6.3.23, Montag, 50 km hinter Afif – Burraidah, 377 km
Wir sind heute fast die letzten, die den Platz verlassen. Anscheinend haben es alle eilig zum Platz am Kamelmarkt zu kommen. Unterwegs sehen wir Lino und Claudia an der Seite stehen und fragen ob es ein Problem gibt. Ja, an Linos großem MAN wurde die Druckluft an den Bremsen immer geringer. Lino hat etwas kontrolliert, konnte dann aber weiter fahren, da es heute keine Berge zu bewältigen gibt. Abends wird er bei Alis Farm nachsehen, was er machen kann. Eigentlich wollte er mit zum Kamelmarkt Stellplatz, jetzt hat er sich aber umentschieden.
Wir fahren noch bis zum Abzweig hinter ihnen her, aber er kann problemlos fahren. Die Landschaft ist heute eben und langweilig. Seit letzter Nacht hat der Wind nicht nachgelassen. Wir konnten weder Fenster noch Türen offen lassen. Es rüttelte an den Fenstern, dass wir befürchteten, sie würden herausgerissen. Heute auf der Strecke sind immer noch Sandstürme und die Sicht ist wie beim Schneetreiben eingeschränkt. Unterwegs gibt es ein paar Ortschaften, sonst keine Abwechslung.
Als erstes Ziel haben wir Old Al Khabra angesteuert, ein Heritage Village. Wir kommen um 14 Uhr dort an, aber es öffnet erst von 16 Uhr bis 20 Uhr. Daher machen wir hier nur unsere Mittagsrast und fahren dann weiter nach Burraidah zum Kamelmarkt, der aber erst morgen früh stattfindet. Auf dem Gelände dürfen wir nicht stehenbleiben. Wir treffen einige aus der Gruppe die sich hier schon umgeschaut haben und nicht bleiben wollen weil sie meinen, die Tiere würden hier sehr leiden. Sie wollen auch morgen früh nicht von Alis Farm herfahren. Wir schauen uns die Tiere in den Gattern an. Ein sehr großes Gelände mit schätzungsweise 40 Gattern. Man sieht Muttertiere mit Kleinen, männliche Tiere und Jungtiere für sich.

Auf einer Seite sind riesige Unterstände mit Heu zu sehen. In allen Gattern liegt frisches Heu. Zum Teil laufen die Kamelhalter mit ihren Tieren in dem Areal herum, vermutlich für ihre Bewegung. Quälereien können wir nicht entdecken, aber ein Tiermarkt ist natürlich kein Kindergeburtstag.
Wir hören, dass Bertram und Maria in kurzer Entfernung einen Platz gefunden haben und fahren dort hin. Es sind 1.500 m vom Kamelmarkt. Auch Heike und Günter stehen hier und auch wir bleiben. So können wir morgen früh gemeinsam von hier zu Fuß zum Kamelmarkt gehen. Der Platz hier ist zwar fast direkt neben der Autobahn, aber auf dem Markt wäre es noch lauter gewesen. Alle anderen sind auf Alis Farm. Morgen werden wir nach dem Kamelmarkt auch dort hinfahren, denn es sind 2 Tage dort geplant. Die Stadt Burraidah ist die Hauptstadt der Provinz Qasim und hat 460.000 Einwohner. Es gibt hier eine Menge Grundwasser, was wir schon auf der Herfahrt an den kleinen Seen festgestellt haben. Burraidah ist das landwirtschaftliche Zentrum mit reichem Dattelanbau und sein Wahrzeichen ist der Water Tower mit einem Aussichtspunkt in der obersten Etage. Es findet hier jährlich an 35 Tagen ein Dattelfest statt. Der Kamelmarkt ist der größte der Welt.
