Von Chiva bis Kerman
18.9., Freitag, Chiva (Usbekistan) – Dashoguz (Turkmenistan) 74 km. Der Wecker klingelt um 5 Uhr und es ist nicht meine Zeit. Aber es hilft nichts. Wir starten um kurz vor 7 Uhr zur 60 km entfernten Grenzstation wo wir uns um 9 Uhr treffen wollen. Wir sind um 8.45 Uhr dort und dann heisst es warten. Um 9 Uhr soll der Grenzposten aufmachen und die Reiseleitung fährt als erstes Auto, wir sind nach Franz dran aber es zieht sich hin, bis es überhaupt weiter geht und wir hineinfahren dürfen. Wir verabschieden uns in der Zwischenzeit von Dima unserem liebgewonnenen usbekischen Freund der uns so viel Freude gemacht hat. Dann müssen wir noch rückwirkend eine Autoversicherung für Usbekistan abschließen weil für die Ausreise die Versicherungsnummer gebraucht wird. Weiter heißt es Pässe vorzeigen und die Beifahrer müssen wieder durch eine Extraschleuse gehen, während die Fahrer das Fahrzeug zur Kontrolle auf die Seite fahren. Dann wird akribisch in jedes Fach geschaut und jede Klappe geöffnet. Aber alles höflich und korrekt. Beim nächsten Posten werden nochmals die Pässe kontrolliert und nach ca. 1,5 Std. geht es aus dem Tor weiter ins Niemandsland und dann durch das Tor nach Turkmenistan. Hier ist die nächste Kontrolle der Pässe, dann „Visitation“ was so viel heißt wie mal schauen was sie so alles dabei haben und wir gebrauchen können. Ganz gezielt wurde der Kühlschrank geöffnet und mit einem Griff hatte er eine der beiden letzten Flaschen Bier in der Hand und mit der Frage und dem Blick „Mister“ wollte er die Zustimmung, dass er das Bier nehmen durfte. Da Gerd auch beim 2. Mal nicht reagierte, hat er weiter gesucht und jedes Teil in die Hand genommen. Dann fand er die Schokolade und schaute zu mir und ich habe ihm ein Zeichen gegeben, dass er sie mitnehmen dürfe. Danach war er schnell verschwunden und wir konnten weiterfahren zum Desinfektionsbad. Dann fing die Warterei an. Ich habe Brote gemacht und Kaffee gekocht. Wir mussten Zollerklärungen ausfüllen, die Fahrer gingen zur Registrierung und mussten verschiedene Gebühren berappen. Wir warteten weiter bis irgendwann alle Fahrer drin sind und abgefertigt und dann sind auch die Beifahrer mit den Zollerklärungen dran. In der Zwischenzeit erzählt jeder der ankommt, was aus seinem Kühlschrank entnommen wurde und es scheint heute Abend eine Party beim Zoll zu geben denn es sind mehrere Flaschen Bier und Tafeln Schokolade sowie Käse, Joghurt, Kaugummi, Snickers, Vollkornbrot und Obst zusammen gekommen. Manche haben sich gewehrt und dem Beamten die Sachen wieder aus der Hand genommen. Am Ende stehen die Beifahrer hinter dem Gebäude und wir dürfen nicht zu den Fahrzeugen. Sie werden nochmals kontrolliert und alle Fächer und Schubladen durchsucht und Drogenhunde laufen um die Autos. Unten in der Grube wird das Auto von unten angesehen. Wir warten endlos und dann kommt ein Fernsehteam und filmt, wie die Beamten akribisch unter die Autos leuchten und die Reifen auf Schmuggelware kontrollieren und es zieht sich hin und wir stehen in der Sonne und warten. Um 18 Uhr ist die Prozedur endlich beendet, die Fahrer dürfen weiterfahren und wir endlich einsteigen. Unsere neuen Guides Han und Bachtian haben uns beim Warten schon ein wenig über ihr Land erzählt. Jetzt fahren wir im Konvoi mit Begleitfahrzeug vorn und hinten zu unserem Stellplatz in 15 km Entfernung am Hotel Uzboy in Dashoguz. Die Stadt macht einen sauberen und aufgeräumten Eindruck und erinnert mehr an Russland als an die Seidenstraße.
19.9., Samstag, Dashoguz – Köneurgench 100 km. Um 9 Uhr ist Meeting in der Hotellobby mit Instruktionen zu Turkmenistan. Han und Bachtian werden vorgestellt. Gestern Abend konnten wir noch Geld tauschen in Turkmenischa Manats. Rund 4 Manat sind 1 €. Dann geht es mit dem Bus zur Stadtbesichtigung was heißt, wir fahren durch die Straßen zum Basar zum Einkaufen und an ein paar schönen Gebäuden (meist in weiß mit Säulen) vorbei. Dabei handelt es sich um das Theater, die Oper, Rathaus etc. Weitere Besonderheiten hat der Ort nicht zu bieten. Wir sind kurz vor 11 Uhr wieder zurück und machen Mittag. Dann bekommen wir noch unsere Telefonkarten und um 13 Uhr geht es mit den Begleitfahrzeugen auf die heutige Route. Erst fahren wir gemeinsam eine Tankstelle an und alle füllen die Tanks voll. Für Diesel zahlen wir hier 0,94 Manat, also ca. 25 Eurocent je Liter. Dafür haben wir aber an der Grenze bereits für Kraftstoff pauschal 60,-Dollar und ca. 130 Dollar für Versicherung und Straßen Nutzung zahlen müssen. Nach gut 1 Stunde sind alle abgefüllt und es geht weiter. Die Straße ist stellenweise wieder holprig und löchrig und wir benötigen über 2 Stunden für die 100 km. Um 16.30 sind wir am Mausoleum, dem Weltkulturerbe wo heute unser Stellplatz ist und wir gehen um 17 Uhr mit Han zum Mausoleum und besichtigen es. Hier liegt kein Heiliger sondern ein Emir, der während der 5 monatigen Belagerung von Dschingis Khan getötet wurde und dessen Gebeine und Kopf in separaten Sarkophagen hier bestattet wurden. Heute pilgern die Leute aus dem ganzen Land zu seinem Grab und beten hier. Es gilt als das 2. wichtigste Heiligtum des Landes. Das Mausoleum hat sehr schöne geschnitzte Holztüren, das Innere ist eher schlicht mit einigen schönen Mosaiken und Majoliken, vieles ist jedoch bereits zerstört, manches wieder restauriert. Hier auf dem Platz dürfen wir keine Tische und Stühle herausstellen, da es sich um einen heiligen Ort handelt und es halten sich auch fast alle dran.
