ein frischer Wind. Wir sind hier auf 1.000 m Höhe. Der See ist sehr groß und hat einen hohen Salzgehalt. Wie er entstanden ist können wir leider nirgendwo lesen und wir haben keinen türkischen Reiseführer mit.

13.4.23, Donnerstag, Tuz Gölü – Silivri, 667km

Der Morgen ist mit 5° sehr frisch. Es ist wolkig bis sonnig als wir um 8 Uhr losfahren. Wir tanken gleich noch Diesel bei der nächsten Tankstelle und fahren auf der alten Autobahn die hier direkt vor unserem Stellplatz  verläuft und ohne Maut ist, bis kurz vor dem Zusammentreffen mit der neuen Autobahn. Die Landschaft ist vielfältig mit Hügeln und Bergen mit vielen verschiedenen Nadelbäumen und wir kommen wieder auf eine Höhe von 1.600 m. Dann folgt ein Starkregen und die Scheibenwischer schaffen es fast nicht.

Bei Gerede treffen wir wieder auf die Autobahn, auf der wir bei der Hinfahrt abgebogen sind. Jetzt ist es nicht mehr weit zum Schwarzen Meer, das man von hier fast schon sehen kann. Allerdings hat sich auch noch Nebel um die Berge auf der Seite verbreitet und die Sicht wird immer schlechter. Der Regen sieht nach Schneeregen aus und es hat sich wieder auf 6° abgekühlt. Wir fahren jetzt Richtung Westen und parallel zum Schwarzen Meer.

Dann kommen wir auf die Autobahn vor Istanbul. Auf der Strecke befinden sich mehrere Mautstellen. Jetzt scheint wieder die Sonne als wir die äußere Brücke über den Bosporus befahren.

Der Verkehr hält sich in Grenzen. Bald danach haben wir auch einen Blick auf das Schwarze Meer auf der großen Umgehungsautobahn. Wir fahren weiter bis Silivri. Dort steuern wir 2 Plätze an die nicht zum Übernachten taugen. Auf dem Weg zurück zur Straße sehen wir durch Zufall einen kleinen Laden mit Getränken und wir decken uns noch schnell mit 2 Flaschen Wein ein. An der Straße haben wir einen Lkw Parkplatz hinter der Tankstelle gesehen und fahren dort hin. Wir stellen uns ganz an den Rand und hoffen, dass es nicht ganz so laut wird heute Nacht. Nach dem Essen kommen Hans und Lucero zu uns und wir trinken gemeinsam noch ein Glas Rotwein auf den anstrengenden Tag, damit wir die nötige Bettschwere für die Nacht haben.

14.4.23, Freitag, Silivri – Nis, 655 km

Wir haben einigermaßen gut geschlafen trotz des regen Lkw Verkehrs nachts. Um 8 Uhr geht es wieder los, erst ein Stück auf der Bundesstraße, aber dort sind viele Ampeln und Engstellen, so dass wir bei Corlu auf die mautpflichtige Autobahn wechseln und bis Edirne bzw. der Grenze nach Bulgarien auf der Autobahn bleiben. Es ist noch kühl bei 12°, nachts waren es nur 5°. Die Grenzabfertigung Türkei – Bulgarien war mit ½ Stunde und einer kurzen Kontrolle im Auto ungewohnt schnell nach den letzten Grenzerfahrungen. Direkt nach der Grenze kaufen wir eine Vignette für die Maut an einem kleinen Häuschen und weiter geht die Fahrt auf sehr guter Straße, bis wir um 13 Uhr eine kurze Mittagsrast einlegen. Es ist mit 18° angenehmer geworden. Die Landschaft bietet blühende Obstbäume, grüne Getreidefelder und gelb blühende Rapsfelder

Als wir bei Sofia auf die Umgehungsautobahn fahren, fängt es wieder an zu regnen. Wir sehen uns bei Sofia einen Übernachtungsplatz an, der uns aber nicht zusagt und wir entscheiden uns, weiter zu fahren. Um 16.20 kommen wir an die Grenze von Bulgarien nach Serbien. Hier geht alles noch viel schneller. Wir brauchen noch nicht einmal aussteigen für die Passkontrolle. Es will auch niemand ins Auto schauen und wir werden einfach durch gewunken. Es hat keine 10 Minuten gedauert. Die Straßen sind sehr gut und wir fahren bis Nis durch eine schöne Mittelgebirgslandschaft bei sonnigem Wetter. In Nis, fahren wir durch die Stadt mit vielen austreibenden Birken. Es ist viel Betrieb hier und wir stellen fest, dass heute hier Karfreitag ist und das Wochenende Ostern nach der orthodoxen Kirche. Am Stadion finden wir noch 2 Stellplätze und zu unserer Überraschung ist heute das Parken kostenlos, weil Feiertag ist. Nebenan ist ein großer Park und wir machen noch einen kleinen Spaziergang durch den Park um uns die Beine zu vertreten nach der langen Fahrt. Abends kommt Hans noch mit einer Flasche Rotwein alleine vorbei.  Lucero geht es nicht gut und sie hat sich schon hingelegt und so trinken wir zu dritt ein Glas und plaudern den letzten gemeinsamen Abend, denn morgen fahren sie in Belgrad Richtung Zagreb weiter in die Schweiz und wir nach Ungarn. Es war sehr angenehm und unterhaltsam mit den Beiden.