7.3.23, Dienstag, Burraidah,
Um 7 Uhr gehen wir mit 3 anderen Ehepaaren zum Kamelmarkt. Hier ist schon ordentlich Betrieb. Die angebotenen Tiere liegen meist mit zusammengebundenen Vorder- und Hinterbeinen auf dem Sandplatz in der Mitte des großen Platzes. Hier sind alle möglichen Rassen vertreten. Es gibt weiße, schwarze, braune und sogar etwas rosafarbene Kamele zu sehen. Auch viele Jungtiere und ganz kleine, die noch bei der Mutter trinken. Einige Lastwagen mit Kränen hieven Tiere auf Lastwagen die bereits verkauft sind. Man kann einen regen Handel beobachten und Verhandlungen über die Preise. Alles geht übers Handy. Gut 1 ½ Stunden sehen wir uns dabei um, dann geht es zurück zum Womo, auch die anderen sind wieder gegangen. Wir kaufen im Ort noch Wasser und Lebensmittel ein und wollen das Wahrzeichen Burraidahs, den Tower ansehen, aber der ist für immer geschlossen. Die Parkanlage ringsherum wird noch gepflegt, aber am Tor wird uns gesagt, dass er nicht mehr geöffnet wird. Von oben sollte man einen guten Blick über die Stadt haben. Ein paar sehr hübsche Häuser stehen noch in dem Bereich die mit Kapitellen und Pfeilern im oberen Bereich gar nicht arabisch aussehen. Als wir auf dem Parkplatz noch eine Kaffeepause einlegen, fragt uns die Polizei, was wir hier wollen. Man versteht uns nicht und sie fahren wieder weg. Nach kurzer Zeit sind sie wieder da mit einem anderen Kollegen, der etwas englisch spricht. Wir machen ihnen klar, dass wir nur eine Kaffeepause hier einlegen und dann wieder fahren. Damit sind sie einverstanden und fahren wieder. Als wir weiter fahren sehen wird, dass es ein größeres Polizeigelände ist, an dem wir gestanden haben.
Dann geht es noch 50 km bis zu Alis Farm. Dort läuft ein Generator bereits seit morgens. Er soll nur noch kurze Zeit weiter laufen, dann wird er abgestellt. Die Anwesenden sind ziemlich genervt, weil keine Mitteilung herausgegeben wird, wo Wasser, Müll, Toilettenentleerung und diese Dinge erledigt werden können. Werner ist mit Lino in der Werkstatt, Anton auf dem Kamelmarkt und unser Landesguide Ali nicht zu sehen. Später kommt Werner und wir erklären ihm die Situation, dass wir uns nicht gut vertreten fühlen von ihnen und etwas passieren muss. Wir hoffen, es wird sich was ändern, aber überzeugt sind wir nicht, von seinen Antworten.
Gegen 17 Uhr kommt Ali endlich an. Er macht mit uns eine Führung über seine Farm wo Alfalfa, Kartoffeln und in erster Linie Datteln angebaut werden. Er hat 350 weibliche Dattelpalmen, die alle einzeln mit männlichen Blüten bestäubt werden. Wir konnten heute einen Arbeiter in den Dattelpalmen beobachten, der in die weiblichen Blüten mit einem Zweig der männlichen Blüten verbunden hat. So kann der Blütenstaub die weiblichen Blüten eher erreichen als wenn sie darauf warten, dass die männlichen Bäume den Blütenstaub übertragen und der Ertrag ist so größer. Pro Palme kann mit einem Ertrag von 120 – 150 kg Datteln gerechnet werden. Erntezeit ist September bis November. Einer der Arbeiter bringt eine männliche Blütenrispe die eingefroren worden sind, um sie zu gegebener Zeit zu verwenden.


8.3.23, Mittwoch, Burraidah – Jubbah, 414 km
Alis Gänse wecken uns am Morgen mit ihrem Geschnatter. Der Generator ist Gott sei Dank morgens noch nicht angeschaltet. Es hat schon nachts etwas getröpfelt. Morgens sind es nur 16° und der Himmel ist grau. Für heute ist Regen angesagt. Der Platz ist schon fast leer. Walter und Roman sind mit ihren Fahrzeugen noch am Wasser tanken und wir beobachten, dass sie sich vor die Fahrzeuge hocken. Dann erfahren sie, dass der Morelo sich auf der Schräge beim Wassertanken verselbständigt hat und rückwärts gegen Romans Auto gerollt ist. An beiden Fahrzeugen sind Schäden und Roman befürchtet, dass die Spur bei seinem Fahrzeug beschädigt ist. Also fahren beide in die Werkstatt. Wir machen uns auf den Weg zum Tagesziel. Die Strecke ist heute recht lang und das Wetter noch nicht abzusehen. Bis 10 Uhr ist alles grau. Die Landschaft hinter Burraidah ist wenig attraktiv, überwiegend Ebene ohne Bebauung. Mal kommt die Sonne heraus, mal regnet es, dann ein Gewitter. Überall steht Wasser auf der Straße in kleineren und größeren Pfützen. So geht es bis zur Stadt Hail, wo wir noch einen Supermarkt ansteuern und gleich Mittag im Auto essen. Es ist wieder sonnig geworden und warm.