20.9., Sonntag, Köneurgench – Darwasa 264 km. Die Sonne scheint und es ist bei 20° warm als wir um 8.30 ca. 2 km bis zum Mausoleum und dem höchsten Minarett Mittelasiens fahren. Das Minarett ist 60 m hoch und hat unten einen Durchmesser von 12 m und oben von 2 m. Drumherum ist ein Gräberfeld. Das Mausoleum befindet sich auf der anderen Seite der Straße und hat eine sehr schöne mit Majoliken und Mosaiken verzierte Innenkuppel. Sonst ist das Mausoleum stark renovierungsbedürftig. Seit der Sowjetzeit ist hier nichts mehr gemacht worden. Hinter dem Minarett sind 2 weitere Mausoleen mit kegelförmigem Dach zu sehen. Hineingehen können wir nur in das auf der anderen Straßenseite. Hier soll nach einer Legende die Geliebte des Baumeisters bestattet gewesen sein. Allerdings hat man später männliche Gebeine sichergestellt. Nach der Besichtigung, die von Han geführt wird, müssen wir noch warten, bis das Begleitfahrzeug mit Artem und Christina vom Einkaufen zurück ist, was uns ärgert, denn nachdem Artem da ist und wir losfahren, überholt er uns nach kurzer Zeit und wir müssen sehen, dass wir unser Ziel heute rechtzeitig erreichen. Ein Teil der Gruppe ist bereits mit Begleitfahrzeug um 8 Uhr gestartet und hat auch die Besichtigung schriftlich verzichten müssen. Thomas und Piet waren nach der Besichtigung schon gestartet, bevor uns gesagt wurde, dass wir auf das Begleitfahrzeug warten müssen. Die ersten 80 km der Strecke sind Grottenschlecht, so schlimm war noch keine Straße und die Löcher tiefer als alle bisherigen. Wir können teilweise nur Schritttempo fahren. Da wir wussten, was uns erwartet, haben wir morgens schon Brote gemacht und eine Kanne Kaffee gekocht und uns unterwegs keine Pause gegönnt sondern haben beim Fahren gegessen und getrunken. Wir sind von 10 Uhr bis kurz vor 17 Uhr in eins durchgefahren für 264 km. Dabei gab es noch 2 heikle Brücken zu überqueren. Die Erste hatte reifenbreite tiefe Einschnitte und man musste genau abzielen, dass man auf den dazwischenliegenden Resten fuhr, bei der Zweiten fehlten große Platten und das Stück zum Befahren war sehr schmal. Nach unserer Ankunft auf dem Sandplatz in der Karakumwüste die wir fast den ganzen Tag durchfahren haben und die mit der Kysylkumwüste in Usbekistan das größte zusammenhängende Wüstengebiet der Erde darstellt, geht es um 17.30 Uhr mit Jeeps weiter in die Wüste hinein zum Höllenloch, einem Krater von 80 m Durchmesser, in dem seit 40 Jahren Erdgas brennt aus vielen kleinen Öffnungen. Ursprünglich war hier eine Gasleitung und –bohrung und durch einen Defekt gab es eine Explosion und der Krater ist entstanden. Seit dem brennt das ausströmende Gas ununterbrochen. Wir sehen erst den Sonnenuntergang, dann sieht man das Feuer im Krater immer besser und es erhellt später den Nachthimmel. Wir bekommen von den einheimischen Guides ein Abendessen angeboten mit einer Suppe mit Gemüse und Hammelfleisch, danach gegrilltes Fleisch in Stücken und später Spieße. Die Spieße waren scheinbar Rindfleisch denn ich konnte sie essen. Wir hatten fast alle einen Salat oder ähnliches mitgebracht und es gab noch Fladenbrot und Gemüse. Getränke musste jeder selbst mitbringen. Der Abend war sehr schön und der Krater war der Hammer. Wir sind mehrmals rundherum gegangen und es sah immer wieder faszinierend aus. Leider stürzten viele Fledermäuse ins Feuer, die sich über dem heißen Krater nicht orientieren konnten. Die Flammen hörten sich an wie Meeresrauschen. Es war ein schöner Abschluss dieses so anstrengenden Fahrtages. Ab 21 Uhr bringen uns die Jeeps nach und nach zurück zum Womo.
21.9., Montag, Darwasa – Ashgabat 261 km. Wir fahren um 9 Uhr von unserem Wüstenstellplatz wieder auf die Straße und die Auffahrt ist wieder kritisch und wir setzen mit dem Heck auf. Aber es ist weiter nichts passiert. Die Straße ist größtenteils ganz ordentlich aber es gibt unterwegs ganz hässliche Querrillen die man nicht gleich sieht. Es ist wieder warm geworden und war auch in der letzten Nacht nicht kalt obwohl uns gesagt wurde, es sollte sich nachts auf 10° abkühlen. Morgens haben wir 20 ° und nachts waren es auch 20°. Die Begleitfahrzeuge sind wieder vorn und hinten unsere Schatten und wir sind das letzte Fahrzeug. Mit einer Kaffeepause sind wir um 13.30 Uhr an der vereinbarten Tankstelle, wo wir gemeinsam wieder tanken. Ein Fernsehteam interviewt Piet und dann geht es in Kolonne zu unserem Hotel. Die Einfahrt in die Stadt sieht sehr gepflegt aus. Man sieht eine ganze Reihe von neuen gleichförmigen Wohnhäusern und gepflegte Blumenanlagen. Danach große weiße Gebäude von irgendwelchen Firmen. Auch unser Hotel ist groß und weiß und wie Han sagt, sind alle Häuser in diesem Straßenzug mit weißem Marmor verkleidet. Kurz vor 15 Uhr sind wir am Ziel und der Parkplatz hinter dem Hotel ist groß und sieht ordentlich aus. Nach dem Essen wird gleich die Wäsche gewaschen und in der Sonne hinter dem Womo aufgehängt. Dann gönnen wir uns eine Ruhepause bis 18 Uhr, denn dann ist Meeting. Ich gebe im Hotel meine Bettwäsche zum Waschen ab und mit Kleinigkeiten ist der Abend auch schon wieder herum.
