Von Turfan bis Bishkek

Von Turfan bis Bishkek

20.8., Donnerstag, Turfan- Bosten See (Westufer) 370 km. Wir räumen unser Hotelzimmer und frühstücken wie gestern. Draußen ist es angenehm kühl. Die Klimaanlage im Hotel hat nicht gut gekühlt. Wahrscheinlich geht entweder heißes Wasser oder Klimaanlage. Jedenfalls war morgens das Wasser gleich heiß. Die Luft ist heute diesig. Die Fahrt durch die Stadt ist unkompliziert aber es erinnert nichts mehr an eine Oasenstadt oder Karawanserei. In der Hauptstraße sind große Geschäfte und verschiedene Markenketten wie in anderen Städten. Trotzdem hat Turfan einen angenehmen Eindruck hinterlassen. Gestern Abend sind wir noch zu 6. an die nächste große Kreuzung gegangen und haben an einem Straßenstand Hähnchenkeulen und Hähnchenspieße gegessen. Sie waren gut gewürzt und haben prima geschmeckt. Wenn man über die hygienischen Verhältnisse ringsherum hinwegsieht, ist alles halb so schlimm. Wir fahren jedenfalls die Landstraße Richtung Autobahn und kommen automatisch auf die G 30 wo wir nach einiger Zeit auf die 3014 wechseln müssen, was nicht so einfach ist, da die Richtungsanzeiger nur in Chinesisch und in Arabisch beschriftet sind. Nach dem Vergleich der Zeichen im Atlas klappt es dann auch. Wir fahren wieder in die Berge, dabei dachte ich, wir durchfahren die Wüste. Bis auf 1.750 m steigt unser Höhenmesser und die Berge ringsherum sehen wunderschön aus und es nimmt kein Ende mit den Felsen. Immer wieder kommen neue Windungen. Unglaublich was hier für Straßenkilometer durch die Felsen gebaut wurden und was für Riesentrümmer zwischen den Bergen manchmal zu sehen sind, die irgendwo abgebrochen sind. Irgendwann geht es auch wieder herunter und dann wird es eben und die Luft ist immer noch diesig. Wir fahren bis kurz vor Korla, wo wir auf eine kleine Straße abbiegen, die zum See führen soll. Wir haben keine Koordinaten von Artem per SMS bekommen und stehen am Zwischenziel etwas unschlüssig, als Thomas vorbeifährt. Wir hängen uns dran und folgen ihm bis zum Ziel. Da wir hier in Uigurien keine Sprechfunkgeräte benutzen dürfen, können wir uns unterwegs auch nicht verständigen, höchstens anrufen. Wir sind auf dem letzten Stück durch einen ganzen Straßenzug mit Lastwagen voller Tomaten gefahren. Vorher haben wir auf den Feldern bereits gesehen, dass die Leute kleine rote Früchte pflückten und in große Säcke schütteten. Von den Lastwagen tropfte der Saft und es stank erbärmlich, wie im Schlachthaus. Kassim erklärte uns, dass die Lastwagen bei der Saftfabrik warteten, wo auch Chili verarbeitet wird und Ketchup hergestellt wird. Nur gut dass wir nicht wissen, was da so passiert. Abends um 18 Uhr ist Meeting, danach erzählt uns Kassim noch von den Problemen, die die Uiguren und die Han Chinesen miteinander haben. Die Uiguren gehören zu den 8% Minderheiten in China und haben in ihrer autonomen Republik ihrer Meinung nach nicht genügend Freiheiten und werden von den Han Chinesen unterdrückt. Trotz gleicher Ausbildung werden in den gehobenen Positionen immer Han Chinesen bevorzugt. Morgen hören wir die Version von Zhang, der Han Chinese ist.