Nach Hail wird die Landschaft wieder bergig und es geht auf einer neuen Straße durch rote Sanddünen in eine hübsche Bergwelt. Die Sanddünen sind bewachsen mit kleinen grünen Büscheln. Es geht immer bergauf und bergab. Leider sind keine Parkmöglichkeiten an der Straße vorhanden, so dass man nicht mal kurz halten kann. Gegen 16 Uhr erreichen wir unseren Stellplatz am Informationszentrum für die Felszeichnungen. Davor sind interessante Felsformationen in mehreren einzelnen Zipfeltürmen die wie aufgeschichtet aussehen.
In Jubbah befinden sich die bekanntesten Felszeichnungen Saudi Arabiens. Einige der Felsgravuren sollen bis zu 10.000 Jahre alt sein. Sie zeigen eine Vielzahl von menschlichen Figuren, Tierdarstellungen und Jagdszenen. Jubbah, liegt an einer alten Karavanenhandelsstraße. Die zahlreichen sogenannten thamudischen Inschriften zeugen von einer intensiven Nutzung der Handelsstraße durch Reisende in früheren Zeiten.
Von Werner erfahren wir abends, dass Romans Auto wieder fahrtüchtig ist und er auf dem Weg ist, Walter steht noch mit seinem Morelo in der Werkstatt, wo an den Bremsen etwas gerichtet werden muss. Claudia und Lino kommen noch nicht. Das Ersatzteil passte nicht und jetzt sind sie nach Riad unterwegs, um es dort selbst zu holen. Dann muss es noch eingebaut werden. Wir hoffen, sie in Al Ula wieder zu sehen, da wir dort 3 Tage sind.
9.3.23, Donnerstag, Jubbah – Wüstenplatz bei Al Amaìt, 255 km
Anscheinend müssen wir uns wieder auf niedrigere Temperaturen einstellen. Nachts hatten wir nur 11° und morgens auch noch, dazu ein frischer kalter Wind der uns um die Nase weht, als wir unsere Besichtigungstour durch die Felsenlandschaft am riesigen Park der Felsgravuren beginnen. Unser Guide führt uns über Felsen, Treppen und lange Wege und zeigt uns die gut erhaltenen Felszeichnungen aus verschiedenen Epochen. Die ältesten dieser Art (bis 10.000 v. Chr.) sind tiefer eingeritzt und meist größer und von der Farbe dunkler da zu der Zeit dieses Tal üppig bewachsen war und die Menschen gesunde Lebensmittel hatten. Die Feuchtigkeit schlug sich auf den Steinen nieder und der Stein dunkelte nach. Die neueren Felszeichnungen sind aus der thamudischen Zeit (vor ca. 3.000 Jahren) und sind heller. Zu der Zeit war hier alles schon Wüste und trocken.


Es geht gut 2 ½ Stunden durch die wirklich beeindruckende Anlage und unser Guide zeigt uns in seiner Mappe die rekonstruierten Bilder als schwarz/weiß Kopie, so dass wir sie teils besser nachvollziehen können. Zum Schluss macht er noch ein Gruppenfoto von uns vor den Felsen. Die Landschaft ist auch ohne die Felszeichnungen traumhaft schön und man könnte sie fast mit dem Monument Valley in Kalifornien vergleichen.