22.9., Dienstg, Ashgabat. Es ist sonnig und mit 22° morgens warm bis wir um 9 Uhr zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Es geht erst zum Mausoleum des 1. Präsidenten des jungen Landes, das erst 134 Jahre alt ist. Die Stadt ist modern und man sieht nur weiße marmorverkleidete Häuser. Bei einem Erdbeben 1948 wurde die Stadt völlig zerstört und wieder komplett neu aufgebaut. Alles was noch alt war wird nach und nach abgerissen und durch neue moderne Gebäude ersetzt. Wir müssen am Ogus Han Brunnen einen U-Turn machen. Dieser Brunnen mit Wasserfällen auf allen 4 Seiten ist dem Begründer der Turkmenen gewidmet. Am Mausoleum angekommen sehen wir viele staatliche Karossen und es ist eine Delegation dort. Wir dürfen jetzt also nicht hinein und drum fahren wir weiter zu den angrenzenden Bergen (2.200 m) wo uns Han den Gesundheitspfad oben auf der Bergkuppe zeigt, den der 1. Präsident anlegen lassen hat. Im angrenzenden Park steht ein großes Denkmal des 1. Präsidenten der 2006 gestorben ist und seine Ausbildung in Russland abgeschlossen hat. Das Denkmal ist von Polizisten bewacht und die darf man nicht fotografieren sowie alle öffentlichen Gebäude auch nicht., sowie auf den Straßen wo der Präsident lang fährt ist absolutes Fotografierverbot. Das Mausoleum und die angrenzende Moschee hat er sich bereits zu Lebzeiten bauen lassen. Alles zeugt vom Prunk und der Machtstellung dieses Mannes. Der jetzige Präsident war sein Gesundheitsminister und hat gleich seinen Posten übernommen. Die Regierung hat 3 Parteien, eine demokratische, eine Unternehmerpartei und neuerdings eine landwirtschaftliche Partei. Ashgabat hat 1 Mill Einwohner, das ganze Land 6 Millionen. Nach dem Park geht es in die Stadt und Han erzählt uns, dass alle öffentlichen Gebäude von der französischen Firma Buik gebaut werden, die einen Spezialvertrag mit der Regierung hat Seit 1995 ist Turkmenistan ein eigenständiger neutraler Staat. Es gibt reiche Erdgas und Erdöl Vorkommen Strom, Wasser (Kraftwerke, der Amudariafluss fließt 600 km bis Ashgabat), Erdgas sind für alle mit Limit kostenlos. Bis zum letzten Jahr war auch das Benzin für Autobesitzer frei. Erdgas wird in viele Länder transportiert. Die Baumwolle hat einen großen Anteil an der Landwirtschaft und es gibt Textilverarbeitung.. Weiter wird Weizen und Gerste angebaut und man sieht auch viele Weingärten. E§s gibt eine Eisenbahn im Inland, die ab er nicht über die Grenzen hinausgeht. Um den Park zieht sich ein grünes Band mit Nadelbäumen. Alle öffentlichen Institutionen müssen ein Stück Wald anlegen, damit sich ein grüner Gürtel um die Stadt herum ausbreitet. Wir fahren nach dem Park zurück in die Stadt vorbei an großen Gebäuden der Mineralölfirmen, Gasfirmen, Ministerien etc.alles in weiß. Pompöse Alleen mit weißen Laternen mit mehrarmigen Kandelabern und alles mit goldenen Zieselierungen. In der Mitte der Straße plätschern Brunnen in einer langen Reihe und wir besichtigen noch mehrere Statuen und Denkmäler des 1. Präsidenten und es ist nicht zu glauben, was er hier für ein Geld verschwendet hat. Jetzt wird eine riesige Sportstätte mit Schwebebahn gebaut weil 2017 hier die asiatischen Spiele stattfinden sollen. Dieses baut alles eine Firma aus der Türkei. Es gibt auch ein türkisches Viertel mit Supermarkt und ein Russisches, wohin wir erst auf den Basar fahren und dort ein paar Dinge einkaufen, danach geht es zum türkischen Supermarkt Yilmaz und wir bekommen auch Käse und Joghurt und es gibt eine große Auswahl an Fleisch sowie endlich Kaffee, aber keine Filtertüten. Dann bringen wir die Sachen zurück zum Womo und eine kleine Gruppe von 8 Personen versucht nochmals Einlass zu bekommen am Mausoleum. Die Delegation ist zwar weg, aber wir dürfen nicht hinein, weil gerade gereinigt wird und bald eine neue Delegation kommen soll. So können wir uns nur die Moschee ansehen, die aber nicht als normale Moschee fungiert sondern nur für große Feste besondere politische Veranstaltungen gedacht ist. Die Kuppel hat einen Durchmesser von 80 m und eine Höhe von 60m. Die Teppiche im Innenraum wurden von den Türken gestiftet und zeigen einen achteckigen Stern. Wir dürfen nur auf einem schmalen Läufer in die Mitte gehen und uns das Prachtbauwerk mit Gold und diversen Lampen ansehen. Fotografieren ist strengstens verboten. Ein Wahnsinn an Größe und Pomp, selbst die Toiletten und Waschräume im Untergeschoß wo 170 Personen aus dem Dorf arbeiten (hier ist der 1. Präsident geboren) und die nichts zu tun haben, als den ganzen Tag mit dem Wischer auf dem Marmorboden hin und her zu laufen sind sehenswert. Dann geht es wieder zurück zum Stellplatz und wir gehen im Hotel duschen, wo wir ein extra Duschzimmer für die Gruppe haben. Nach einer kleinen Erholungspause ziehen wir uns fürs Abendessen um, denn heute geht es noch zum Abschlussessen von Turkmenistan in ein Restaurant. Wir bekommen wieder verschiedene Vorspeisen von Salaten und als Hauptgericht Hähnchenteile mit Kürbis und gebratenen Tomaten. Zum Nachtisch Blätterteighörnchen mit Schokofüllung und Vanilleeis. Ich halte mich beim Essen zurück, da meine Darmprobleme wieder schlimmer wurden, aber die halbe Gruppe hat die gleichen Probleme, scheinbar macht ein Virus hier die Runde. Gerd hat auch Probleme, kann ab er trotzdem alles essen. Auch heute tritt wieder eine Folkloregruppe von 2 Frauen und 2 Männern mit Kostümen und 2 Musikern auf. Sie singen und tanzen uns ihre Volksweisen vor und die Musiker begleiten auf alten Instrumenten. Es ist ganz nett anzusehen. Danach fahren wir mit dem Bus noch eine große Runde durch die beleuchtete Stadt und es ist ein Wahnsinn, was sich uns da bietet. Die Brunnen haben unterschiedliche Wasserfarben, die Kandelaber an den Straßen glänzen in vollem Lichterschein und Statuen und Gebäude strahlen in allen möglichen Farben. Vom Hochzeitsplatz über der Stadt haben wir einen schönen Blick auf das Lichtermeer der Stadt und es ist immer noch warm bei 25° um 23 Uhr. So haben wir noch einmal die Stadt in ihrer vollen Pracht sehen können. Irgendwie fühlt man sich hier aber nicht wohl. Man sieht fast keine Menschen auf der Straße und die Stadt wirkt tot und kalt, ihr fehlt das Leben.