15.4.23, Samstag, Nis – Gyor –730 km

Heute verabschieden wir uns endgültig von Lucero und Hans, denn sie biegen heute bei Belgrad von unserer Route ab Richtung Zagreb und wir fahren weiter nach Norden Richtung Budapest.  Deshalb fahren wir bereits morgens jeder im eigenen Tempo. Es war eine schöne Zeit mit den Beiden und wir haben uns versprochen, in Kontakt zu bleiben. Nachts hat es bereits geregnet und morgens nieselt es noch bei 7°. Später lockert es auf und die Sonne kommt heraus und mittags sind es schon 15°.

Die Kirschen stehen hier in voller Blüte und viele Plantagen sind bereits mit Netzen präpariert. Aber auch andere Obstgehölze blühen und die ganze Landschaft ist weiß von blühenden Bäumen und Büschen. Dazwischen blühen die Rapsfelder gelb und die Getreidefelder leuchten grün. Aber auch große Felder mit schwarzer Erde die gerade erst bestellt sind unterteilen das Landschaftsbild.

In Belgrad fahren wir an 2 Stellen über die Donau. In den Donauniederungen wächst Reet und es gibt unglaublich viele Pappeln.

Es geht immer geradeaus auf der Autobahn und über mehrere Mauststellen die alle einzeln jeweils mit Karte bezahlt werden. Hinter Subotica kommen wir an die Grenze und wir verlassen Serbien und reisen nach Ungarn ein. Die Ausreise aus Serbien ging recht schnell, aber die Einreise nach Ungarn hat uns mehr als 1 Stunde gekostet, obwohl nur die Pässe angeschaut wurden und ein netter Zöllner einmal ins Auto von der Schwelle aus hinein sah. Aber heute scheinen viele Osterurlauber nach Hause zu fahren, denn es sind unglaublich viele deutsche Kennzeichen dabei. Für Ungarn haben wir die Mautgebühren bereits übers Internet bezahlt. 20 km hinter der Grenze machen wir um 14.15 Uhr eine Mittagspause und fahren danach noch 270 km bis Györ, wo wir an einer Tankstelle auf dem Lkw Parkplatz uns für die Nacht einrichten.

Wir sind jetzt wieder im europäischen Bereich und unsere Handys arbeiten wieder im normalen Tarif. Darum wollen wir heute noch diesen letzten Reisebericht auf die Strecke bringen, damit ihr am Wochenende was zu lesen habt. Wir werden wohl noch 2 Tage bis nach Hause brauchen, aber da wir ja auch die letzten Tage nur noch gefahren sind, gibt es außer der Landschaft nicht viel Interessantes zu berichten.

Uns geht es gut und ich freue mich auf zu Hause. Die Reise war anstrengend aber unglaublich schön. Wir haben viele interessante Plätze in den verschiedenen Ländern entdeckt und besonders im Oman unglaublich freundliche Menschen kennen gelernt. Der Oman ist für jeden ein sehr sicheres Reiseland, auch wenn man als Frau alleine unterwegs ist. Und die Kriminalitätsrate ist gleich null. Unsere Gruppe war eine sehr harmonische Mischung von hilfsbereiten freundlichen und interessanten Menschen und wir haben uns gut verstanden.

Alle die unsere Reise verfolgt und unsere Berichte gelesen haben laden wir zum 20.05.23 zwischen 15 und 18 Uhr zum Kaffee ein. Zum Wiedersehen oder ein paar Fragen zu beantworten.

So, das war`s also mit den Wüstenfüchsen, die sich jetzt wieder zu Hause in ihrem Bau verkriechen wenn das Auto leergeräumt ist, die Wäsche gewaschen und der Garten frühlingsfrisch gemacht ist.

Zurück in Laatzen sind wir insgesamt 27400km gefahren.

Macht`s gut, bis bald.

Elke die alle Berichte geschrieben hat

Gerd der sie gefahren hat