Danach geht es zurück zum Womo und wir starten unsere heutige Etappe die uns erst wieder ein Stück auf der gestrigen Straße zurückführt und wir können die wunderschönen roten Sanddünen noch einmal bewundern die heute in der Vormittagssonne noch schöner aussehen. Dabei fallen uns an 2 Stellen Camps mit Quads auf, womit die Leute hier zum Spaß durch die Dünen rasen und die knappe Vegetation zerstören. Aber so weit ist man hier noch nicht, um den Leuten das zu verbieten. Dann fahren wir weiter durch die Felsenlandschaft und von der Hauptstrecke 10 km in die bewohnte Wüste. In Sichtweite sind 2 Kamelfarmen. Eine Pferdekoppel gegenüber und 2 Ziegenherden die um uns herum grasen. Als wir unseren Kaffee mit 3 Paaren vor dem Auto trinken kommen Einheimische und fragen ob wir etwas brauchen und machen Fotos. Ansonsten ist der Platz ruhig und fest und abends sehen wir einen schönen Sonnenuntergang.
10.3.23, Freitag, Wüstenplatz – Al Ula, 325 km
Morgens 10°. Wir haben wieder Warmwasser und Heizung in Betrieb genommen. Aber die Sonne scheint und so hoffen wir, dass es allmählich wärmer wird. Streckenweise sehen wir anfangs noch viel grün auf dem roten Wüstenboden, später wird es wieder trockner. Die Landschaft verändert sich von flach zu hügelig und später zu schroffen Felsen. Wobei man sagen muss, es wird immer eindrucksvoller. Die Oase Al Ula liegt in einem Tal, dass von steilen und schroffen Felsen umgeben ist. Es sieht fantastisch aus, wenn man in das Tal hineinfährt, aber von oben, von dem Viewpoint, ist die Aussicht atemberaubend. Wir haben diesen Punkt gleich bei der Anfahrt angesteuert und sind begeistert.

Hier oben auf 1250 m Höhe überblicken wir die Stadt und die Felslandschaft der Umgebung. Auf dem Serpentinenweg nach unten sehen wir 2 Personen mit der Zip Line über uns hinwegsausen. Unten angekommen sehen wir uns noch den Elephants Rock an, einen großen Felsenpark mit man möchte meinen versteinerten Elefanten. Da der Park erst um 16 Uhr öffnet, umrunden wir ihn ohne hinein zu gehen. Schließlich sind die Felsen groß genug sie so zu sehen.
Beim Winterparkplatz steuern wir noch den Ticketshop an um für die Maraya Konzerthall Eintrittskarten zu ordern. Obwohl wir nicht hineingehen wollen sondern nur das verspiegelte Gebäude in der Wüste umfahren wollen, müssen wir eine Zugangsberechtigung beantragen. Für den 12.3. um 15 Uhr haben wir ein Ticket für uns und das Auto bekommen. Danach geht’s zum Übernachtungsplatz auf einer Kamelfarm. Die Zufahrt ist mal wieder durch losen Sand und mit mehrfacher Zufahrtsänderung. Fast hätten wir uns festgefahren, aber wir haben gleich den Rückwärtsgang eingelegt, als der Sand zu weich wurde und einen anderen Weg gewählt. Andere mussten ihr Fahrzeug freischaufeln. Abends sind auch Lino und Claudia sowie Walter und Petra und Ute und Roman wieder bei uns und die Fahrzeuge wieder fahrbereit, wenn auch nicht ganz repariert. Sie erzählen abends vor dem Meeting von ihren Erlebnissen.