23.9., Mittwoch, Ashgabat. Morgens schon heiß und sonnig. Wir haben einen freien Tag und alle sind geschäftig an den Womos zugange. Gerd wäscht das Auto am nebenliegenden Waschplatz wie schon die Mehrheit es vor ihm gemacht hat. Der Präsident hat verordnet, dass alle Autos sauber sein müssen. Nur leicht schmutzige Autos werden von der Polizei bestraft. Auf Parkplätzen etc. sind die Fahrer überall am Auto putzen. Ich wasche nochmals einige Sachen durch. Die kurzärmeligen Textilien werden zusammengepackt und verstaut, morgen brauchen wir nur Verhüllendes. Mittags fährt Gerd mit einigen anderen zum Gas tanken, leider völlig umsonst, denn es gibt in ganz Ashgabat keine Tankstelle die eingebaute Flaschen befüllt und ich schreibe das Tagebuch von gestern. Dann ist noch Bürostunde und um 18 Uhr Meeting und schon ist der freie Tag mit Arbeit vergangen. Turkmenistan muss ich mir nicht noch einmal ansehen. Die Straßen waren überwiegend schlecht und Ashgabat zu protzig und leblos, zu viele Reglementierungen und Überwachung. Hier könnte ich nicht leben.
24.9., Donnerstag, Ashgabat (Turkmenistan) – Bajgiran (Iran) 54 km. Es heißt wieder früh aufstehen. Um kurz nach 5 klingelt der Wecker und es ist noch dunkel, um 7 Uhr geht es im Konvoi zum Grenzübergang. Weil der Präsident heute irgendwo in der Stadt langfährt, müssen wir uns so früh auf den Weg machen, damit wir nicht bis mittags vor einer gesperrten Straße stehen. Um ½ 9 Uhr sind wir am 1. Kontrollpunkt und warten dort noch eine Weile, dann geht es ca. 30 km weiter durch die Berge mit wunderschönem Panorama und sanften Schatten auf den Bergen aber hier darf nicht mehr fotografiert werden. An der Ausreisegrenze müssen die Beifahrer mit den Pässen durch die Kontrolle und in der Halle warten. Die Fahrer erledigen den Papierkram und es dauert mehr als 2 Stunden, bis alle Autos durch sind und wir an die Einreisekontrolle der Iranischen Grenze kommen. Es ist bereits 12.30 Uhr und alle Beifahrer haben Hunger und Durst. Hier beginnt für uns Frauen jetzt die schwerste Zeit, denn ständig alle Körperteile bedeckt halten, Schuhe und undurchsichtige Strümpfe und ein Kopftuch bei den hiesigen Temperaturen sind nicht leicht zu ertragen. Die Grenzabfertigung geht hier zügiger. Der iranische Guide Siros empfängt uns am Kontrollpunkt und hilft bei der Grenzkontrolle. Der Grenzübergang befindet sich auf einer Höhe von 1.800 m und wir sind ganz froh, dass es hier oben nicht so heiß ist, so gewöhnen wir uns vielleicht langsam an die Verhüllung. Die Uhren müssen wir hier 1 ½ Stunden zurückstellen und sind somit nur noch 1 ½ Stunden der H227 kmeimat voraus. Als alle abgefertigt sind und die Fahrgestellnummern noch einmal mit dem Carnet de Passage verglichen sind, können wir 4 km weiter fahren zu unserem Stellplatz auf einer Parkfläche hinter dem Ort Bajgiran, einem verschlafenen und toten kleinen Ort, wo heute alle Läden geschlossen sind denn es ist Opferfest und alle Leute unterwegs. Wir sind kaum auf dem Platz angekommen, als uns 2 junge Pärchen willkommen heißen die einen Ausflung von Mashad gemacht haben und uns ein Schälchen frische Pistazien schenken (sind sehr lecker). Nachmittags machen wir noch einen kleinen Rundgang durchs Dorf, danach ist Meeting. Jetzt ist es um 18 Uhr abends schon dunkel.
25.9., Freitag, Bajgiran – Mashad 227 km. Um 8 Uhr fahren wir von unsrem Stellplatz auf guter Straße und immer geradeaus nach Mashad. Die Landschaft ist anfangs sehr schön mit herrlichen Bergen und sanften Hügeln. Unterwegs sind kleine Anwesen zu sehen, meist Lehmhütten, viele sind verfallen. Alles sieht gelb und erdfarben aus. Bald haben wir die Berge hinter uns und die Landschaft ist ebener, die Anwesen werden zu kleinen Dörfern und die Häuser sehen sehr verfallen und heruntergekommen aus. Die Dörfer liegen zu beiden Seiten der Straße. Unterwegs sind viele Melonenstände an der Straße zu sehen. Vor Mashad wird der Verkehr dichter und die Leute fahren ziemlich rücksichtslos und überholen rechts und links. Wir tanken noch und fahren auf einer Umgehungsstraße zur unserem Campingplatz. Hier ist der Teufel los. Gestern war der Todestag des Heiligen und heute ist der letzte Ferientag und alles unterwegs was Beine hat. Wir haben hier Plätze neben festen Häuschen die vermietet werden, die meisten sind aber nicht belegt und wir haben Platz. Wir sind um 13 Uhr am Platz und ich koche erst einmal Mittag. Dann ist bis zum Meeting um 18 Uhr Freizeit. Danach fahren wir mit einem Kleinbus und einem Pkw zu einer alten Karwanserei zum Essen. Es gibt verschiedene Spieße und Reisgerichte. Ich esse nur ein Auberginenpüree mit Joghurt, Gerd einen Hähnchenspieß. Die Anlage ist sehr schön in einem Gewölbe, ein Bäcker backt im Eingang Fladenbrot in einem großen runden Ofen. Vor dem Lokal befindet sich ein großer Hof mit vielen Geschäften ringsherum. Nach dem Essen halten wir noch in der Stadt an einem Stoffgeschäft, wo wir uns mit Schadors eindecken. Um 23 Uhr sind wir wieder zurück.