21.8.Freitag, Boston See – Taklamakan Mitte 521 km. Die Morgentemperaturen sind mit 20° sehr angenehm. Wir fahren zurück auf die Autobahn G 3012 und vorher ca. 3 km über eine Schlaglochpiste. Dann aber über 280 km auf der Autobahn und es wird immer wärmer bis heiß mit 32°. Bei der Kaffeepause mag man schon nicht mehr Luft holen in der Sonne. Im Womo heizt es sich schnell auf. Jetzt gibt es keine schattenspendenden Bäume mehr und wir sind der Hitze der Wüste ausgesetzt. Die nächste größere Stadt ist Korla und die Autobahn führt mitten hindurch. Wir fahren bis Korla immer am Rande des nördlich liegenden Tien Shan Gebirges entlang. Hinter Luntei läuft das Gebirge langsam aus und wir fahren Richtung Süden. Jetzt beginnt der Desert Highway und wir tanken noch einmal Diesel und an einer anderen Tankstelle gibt es tatsächlich LPG Gas, was wir in ganz China bisher vergeblich gesucht haben. Unsere Mittagspause halten wir an der Tankstelle und dann erreichen wir nach 28 km den Pappelpark mit 800 Jahre alten Pappeln, deren Stämme z. T, versteinert, z. T. abgestorben und hohl sind. Diese Pappeln haben an einem Baum 3 verschiedene Blattformen. Der Park erstreckt sich auf einer Länge von 17 km, wir können aber nur 12 km hineinfahren, dann ist die Straße gesperrt. Es geht den gleichen Weg zurück und weiter auf dem Desert Highway. Die Landschaft dieser legendären Wüste, in der viele ihr Leben gelassen haben verändert sich von buschig/sandig und flach in hügelig, und gelbsandig. Bald sehen wir auch die ersten Pumpenhäuschen, die alle 5 – 6 km entlang der Straße stehen und in denen jeweils ein Ehepaar für 8 Monate auf engstem Raum (1 Zimmer) wohnt, sagt Artem. Die Pumpenhäuschen sind nummeriert. Wir sind erst um 18.15 Uhr am Ziel, einer alten geschlossenen Tankstelle mitten in der Wüste. Wir sind mal wieder die Letzten. Außer uns war auch keiner im Pappelwald, weil allen die Fahrt heute zu lang war. Uns allerdings auch. Um 19 Uhr sollen alle die Lust haben mit ihrem Essen und den Tischen zusammenkommen Wir essen einen Salat und gekochte Eier mit geröstetem trockenen Fladenbrot. Zum Kochen habe ich keine Meinung. Es ist viel zu heiß. Wir hatten unterwegs die Klimaanlage an, obwohl mir der kalte Luftzug nicht guttut, aber bei 45° im Womo hält man es auch mit Durchzug nicht aus. Abends wird es angenehmer, als die Sonne untergeht und wir sitzen noch bis 22.30 Uhr zusammen. Keiner mag ins Womo gehen, weil es sich nicht abkühlt.

22.8., Samstag, Taklamakan Mitte – Minfeng 355km. Eigentlich hätte es eine ruhige und erholsame Nacht mitten in der Wüste sein sollen, aber irgendwann nachts wache ich von lauten Unterhaltungen auf und wir stellen fest, dass einige Lastwagenfahrer hier Rast machen und sich lauthals unterhalten und dabei laufen die Motoren bzw. Generatoren ihrer Laster. Am Morgen das Gleiche. Bevor wir weiterfahren krakelen sie lauthals miteinander und es ist vorbei mit der Nachtruhe. Wir machen uns bei anfangs 25° auf den Weg und fahren weiter zwischen den Sanddünen und den beiderseits der Straße in mehreren Reihen angelegten Tamariskenbüschen auf dem Deseret Highway gen Süden. Die Sanddünen wechseln von hoch zu niedrig, leicht wellig zu kantig. Das Licht fällt in schönen Schattierungen auf die Dünen, aber fotografieren kann man von der Straße nur schwer, weil die Büsche die Sicht versperren. Wir suchen heute ein Pumpenhäuschen auf und werden von dem Ehepaar zum Hinsetzen aufgefordert. Der Mann rollt akribisch den Nudelteig aus und wirft sie in den bereitstehenden Wok mit kochendem Wasser. Wir verabschieden uns schnell, weil wir beim Essen nicht stören wollen. Später besuchen wir ein 2. Pumpenhäuschen und die Dame des Hauses fordert uns auf, hineinzukommen. Ihren Mann scheucht sie vom Bett hoch und er muß sich mit uns für ein Foto positionieren. Sie erzählt sehr laut und schreibt etwas chinesisches auf. Ich schreibe meinen Namen dazu, weil ich nicht weiß, was sie