11.3.23, Samstag, Al Ula
Um 9 Uhr fahren alle von der Farm mit den eigenen Autos in den Ort zum Winterparkplatz. Dort stellen wir die Autos ab und um 10.30 Uhr bringt uns ein spezieller Bus zu den Felsengräbern von Madain Saleh oder auch Hegra. Die Fahrt dorthin dauert eine gute halbe Stunde. Am Eingang werden wir von netten Saudis empfangen und bekommen einen Saft und getrocknete Mango zum Probieren. Uns wird erklärt, dass wir in einen anderen Bus umsteigen müssen, der uns zur 1. Station von 4 bringt. Dort empfangen uns jeweils andere Tourguides die uns etwas zu den Gräbern erzählen. Hegra ist eine Felsengrabstadt der Nabatäer und gut 3.000 Jahre alt, ähnlich wie Petra. Die Nabatäer sind von Petra weiter gezogen und haben sich dann hier niedergelassen. Man vermutet, dass die Stadt Madain Saleh damals ca. 10.000 Einwohner hatte. Es gibt noch alte Wasserrinnen, in denen das Wasser der Felsen aufgefangen und weitergeleitet wurde. Bis 1.000 nach Chr. war das eine sehr fruchtbare Gegend und ein Ort auf der Weihrauchstraße. Verzierungen auf den Felsengräbern zeugen von anderen Kulturen die hier Handel trieben. Mit dem Hop on Hop off Bus fahren wir die 4 Stationen an und sehen die unterschiedlichsten Gräber. Betreten dürfen wir nur eines, aber man kann in die anderen hineinschauen. Viele Gräber ähneln sich in der äußeren Aufmachung. Hegra ist Unesco Weltkulturerbe.

Nach 3 Stunden bringt uns ein Bus wieder zum Winterparkplatz zurück. Dort essen wir erst einmal eine Kleinigkeit und fahren dann auf einen großen Parkplatz vor dem Ortsteil Old Town von Al Ula. Mit einem kleinen Shuttle-Auto werden wir in die Stadt gefahren, wo gerade ein Fest gefeiert wird. Wir sehen Trommler und später hübsch geschmückte Kamele mit ihren Reitern in traditioneller Kleidung. Dann wird auch die Pforte zur Old Town geöffnet und wir können traditionelle Restaurants, Handwerkskunst, hübsche kleine Läden mit verschiedenen Angeboten, Musikgruppen und viele andere Angebote begutachten. Es ist gut besucht und überall sitzen Einheimische in den Lokalen. Die Frauen sind alle schwarz gekleidet mit Schleier.

Wir fahren nach dem Rundgang wieder mit dem Shuttle zum Parkplatz zurück (Weder Parkplatz noch Shuttle kosten etwas) und dann wieder mit unserem Womo zurück zur Farm. Heute finden wir den Weg durch den Sand besser und kommen problemlos, wenn auch mit etwas Herzklopfen auf der Farm an. Es war heute wieder sehr heiß und kein Wind und so sind wir froh, dass wir die Dusche der Farm nutzen können und nicht unsere eigene hinterher trocknen müssen.
12.3.23, Sonntag, Al Ula
Wir können es heute Morgen langsam angehen lassen. In Ruhe frühstücken, Wasser auffüllen, entsorgen und wieder versuchen, etwas Sand aus dem Auto loszuwerden. Das ist allerdings ein aussichtsloses Unterfangen. Auch wenn die Schuhe immer vor dem Auto ausgezogen werden, hängt der Sand an den Füßen oder er weht herein.
Am späten Vormittag fahren wir von der Farm in die Stadt und sehen uns den alten Stadtkern Dadan an mit den Palmengärten. Von den Häusern stehen nur noch Reste der Lehmmauern. Für das Infozentrum braucht man eine Reservierung. Obwohl kein Mensch weiter drin ist, können wir nicht bleiben, weil wir keine Reservierung haben. Es gibt auch keine Stadtpläne oder Infobroschüren über lohnende Besichtigungen. Alles läuft nur übers Handy. Wir machen an einer Moschee im Schatten der Bäume Mittag und fahren danach zur Maraya Konzerthall, für die wir eine Besichtigung im Infozentrum bei einer arabischen Dame gebucht haben. Da immer alle einen Schleier tragen, sind sie schwer zu verstehen, wenn sie uns etwas auf Englisch fragen oder sagen und man den Mund nicht sieht. Darum dürfen wir auch die Konzerthall nur von außen besichtigen und nicht hinein, wo gerade eine Ausstellung von Andy Warhol zu sehen ist. Allerdings findet heute ein Treffen der Weltwirtschaftskonferenz oder ähnlich statt und ein Riesenaufgebot an Trommlern, Sängern, Reitern und hinterher an Prominenz steht vor der verspiegelten Halle in der Wüste mit den Bergen ringsherum. Das muss man gesehen haben. Wenn man auf die Halle zufährt, sieht man das Auto sich in der Fassade spiegeln und dazu die Kulisse der Berge. Manchmal sieht man nicht, wo die Halle endet, so verbindet sie sich mit der Umgebung. Wir stellen das Auto auf dem Parkplatz ab und gehen ringsherum und immer wieder ist die Aussicht faszinierend. Der Eingang selbst ist etwas nach innen versetzt und spiegelt sich noch mehrmals in der Seite. Vor dem Eingang haben sich die Trommler und Tänzer positioniert und davor die Reiter, alle in schöner Tracht.