26.9., Samstag, Mashad. Der Bus verspätet sich und wir warten 15 Min. auf ihn bis es um 9.45 Uhr in die Stadt geht, zum Heiligtum der Stadt, dem Heiligen Schrein des Imam Reza, dem 8. Imam aus der Nachfolge Mohammeds. Der Schrein befindet sich im Heiligen Bezirk, einem großen Areal mit verschiedenen Gebäuden und ist für Nichtmuslime nur eingeschränkt zu betreten. Wir müssen beim Eingang die Schadors anlegen und dürfen keine Taschen oder Fotoapparate mitnehmen. Alle werden abgetastet. Die 4 Eingänge werden von Wärtern überwacht und gleich wird uns ein Begleiter zugewiesen, der uns zu einem Raum bringt, wo wir erst einen Film über den Heiligen Bezirk zu sehen bekommen. Jeder erhält danach ein Büchlein und kann sich noch Infomaterial mitnehmen. Wir werden an der Seite entlanggeführt und können von weitem einen Blick auf die vergoldete Kuppel werden, worin sich der Schrein befindet. Die Mosaiken und Majoliken auf den umgebenden Mauern sind sehr farbenreich und schön aber wir haben nicht viel Zeit sie zu bewundern denn wir werden bald wieder herauskomplimentiert und haben von der ganzen Anlage nicht einmal 1/10 gesehen-schade. Die Bibliothek können wir auch nicht besichtigen, auch nicht die nebenliegende Moschee Gowhar Shad mit der türkisgrünen Kuppel. Dieses ist der architektonische Höhepunkt des Komplexes. Es geht wieder in den Bus und wir fahren nach Tus, einer alten verfallenen Stadt 30 km außerhalb von Mashad. Hier gibt es ein breites Flussbett das trocken liegt und früher viel Wasser führte. Der Ort wurde berühmt durch seinen Dichter Ferdowsi, dessen Grabmal sich hier befindet und darunter ein Museum mit seinen Texten und steinernen Bildern seiner Geschichten. Er wurde 934 geboren und hat die Geschichte Persiens in Reimform in Farsi (Parsi) aufgeschrieben. An den Wänden sind Auszüge aus dem Shahnameh (Buch der Könige) zu sehen. Bis Mitte des 13. JH war der Ort die Metropole Khorassns, bis er von den Mongolen dem Erdboden gleich gemacht wurde. Danach sind die restlichen Bewohner geflüchtet und haben sich meist in Mashad niedergelassen. Dann geht es mit dem Bus wieder zurück zum Einkaufen in einen kleinen Laden und Sirous zeigt uns, wo es den besten Safran der Gegend gibt, denn hier ist der Safran zu Hause. Wir fahren zum Stellplatz und haben noch 1 Stunde Zeit, bis es wieder mit 2 Kleinbussen losgeht. Wir sind bei Sirous zu Hause eingeladen und Michael hat heute Geburtstag und will uns zum Kuchen und Tee einladen. Michael hat in einer Konditorei mit Sirous Tortenstücke gekauft. Wir fahren durch die Stadt an vielen kleinen Geschäften mit Fleisch und Gemüse und anderen Dingen vorbei und wünschten uns, in einer solchen Straße einmal einkaufen zu können. Bei Sirous zu Hause ziehen wir die Schuhe vor der Tür aus und es stehen 24 Paar Schuhe jetzt davor. Es geht von der Haustür in einen Flur und direkt in das große Wohnzimmer mit offenem Küchenbereich und einem Kaminzimmer davor über. Sirous Mutter und Schwester tragen einen Schador, die Mutter begrüßt uns mit der Hand im Schador, die Schwester gibt uns so die Hand. Der Vater begrüßt nur die Männer mit Handschlag, ebenso der Bruder von Sirous. Alle heißen uns herzlich willkommen. Wir bekommen Tee und sitzen in dem großen Raum auf gepolsterten Sesseln und Sofas an kleinen Tischen. Ringsherum im Zimmer sind an den Wänden die Sitzgelegenheiten aufgestellt und davor kleine Tischchen. Verschiedene Teppiche liegen auf dem Boden. Der Vater spricht gut englisch und fordert uns auf, Platz zu nehmen. Er ist Teppichhändler und hat viele alte Sammlerstücke hier liegen. Michael bedankt sich beim Hausherrn für die freundliche Einladung und dass er seinen Geburtstagskuchen in dieser Runde ausgeben darf. Nach Kuchen und Tee serviert uns die Familie noch Suppe, Kartoffelpuffer mit Gemüse, Alkoholfreies Bier und zum Nachtisch Melonen und wir sitzen in lockerer Runde und werden vom Vater unterhalten. Um 20 Uhr mahnt Artem zum Aufbruch und wir treffen 1 Stunde später auf dem Stellplatz ein, dann haben wir um 22 Uhr noch ein kurzes Meeting, da wir uns für die weitere Strecke unter drei Varianten entscheiden mussten. Die Gruppe hat sich mehrheitlich für die ursprüngliche Route entschieden und nur einen Tag vom Persischen Golf abgezweigt, den wir in Yazd dranhängen wollen.