will. Keiner versteht oder spricht hier englisch. Als wir uns verabschieden macht sie uns gestenreich irgendetwas klar aber wir nicken nur und setzen uns ins Auto, das sie vorher auch erstaunt inspiziert hat. Kaum wollen wir starten, ist sie mit Hut und Teekanne schon bei uns im Auto. Ich lasse sie vorn sitzen und gehe auf den Sitz am Tisch. Sie fühlt sich wie zu Hause und wir hoffen, dass sie nicht bis Minfang mitfahren will, weil wir ihr erzählt haben , dass wir nach Minfang fahren. Aber beim nächsten Pumpenhäuschen gibt sie ein Zeichen, hineinzufahren und wir müssen wieder mit ins Häuschen und Bilder machen und alle sind lustig und freuen sich wie die kleinen Kinder. Dann geht es weiter für uns und ohne Pause durch den Rest der Wüste und die Dünen werden niedriger, bis sie durch die ersten Schilffelder abgelöst werden und wir haben Hoffnung, dass auch das letzte Stück noch klappt und wir der Wüste ohne Wiederkehr entkommen sind. Am Ende ist noch eine Polizeikontrolle, wo man uns dank Zhangs Hilfe nur durchwinkt und wir nicht wie Franz, Astrid und andere 2 Stunden stehen mussten. So sind wir dann um 16 Uhr am Ziel auf einem Parkplatz an einer Appartementanlage. Wir stehen nicht so gedrängt wie auf manchen Hotelparkplätzen. Heiß ist es noch immer (draußen 39°, im Womo 43°). Um 18 Uhr ist Meeting.

23.8., Sonntag, Minfeng – Hotan 330 km. Der Morgen ist schon diesig und die Sonne will nicht durchkommen. Es ist 22° warm als wir die Landstraße weiterfahren auf der wir den ganzen Tag bleiben. Eigentlich dachten wir, jetzt liegt die Wüste hinter uns, aber wir fahren am Rande der Wüste entlang und nach dem Ort Minfeng sieht man noch Wasserbecken mit Pappeln und einen Fluß daneben. Danach sind Bewässerungsschläuche in mehreren Reihen mit Tamarisken und Pappeln zu sehen. Dann wird es karg und öde und es sieht grau und steinig aus. An den Seiten sind vereinzelt in Feldern Strohmatten eingegraben. Es wird immer diesiger und stürmischer. Bald sehen wir fast nichts mehr. Die Autos fahren alle mit Warnblinklicht. Es ist nicht diesig sondern ein richtiger Sandsturm. Im nächsten großen Ort kaufen wir Fladenbrot und der Sand fegt ordentlich über alles hinweg. Auf der Straße ist ein reges Treiben. Jede Menge Dreirädrige Lastenroller mit allen nur möglichen Beladungen fahren kreuz und quer durch die Hauptstraße, die durch den Ort führt. Wir schauen eine Weile dem Treiben zu und sind ganz fasziniert davon. Dann geht es weiter Richtung Hotan. Rechts und links der Straße stehen hohe Pappeln in mehreren Reihen, dahinter sind Häuser zu sehen und die Zufahrten zu den Häusern werden gerade mit Steinen und Beton befestigt. Der Sturm wird mal mehr, mal weniger und die Sicht entsprechend. Es sind wieder mehr Sanddünen zu sehen, aber alles nur schemenhaft. Wir haben lange Zeit einen Laster vor uns an dem wir uns orientieren. Mittags kommen wir wieder in einen größeren Ort und kaufen noch gefülltes Fladenbrot, was wir gleich an der Straße im Auto verspeisen. Wir halten alle Fenster und Türen geschlossen, um nicht noch zusätzlichen Sand einzufangen, der kommt schon ungewollt durch die Zwangsbelüftung. Es ist aber furchtbar heiß im Auto. Beim Fahren können wir die Klimaanlage anmachen, aber wenn wir stehen läuft sie nicht. Auf der Weiterfahrt ruft Artem an und verkündet, dass der Standplatz an den Ruinen des alten Dorfes unbenutzbar ist aufgrund des Sandsturms. Wir sollen auf Nachricht warten, wo wir am Hotel stehen können. 