Nacheinander kommen mehrere Limousinen mit hochrangigen Persönlichkeiten für die getanzt und getrommelt sind. Wir sehen uns das Schauspiel eine ganze Weile an bis wir wieder zurück müssen, denn um 18 Uhr fährt unser Bus zum abendlichen Event „Hegra in the dark“ vom Winterparkplatz aus. Die Autos stellen wir hier ab und ein Bus fährt uns nach Hegra, dort wo wir uns gestern bei Tag bereits die Felsengräber angesehen haben. Heute steigen wir dort nach der Ankunft wieder in einen anderen Bus um. Der bringt uns zur 1. Station. Hier werden wir von 2 jungen Damen (verschleiert) empfangen, die uns auf einem mit Laternen bestandenen Weg durch die Felsen führen zu 3 Stationen, an denen wir Felszeichnungen sehen können. Sie sind allerdings nicht so spektakulär wie in Jubbah, aber mit der Beleuchtung trotzdem interessant. Dann geht es den Weg zurück zum Haltepunkt der Pferdekutschen und wir steigen immer zu 4. in eine Kutsche und werden zu einem Platz vor 2 Felsengräbern mit vielen kleinen leuchtenden Würfeln gefahren.

Dort steigen wir aus und werden von Frauen in der Tracht der Nabatäer empfangen. Weihrauchgeruch hängt in der Luft und ein paar Männer laufen mit den Weihrauchbrennern durch das Gelände das mit kleinen Tischchen und Sitzkissen ausgestattet ist. Die Felsengräber sind angestrahlt und es ertönt arabische Musik und später wird die Geschichte von Hegra erzählt. Wir bekommen ein paar kleine Happen Käse, Gurke und Datteln und ein Getränk serviert und lauschen den Klängen. Nach kurzer Zeit wird zum Aufbruch gerufen und wir steigen wieder in die Kutschen und werden zum Ausgangspunkt zurück gefahren. Hier geht es wieder in den Bus, der uns zum Winterparkplatz zurückfährt. Die Veranstaltung hat uns gut gefallen und war so ganz anders als bei Tag. Um 21 Uhr sind wir zurück und steigen in unsere Womos. Da wir im Dunkeln nicht noch fahren wollen hoffen wir, hier stehen bleiben zu können. Außer den Eventbussen ist der Parkplatz leer. Das waren 3 sehr schöne Tage in Al Ula die allen großartig gefallen haben und bisher das Schönste von Saudi Arabien gezeigt haben. Aber die Gegend hier ist auch einfach umwerfend schön.
13.3.23, Montag, Al Ula – Wadi Dissah, 280 km
Heute verlassen wir die schöne Gegend von Al Ula und es geht ins nächste Wadi. Die Strecke ist anfangs zum Abgewöhnen. Ein Schlagloch am anderen, Spurrillen, Verwerfungen und wieder Schlaglöcher. Zum Teil konnten wir nur 30 km/h fahren und das über 60 km. Die Felsen werden kleiner und später nur noch Stein- und Geröllwüste, danach wieder hohe Felsen und weißer Sand, später Dünen. Am Ende werden die Berge wieder riesig und wir haben einen schönen Blick auf die Berge als wir die Serpentinenstrecke herunter fahren.

Es gab unterwegs keine größeren Ortschaften nur am Ende eine kleine Stadt wo wir im Supermarkt noch Obst und Brot einkaufen konnten.