27.9., Sonntag, Mashad – Tabas 550 km. Es heißt mal wieder früh aus den Federn. Kurz nach 6 Uhr sind wir schon unterwegs und sind fast die Letzten, die losfahren. Es ist warm und sonnig und wir verlassen den Campingplatz auf dem gleichen Wege wie wir herein kamen und fahren ein Stück geradeaus bis wir zur Mautstelle der Autobahn kommen. Hier heißt es 10000 Rial bezahlen. Es geht ca. 40 km auf der Autobahn entlang, dann auf die 2-spurige Landstraße und nach weiteren 150 km biegen wir auf eine kleinere einspurige Straße ab, die aber recht ordentlich ist und der Verkehr ist weniger geworden. Anfangs fahren wir durch Gebirge und dann wird die Landschaft zur Wüste mit einigem Buschwerk. Die Dörfer sind fast ausnahmslos aus Lehm gebaut und einige scheinbar auch schon aufgegeben. Es fällt mit der Zeit alles wieder zu Erde zusammen und gleicht sich der Umgebung an. Die Farben gelb/braun herrschen hier vor, auch die Berge sehen so aus, mal sind sie näher, mal entfernter. 2 größere Dörfer durchfahren wir unterwegs wo wir Wasser und Gemüse kaufen und stellen fest, hier sind wir Exoten. Die Iraner sind nicht aufdringlich sondern schauen uns interessiert hinterher. Wir sehen an der Straße mehrere Stände mit Granatäpfeln, es ist gerade Erntezeit. Aber heute haben wir eine große hiesige Melone mit grünlichem Fruchtfleisch gekauft, die sehr gut schmeckt. Mittags hat das Thermometer bereits die 30° Marke erreicht und trotzdem müssen wir Frauen uns noch verhüllen. Nach einer knapp einstündigen Mittagspause geht es weiter durch die Wüste. 30 km vor dem Ziel biegen wir noch zu einem Palmendorf mit terrassierten Reisfeldern ab. Es geht durch die Berge und durch eine urige Landschaft und auf einmal liegt eine grüne Oase vor uns, ein richtiger Lichtblick in dem Einheitsbraun. Von einem Hochplateau können wir die Oase schön überblicken und es sind auch noch ein paar Höhlen zu sehen, ein lohnender Abzweig. Nachdem wir noch eine Tankstelle aufsuchen und der Tankwart wieder alles mit Diesel einsaut und Gerds Schlüsselbund nur so von Diesel trieft, dass wir den Stoffschlüsselanhänger gleich entsorgen, geht es zum Motel, wo wir heute stehen. Dort wird auch gleich die Matte im Fußraum gereinigt, denn die Schuhe waren auch betroffen. Das Meeting findet abends unter einem mit Palmblättern bedeckten Freisitz vor dem Restaurant der Anlage statt und Sirous hält noch einen Schnellkurs in Farsi ab. Wir sitzen später noch einen Moment draußen bei 27° um 21 Uhr. Denn geht es ins Bett, denn morgen geht es wieder um 7 Uhr los.
28.9., Montag, Tabas – Chak-Chak 379 km. Der Morgen beginnt sportlich. Wir fahren um 7 Uhr zum Aga Mortesa Ali Tal wo wir uns zu einer Wanderung durch das Bachbett aufmachen. Artem geht mit uns, Sirous auch, aber der ist nach kurzer Zeit verschwunden und wir gehen allein weiter. Nach einer Weile meint Artem, das es evtl. der falsche Weg sein könnte, da Sirous nicht nachkommt. Wir gehen also zurück und sehen am Ausgangspunkt Sirous, der kurz zur Toilette war und uns dann nicht mehr sah. Wir waren das Bachbett in die falsche Richtung gegangen und entscheiden uns dann, noch ein Stück in die andere Richtung weiter zu laufen. Aber so ganz können wir die Strecke zu den Quellen jetzt nicht mehr schaffen. Die Felsen rechts und links sind sehr eindrucksvoll und das Bachbett ist warm denn es handelt sich um eine Thermalquelle. An einer Stelle setzen wir uns auf einen Stein und die kleinen Fische knabbern an unseren Füßen. Dann gehen wir zurück denn es ist schon 10.30 Uhr und wir müssen noch über 300 km fahren. Wir haben jetzt schon 30° und es wird im Laufe des Tages noch heißer. Wir müssen die Strecke nach Tabas wieder zurück und fahren durch die Stadt und dann wieder auf die Landstraße und es geht durch bergige Landschaft. Jetzt ist das Licht aber nicht mehr so schön. Morgens auf dem Weg zum Tal sah es wunderschön aus. Bald werden die Berge weniger und die Wüste ist eben, später durchfahren wir nochmals eine Steinwüste mit schönen Gesteinsschichten, die in der Sonne aussehen wie Tortenschichten. Wir halten unterwegs an einer Erinnerungsstätte an die gescheiterte Befreiung amerikanischer Geiseln in Teheran. Die Befreiung ist gescheitert die Flugzeuge sind in einen Sandsturm gekommen und sind abgestürzt. Auf einem eingezäunten Feld liegen ein Flugzeug in mehreren Teilen, 2 Hubschrauber und ein Bus. Daneben steht eine Moschee zum Gedenken an das Unglück. Es ist anscheinend mehr als Zeichen das der Islam nicht zu besiegen ist. Eine Strecke weiter besichtigen wir eine alte Karawanserei in der man noch gut die einzelnen Nischen der Verkaufsstände ausmachen kann. Sie ist noch gut erhalten. Hier treffen wir auch Barbara und Ernst sowie Thomas und Clara. Am Stellplatz kommen wir mit Thomas wieder als Letzte an. Kurz danach geht die Sonne unter und wir sehen einen schönen roten Himmel. Der Stellplatz am Feuertempel liegt mitten in den Bergen und man glaubt es nicht, hier haben wir Empfang mit dem Handy.
29.9., Dienstag, ChakChak – Yazd 110 km. Schon morgens ist es warm, als wir um 8.30 auf den Berg zum Feuertempel aufsteigen. Wir sind nur 8 Personen die mit Sirous und Artem den Berg ersteigen. Oben angekommen müssen wir warten, bis der Raum gereinigt ist. Es handelt sich um ein Heiligtum der Zoroasten aus den Jahren 1.600 – 6oo v. Ch. Hier soll eine Tochter des Zarathustra hin geflohen sein und sich im Berg versteckt haben. Danach ist aus dem Berg eine Platane gewachsen die in den Raum der als Feuertempel gilt gewachsen ist und oben aus dem Berg weiter wächst. Im Tempelraum brennt in der Mitte ein ewiges Feuer, an der Wand brennen 3 kleine Öllampen. Jedes Jahr im Juni treffen sich hier die Zoroasten zu einer Feier. Im Iran leben noch ca. 600.000 Zoroasten. Diese Religion ist ein Vorläufer des Islam. Nach dem Besuch des Tempels geht es wieder herunter und wir fahren die letzten 110 km bis nach Yazd, wo wir uns noch in der Innenstadt umsehen mit Thomas und Clara. Bei der Moschee ergattern wir einen Parkplatz und bummeln durch die Straßen bis zum Basar. Da aber Mittag ist, schließen gerade alle Stände und wir laufen noch ein Stück durch die Altstadtgassen und wieder zurück zum Womo. Auf dem Weg treffen wir Pieriene sowie Peter und Edelgard, die mit dem Taxi vom Stellplatz gekommen sind und die Stadt erkunden wollen. Dann geht es zum Stellplatz am Caravanhotel, wo wir ein angenehmes Schattenplätzchen finden. Clara hat die Waschmaschine an und bietet mir an, danach meine Wäsche zu waschen da das Wasser vom Campinghaus warm ist und gleich für die Maschine genutzt wird. Das erleichtert das Wäsche waschen heute sehr. Um 18 Uhr ist Meeting und um 18.30 geht es zum Seabridge-Essen in ein historisches Lokal. In einem alten Kaufmannshaus ist der Innenhof überdacht und zum Hotel umgebaut. Hier ist für uns eine lange Tafel reserviert und wir können am Buffet aus verschiedenen nationalen Gerichten auswählen. Es gibt Rind, Hühnchen und Kamelfleisch und verschiedene Gemüsegerichte sowie Suppe und Salate. Zum Nachtisch werden verschiedene süße Leckereien von Kuchen und Marzipan serviert, für die Yazd bekannt ist. Mir hat es gut geschmeckt, einige andere waren nicht so zufrieden, vor allem waren die Töpfe schnell leer und es wurde nur zögerlich nachgelegt. Die Iraner kennen nicht die ausgehungerten Abenteuerer. Um 23 Uhr waren wir dann wieder zurück.