2 Stunden stehen wir in der Sonne und warten auf Nachricht. Um 16 Uhr meldet er sich und wir und 7 andere die inzwischen dazugekommen sind fahren zum angegebenen Hotelparkplatz in Hotan. Allerdings kommen wir an 2 Straßen mit Höhenbegrenzungen und müssen wenden. Dann bekommen wir von der Polizei Geleitschutz und werden von ihnen zum Hotel geleitet. Hier stehen wir in 3 Reihen und recht eng beieinander, so dass gerade die Aufbautür zu öffnen ist. Der Hof ist mit hohen Mauern umgeben. Hier dürfen nur Politiker4 übe3rnachten, keine Privatleute. Piet und Rietje wurden zu Politikern geadelt, denn sie haben ein Zimmer bekommen. Für Piet ist es im Womo zu heiß und darum wird für ihn eine Ausnahme gemacht. Wir haben 40° draußen, im Womo noch mehr und alle flüchten gleich in die Lobby des Hotels. Schade, dass der Naturstellplatz an den Ruinen ausfiel. Die Meisten sind zufrieden, weil sie abends in der Stadt essen gehen können und in der Lobby WiFi haben. Gerd versucht den ganzen Abend mails herunterzuladen, aber das Netz ist so langsam und es klappt bis 23 Uhr nicht. Ich habe gestern meine letzten Kartoffeln aus Hami gekocht um heute Bratkartoffeln zu machen. Wir haben den Kocher in eine Lücke zwischen die Autos gestellt, denn im Womo sind Bratkartoffeln tabu. Abends weht kein Lüftchen und als wir ins Bett gehen sind noch über 30°.

24.8., Montag, Hotan – Kashgar 501 km. Es hat sich über Nacht auf wenigstens 28° im Womo abgekühlt. Heute sind alle früh auf den Beinen, denn die Strecke ist sehr lang und nur die Hälfte davon ist Autobahn. Aber wir fahren erst kurz vor 8 Uhr los, Michael ist der Erste um 7.30 Uhr, aber da ist es noch dunkel und gefährlich, da viele Autos und Dreiräder ohne Licht fahren. In ganz China zählt die Pekinger Zeit aber die Uiguren leben hier nach der eigenen Zeit und danach ist es hier 2 Stunden früher, also nicht 8 Uhr sondern 6 Uhr. Als wir losfahren kann man gerade so erkennen, was auf der Straße fährt. Es geht wieder auf die Landstraße G 315 und durch einige Dörfer. Es sieht sehr ärmlich aus und viele Lehmhütten sind verfallen. An der Straße sind Stände mit Fladenbrot, Obst, jede Menge Melonen, Säften und Wasser in Flaschen und Haushaltsartikeln zu sehen. An wenigen Ständen werden auch Spieße mit Fleisch gegrillt. Da die Uiguren überwiegend Moslems sind, gibt es meist Hammelfleisch. Auf dem weiteren Stück Straße nimmt der Wind wieder zu und bald haben wir den nächsten Sandsturm. Die Sicht ist auf lange Zeit eingeschränkt. Nachdem ich gestern bereits 3 x alles abgewischt hatte, war morgens wieder alles sandig. Na ja, man hat ja sonst nichts zu tun. Wir sehen heute keine Sanddünen mehr, nur ebene Wüste mit Sand und manchmal etwas angelegen Randstreifen, z. T. auch Windfangzäune. Kurz bevor es auf die Autobahn geht, holen wir im letzten Ort noch frisches, warmes Fladenbrot. Bis dahin haben wir schon 3 Polizeikontrollstellen durchfahren. Aber wir werden nicht kontrolliert und nur durchgewunken. Um 16 Uhr erreichen wir unser Ziel, das Hotel Tarim Barony Petroleum und Zhang empfängt uns in seiner gewohnt fürsorglichen Art, alle zufriedenzustellen und sein Land in gutem Licht darzustellen. Mit seinem Stoffbeutel, in dem er bei jedem Hotel die Pässe einsammelt um uns bei der Polizei anzumelden. Die nächsten Hinweise sind dann: Wasser gibt es dort, Mülle sammeln hier, Strom brauchen hier Leitung, WiFi in der Lobby, hier Passwort, Harmony 1 – 4 Sterne plus oder minus. Habe ich schon erwähnt, dass Harmony die Toiletten sind. In China sind sie gewöhnungsbedürftig, meist zum Hocken, außer in den Hotels. Die Harmony ist Zhang immer sehr wichtig und er weist mit den Sternen auf den Grad der Benutzbarkeit hin. Er ist wirklich ein ganz lieber Kerl und wir werden ihn vermissen, wenn er übermorgen an der Grenze zu Kirgistan uns verlässt. Abends gehen wir mit Thomas und Klara in die Altstadt und suchen uns eine Garküche. Wir entscheiden uns für Hähnchen und essen es draußen in einer Garküche an einer belebten Straßenkreuzung und hier ist ein Gewusel wie man es nicht beschreiben kann. Überall wird gebrutzelt und gegart, dazwischen Obstverkäufer. Die Gebäude sehen mit den verzierten Kacheln und der maurischen Bauweise wie eine alte Oasenstadt aus und sie werden auch nach und nach restauriert. Man hat hier tatsächlich den Eindruck, die Händler der Seidenstraße sind auf der Durchreise. Die Stadt gefällt mir ungemein.