Unser heutiger Stellplatz im Wadi Dissah ist auf einer privaten Farm. Das Wadi Dissah ist ein 15 km langer Canyon, der durch den Jebel Qaraqir verläuft, ein Sandsteinmassiv das etwa 80 km südlich von Tabuk im Harratgebirge liegt. Die Straßen sind allerdings erst in den letzten Jahren angelegt worden vorher war die Gegend schwer zu erreichen.
14.3.23, Dienstag, Wadi Dissah
Für heute haben wir eine Jeeptour durch das Wadi Dissah gebucht. 6 mehr oder weniger rostige und klapprige Blechkisten kommen zur Farm. Es sind offene Jeeps die meist 7 Plätze bieten. Wir sitzen zu 6. Plus Fahrer in einem Jeep. Erst geht es auf der normalen Straße einige Kilometer ins Wadi hinein mit schönen Felsformationen rechts und links, vielen Palmen und auch Plantagen mit Früchten und Gemüse zwischendrin. Dann ist die normale Straße zu Ende und als erstes kommt eine tiefe mit Wasser gefüllte Furt. Die Jeeps fahren alle hintereinander her, aber an vielen Stellen gibt es doppelte Spuren und die Fahrer überholen sich und machen sich einen Spaß daraus, wenn das Wasser nur so spritzt. Es rüttelt uns nur so durch. Gott sei Dank gibt es Haltebügel seitlich und über uns, sonst würden wir aus dem Jeep geschüttelt. Manchmal ist die Furt so schmal, dass die Schilfpflanzen uns ins Gesicht schlagen beim Durchfahren. Wir kommen uns vor wie im Dschungel.



Die Felsen rechts und links sind wunderschön und man könnte hunderte von Bildern machen und jedes sieht anders aus. Einmal müssen wir halten, weil ein Jeep der aber nicht zu uns gehört, mit einer Reifenpanne vor uns festliegt. Einen Wagenheber gibt es nicht und so haben die Saudis einen dicken Stein untergelegt, um den Wagen zu stabilisieren. Für den neuen Reifen schaben sie mit dem Radschlüssel ein Loch, damit der Ersatzreifen auf die Achse geschoben werden kann. Nach kurzer Zeit ist der Schaden behoben und es geht weiter. Auf der ganzen Strecke durchs Wadi fahren wir im Wasserlauf mit mal mehr, mal weniger Wasser und je tiefer die Wasserlöcher, umso mehr Spaß haben wir. Nach 3 Stunden sind wir zurück auf der Farm mit tollen Eindrücken und alle sagen, es hat sich gelohnt (ca. 25€ pro Person).
Um 14 Uhr macht Werner ein Meeting zum Grenzübertritt nach Jordanien und für die morgige Strecke. Nachmittags kommt ein Sandsturm auf und wir haben alle so viel Sand in den Fahrzeugen, dass es knirscht. Hier auf der Farm ist alles Sandboden und der wirbelt natürlich überall herum. Aber nicht nur der Sand stört, tausende von Fliegen sind hier unterwegs und wir sind mit Elektrofliegenklatsche und einfacher Klatsche dabei das Auto einigermaßen Fliegenfrei zu bekommen.
15.3.23, Mittwoch, Wadi Dissah – Al Bad, 290km
Gestern am späten Abend und nachts hat es noch geregnet, heute Morgen ist es wolkig, später kommt die Sonne wieder hervor. Es geht ein Stück zurück aus dem Wadi heraus, dann auf einer landschaftlich sehr schönen Strecke die recht eben und weißsandig ist mit vielen Fächerbäumen dem Roten Meer entgegen. Vor Duba treffen wir auf die Küstenautobahn, die wir auf über 100 km befahren. Hier entsteht das saudische Projekt Neom, das bis 2030 fertiggestellt sein soll und auf über 100 km Länge eine klimaneutrale Planstadt mit angeschlossenem Technologiepark auf einer Fläche von 26.500 qkm entstehen lässt. Noch ist nichts richtig zu sehen aber Baufahrzeuge und Baustellen befinden sich auf der ganzen Strecke. Zu dem Neom Projekt gehört auch „The Line“ wo auf 170 km Länge und 2 km Breite und 500 m Höhe für 9. Mill. Menschen eine Bandstadt entsteht, die ohne Autos, Straßen und Kohlendioxidimmissionen auskommen soll.