30.9. Mittwoch, Yazd. Um 8.30 geht es mit dem Bus und Sirous zur Stadtbesichtigung. Bereits morgens ist es heiß. Wir fahren durch die Stadt zum Stadtrand und den Türmen des Schweigens. Unterwegs erzählt uns Sirous, dass Yazd 600.000 Einwohner hat und überwiegend vom Handwerk und der Textilindustrie lebt. Früher wurden hier die besten Brokatstoffe von Hand hergestellt, heute wird das maschinell gemacht. Die Türme des Schweigens sind aus Zoroastrischer Zeit (1000 v.Chr.) und waren Todesstätten. Die Türme sind Berge und auf den Bergspitzen sind Lehmwände ca. 3 – 4 m hoch errichtet in einem Rund von ca. 100 m. In der Mitte ist eine Vertiefung im Felsen von ca. 1 m Tiefe und 3 m Durchmesser. Hier oben wurden die Toten heraufgetragen und den Geiern zum Fraß dargeboten. Wenn alles Fleisch abgenagt war kamen die Knochen in die Mitte in das Loch und wurden mit Säure übergossen. Da bei den Zoroasten die 4 Elemente heilig sind, durften die Toten nicht in der Erde begraben werden und nicht verbrannt werden. Heute liegt ein Friedhof mit Betongräbern neben den Türmen. Am Fuße der Türme sind verschiedene Kuppellehmhäuser mit Küche in denen die einzelnen Dörfer zu den Trauerfeiern zusammen kamen. Danach geht es wieder in die Stadt zum Feuertempel der Zoroasten, wie wir schon einen in ChakChak gesehen haben. Hier wird in einem kleinen Museum einiges über die Sitten und Gebräuche dieser Glaubensgemeinschaft gezeigt. Danach fahren wir zum Basar wo wir einzelne Gänge von einer Handwerkerrichtung ansehen, z.B. die Kupferschmiede die die Kessel mit Zinn bearbeiten, damit sich das Kupfer beim Kochen nicht herauslöst. Die Goldhändler haben eine Straße, die Brokathändler ebenfalls. Dann gehen wir ein Stück weiter zur Freitagsmoschee die wir auch ansehen dürfen. Die Mosaiken am Eingangsportal sind sehr schön farbig und aufwändig. Schriftzüge in Farsi umrahmen den Eingang, die beiden Minarette sind 30 m hoch. Jetzt sind alle hungrig und schlapp und wir machen eine Mittagspause im Silkroadhotel, einem alten Kaufmannshaus. Man kann Buffet essen oder a la Carte und alle sind zufrieden. Als Letztes fahren wir zu den Windtürmen, einer Klimaanlage aus der Zeit vor der Elektrizität. Die Luft strömt durch einen hohen Turm ins Haus hinein und wird unten vom Wasserbecken gekühlt und im anderen Kanal steigt die erwärmte Luft wieder nach oben. Hier soll es sich um den höchsten Windturm der Welt handeln. Ein großer Park mit Wasserbecken umgibt den Turm. Auf großen Liegebetten mit Teppichen und Kissen können wir uns kurz ausruhen. Auf dem Rückweg zum Hotel halten wir noch kurz beim Supermarkt um uns mit Wasser und Brot einzudecken, bevor wir erschöpft in unsere Womos fallen und froh sind, dass wir ein so schönes Schattenplätzchen hier ergattert haben. Es war den ganzen Tag über 30° heiß und sogar die Einheimischen schwitzen und bedauern uns, dass wir zum Persischen Golf fahren.