Ab Al Kuraybah ist die Streckenführung für uns sehr unübersichtlich. Die neuen Straßen sind nicht in der Karte und auf den Navis unvollständig. 2 x müssen wir wenden, weil wir nicht weiterkommen. Aber dann sind wir am Roten Meer und sehen ein traumhaft blaues und smaragdgrünes Meer an unserer Seite und gegenüber die Berge Ägyptens.

Wir fahren noch ein Stück dieser Uferstraße bis Maqna, wo wir uns im Ort die 12 Mosesquellen ansehen. Hier hat Moses nach seiner Flucht aus Ägypten seinen Stab in die Erde gesteckt, wo die Mosesquellen entspringen. Wir treffen hier eine Familie aus Indien, die an den heiligen Quellen Heilung und Gesundheit erhoffen. Sie trinken es und waschen sich damit Gesicht und schmerzende Körperteile. Die kleinen Quellen sprudeln direkt aus dem Boden und das Wasser läuft in einen Bachlauf mit Brücken und ist von Palmen umstanden.
Nach einer Mittagspause am Roten Meer unter Palmen fahren wir die letzten 35 km zu unserem Stellplatz in Al Bad. Der Platz liegt direkt an der Hauptstraße vor dem Eingang des Besucherzentrums der historischen Stätte Maydan. Auch hier sind historische Felsengräber der Nabatäer restauriert und zu besichtigen. Die antike Stadt Maydan zählt etwa 30 Gräber, darunter einige mit monumentaler Fassade im typisch nabatäischen Stil verziert. Die Stadt geht wahrscheinlich auf das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zurück. Laut Bibel ist Moses in das Land Maydan aus Ägypten geflohen. Von unserer Gruppe sind die meisten von hier geflohen, denn der Platz ist laut und bietet nichts. Außer unserer Tourleitung stehen nur noch 4 Fahrzeuge unserer Gruppe heute Nacht hier.
16.3.23, Donnerstag, Al Bad – Haql, 165km
Entgegen allen Befürchtungen war die Nacht für mich ruhig. Ich habe mit Oropax gut geschlafen. Morgens sehen wir uns die Felsengräber noch an, die hier noch nicht lange erschlossen sind und zum Teil noch im Sand verschüttet liegen. Mehrere große Gräber mit verzierten Eingängen sind schon freigelegt.
Danach machen wir uns auf den Weg zum letzten Übernachtungsplatz in Saudi Arabien. Wir haben nur eine kurze Strecke heute zu fahren. Die Berge wechseln jetzt die Farben von rot zu schwarz und weiß. Die Ein- und Ausfahrten der Ortschaften sind meist mit monumentalen Toren oder Bögen versehen, auch Laternen in allen erdenklichen Formen sind hier sehr beliebt. Außerdem sind die Kreisel oft mit Edelstahlfiguren oder anderen Gegenständen ausgestattet. Auf dem Weg steuern wir noch eine Tankstelle an um den günstigen Dieselpreis im Land auszuschöpfen, denn in Jordanien liegt der Literpreis bei ca. 1.10€, hier sind es ca. 0.20 €.
Unser Stellplatz liegt auf einer Anhöhe in Haql und wir blicken direkt auf das Rote Meer und sehen auf der anderen Seite die Berge Ägyptens und 2 kleine Buchten mit Häusern.

Bei einem Spaziergang durch den Ort stellen wir fest, dass es keinen Zugang zum Meer gibt, überall sind entweder Zäune oder abgetrennte Resorts. Wir finden auch keinen Supermarkt und so fahren wir später noch zu einer Tankstelle, um die letzten Rial auszugeben.
Abends ist nur noch eine Hand voll Fahrzeuge hier am Platz, die anderen sind anscheinend schon über die Grenze nach Aqaba gefahren. Das war also Saudi Arabien. Wir hätten nie gedacht, dass wir hier so viel Gebirge sehen würden. Das Land war eine Reise wert, aber man muss es nicht 2 x gesehen haben. Jetzt freuen wir uns auf Jordanien.äusern.