1.10., Donnerstag, Yazd – Kerman 387 km. Heute fahren wir vom Stellplatz aus zur 500 m entfernten Gastankstelle mit der Reiseleitung und 4 anderen Fahrzeugen mit fest eingebauten Gastankflaschen. Tatsächlich klappt es auch, dass unsere Fahrzeuge befüllt werden, obwohl es im Iran eigentlich verboten ist. Wir werden direkt aus einem riesigen Gastank mit einem großen Anschluss befüllt alle sind zufrieden. Dann fahren alle weiter und wir sehen uns unterwegs die angegebene Karawanserei Zeyn-od-Din von außen an, gehen aber nicht hinein da wir vermuten, dass es innen wie in den anderen aussieht. Allerdings hören wir hinterher von Markus, dass es sich hier jetzt um ein Hotel handelt, bei dem die einzelnen Handelsnischen zu Hotelzimmern hergerichtet wurden. Dann geht es weiter in südlicher Richtung und die Landschaft ist gleichförmig und öde. In der Ferne sind meist Berge zu sehen aber rechts und links der Straße nichts als Sand- und Steinwüste mit einzelnem Gestrüpp. Erst als wir in die Gegend von Rafsanshan kommen sehen wir große Plantagen und bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass es sich um Pistazien handelt. Hier befindet sich das größte Pistazienanbaugebiet des Iran. Es ist gerade Erntezeit und man sieht unterwegs einige Kleintransporter mit den geernteten Nüssen. Wir fahren in Rafsanshan in die Stadt hinein und suchen einen Gemüseladen den wir nach langem Suchen auch finden. Das Gemüseangebot ist hier oftmals sehr dürftig. Obst gibt es in Hülle und Fülle, überwiegend Melonen aber Gemüsefelder sind keine zu sehen. In den Läden sind Kartoffeln, Zwiebeln, Knoblauch, Auberginen und Zucchini manchmal zu finden, aber darüber hinaus nur noch Gurken und Tomaten. Heute habe ich mal grüne Bohnen und rote Paprika bekommen. Wir machen in Rafsanshan gleich Mittagspause denn wir stehen in einer Allee unter Bäumen im Schatten. Sonst ist auf der ganzen Strecke kein Baum oder Gebäude, das Schatten spenden würde und die Temperaturen liegen wieder über 30° und wir haben heute mal die Klimaanlage an. Sonst fahren wir meist mit offenem Fenster. Bei der Ankunft in Kerman am Hotel Kerman Tourism Inn sind wir wieder die Letzten, denn wir wollten noch tanken und haben an der angegebenen Tankstelle kein Diesel bekommen. Die Einfahrt war hier kompliziert und wir mussten 2 x einen U-Turn machen um an die Zapfsäule zu kommen, trotzdem hat man uns nichts gegeben. Hier kann man nur Diesel bekommen, wenn der Tankwart eine Tankkarte hat oder wenn man von einem LKW- Fahrer auf seiner Tankkarte tanken darf. Beides wurde verweigert und wir sollten in den letzten Ort zurückfahren und es dort versuchen. Also wieder 5 km zurück und dort hat es geklappt aber wir sind dadurch ca. 20 km mehr gefahren. Auf unserem weiteren Weg in den Süden wird es noch schwieriger werden, an Diesel heranzukommen. Wie Sirious uns erzählt hängt das damit zusammen, dass die Leute Diesel und Benzin schwarz über die Grenze bringen und damit ihr Geld verdienen. Da jeder Auto- und LKW-Fahrer nur ein gewisses Kontingent hat und dieses gern zum doppelten oder mehrfachen Satz verhökert, ist das ein gutes Geschäft. Wir bezahlen meistens den doppelten Preis an den Tankstellen, wenn wir über die Tankkarten der Tankwarte oder LKW-Fahrer tanken, aber trotzdem klappt es nicht immer. Mehrere haben heute kein Glück gehabt. Allerdings ist der doppelte Dieselpreis für uns noch bezahlbar. Wir zahlen 6000 Rial pro Liter gleich 0,18euro. Da wir dann mit LKW Zapfpistolen betankt werden (größerer Durchmesser) die keine Abschaltung wie unsere Zapfpistolen haben ist es jedesmal eine Sauerei. Mindestens die Schuhe haben in den Dieselpfützen an der Säule gestanden und somit stinkt es im Auto lange nach Diesel.
Nach dem Meeting in der Teestube des Hotels wo wir Tee mit Kandisstäbchen bekommen und Sirious uns die in Kerman berühmten Mürbeteigplätzchen mit Dattelmusfüllung probieren lässt, erzählt er uns noch einiges über den Iran und die Vorurteile, die in der westlichen Welt darüber herrschen. Abends überlegen wir mit Thomas und Clara, ob wir übermorgen über Bam fahren oder die angegebene Strecke nach Bandar Abas.
2.10., Freitag, Kerman. Unsere Stadtbesichtigung beginnt um 8.30 mit dem Bus. Es sind schon 28° und die Sonne meint es wieder gut mit uns. Wir fahren erst zu einem Gebäude das vermutlich aus vorislamischer Zeit stammt und evtl. mal ein Feuertempel war. Es ist ein erdfarbenes Kuppeldachgebäude ohne weitere Verzierung. Die Tür ist verschlossen. Da heute Sonntag (Freitag) im Islam ist, sind alle Einheimischen unterwegs und die meisten Sehenswürdigkeiten geschlossen. Neben dem Gebäude sitzt eine Familie mit mehreren Familienmitgliedern beim Picknick. Ich frage sie, ob ich ein Foto machen darf. Nach anfänglichem Zögern stimmt die Mutter zu und lädt mich zum Tee ein. Da unser Bus aber gleich weiter fährt kann ich das Angebot nicht annehmen und mache nur ein Foto. Auf dem Weg zum Bus kommt eine Tochter hinterher und sagt, sie haben hier in Herat ein Haus und wir seien herzlich eingeladen. Sie spricht mit ihren 13 Jahren gut englisch. Dann geht es zum Eiskeller, einem pyramidenartigen Gebäude mit einer langen Mauer zur Südseite. Auch den Eiskeller können wir nicht von innen sehen, er hat aber heute nur eine Funktion als Informationszentrum. Früher wurde hier im Winter das Eis mit Stroh dazwischen gelagert und es hielt sich bis in den Sommer. Danach geht es wieder auf den Basar wo auch nur ein Teil der Stände heute geöffnet hat. Sirous zeigt uns die Bäckerei mit den Dattelmusküchlein und einige Gewürzstände und wir gehen in ein altes nicht mehr genutztes Hamambad das jetzt ein Museum ist. Hier sind Szenen mit Wachsfiguren nachgestellt, wie man früher das Hamambad nutzte. So eingestimmt geht es in das nächste Hamambad, das heute ein Teehaus ist und wir bekommen Tee mit Kandissticks und Dattelküchlein serviert. Zum Schluss macht noch eine Kapelle iranische Musik. Das Gebäude ist wunderschön von innen und ein ganz tolles Ambiente, richtig zum Wohlfühlen. Dann geht es nach einem Supermarktbesuch und einem Gemüsehandel zum Platz zurück und der Rest des Tages ist zur Vorbereitung auf die nächsten heißen Tage am Persischen Golf. Wir werden wohl mit Thomas und Clara über Bam fahren und Bandar Abbas auslassen denn es ist eine Industriestadt und hässlich und der Stellplatz dort liegt noch 30 km vor dem Ort. Dann bleiben wir eine Nacht irgendwo unterwegs auf der Strecke und steuern den nächsten Tag den Platz am Persischen Golf an, wo wir direkt am Wasser stehen. Da man hier mit Verbrechern rigoros umgeht, müssen wir wohl keine Angst haben wenn wir 1 Nacht mit nur 2 Womos unterwegs sind.






