25.8. Dienstag, Kashgar. Die Hotelbetten waren wieder sehr hart und ich habe schlecht geschlafen. Wir fahren morgens um 9 Uhr bei angenehmen 20° mit dem Bus zu einem Viehmarkt außerhalb Kashgars. Leider stellt sich erst dort heraus, dass der Viehmarkt nur am Wochenende stattfindet. So geht es also wieder zurück in die Stadt und der Busfahrer setzt uns in der Altstadt ab, wo wir einen Rundgang mit Zhang durch die Gassen machen. Teils sind die Häuser restauriert, teils ist man noch dabei das Vorhandene zu erhalten oder zu rekonstruieren. Die maurische Bauweise ist in der gesamten Stadt präsent und es passt in den Formen und Farben perfekt zur Wüste. In den Häusern sind wunderschöne geschnitzte Holztüren zu sehen, die z. T. neu eingesetzt wurden. Auch Fensterlaibungen mit Holzschnitzereien fallen uns auf. Vom Stadtmauerturm haben wir einen guten Überblick über die Altstadt. Danach besuchen wir den Basar, wo wir Gelegenheit haben, uns umzusehen nach Dingen die man nicht braucht oder doch. Zum Schluss besuchen wir noch einen Supermarkt um uns für die nächsten 4 Tage mit allem Nötigen einzudecken, denn nach dem Grenzübertritt haben wir 3 Tage keine Einkaufsmöglichkeiten. Nachmittags ist eine Erholungspause in den gut klimatisierten Hotelzimmern eine angenehme Sache. Die anderen Reiseteilnehmer die keine Zimmer gebucht haben schwitzen in der Sonne bei über 30°. Nach dem Abendmeeting gehen wir zu acht essen und finden ein sehr ansprechendes Lokal mit arabischer Einrichtung wo wir gut und günstig essen. Es gibt allerdings keine alkoholischen Getränke. Wir erhalten heißes Wasser und später einen leckeren Gewürztee gratis zum Essen. Um 22 Uhr sind alle wieder zurück.

26.8., Mittwoch, Kashgar. Heute können wir ausschlafen denn wir haben uns nicht für den fakultativen Ausflug angemeldet. Nach dem Frühstück wasche ich noch einige Sachen durch und kann sie auf dem Wäscheständer vor dem Womo trocknen, während wir im Womo erst einmal den Sand und Staub der letzten Wochen beseitigen, jedenfalls das Gröbste. Mit Wasser auffüllen, Fenster putzen etc. ist der Vormittag dann auch schon wieder herum. Mittags essen wir nur Obst und nachdem die Wäsche trocken ist, gehen wir mit Pierine noch in die Stadt um nach langen Kleidern für den Iran zu schauen. Wir finden nur Polyesterkleider und suchen den Weg zum Basar, wo wir gestern waren, aber es ist zu weit, da um 16 Uhr schon Bürostunde ist und es zeitlich nicht zu Fuß zu schaffen ist. Pierine hat gestern dort 2 Kleider gekauft. Ich habe einen Hosenanzug für mich gefunden, allerdings auch nur Synthetik, aber nichts anderes was mir gefiel. Auch der Frisör hatte geschlossen. So muss ich eben bis Kirgistan warten. Abends gehen wir zum China Abschlussessen vom Reiseveranstalter in ein Chinarestaurant. Es gibt Rindfleisch in 2 Variationen, Entenfleisch mit Pilzen, Muscheln mit Glasnudeln, Tintenfisch und verschiedene Gemüsesorten. Zum Nachtisch Melonenscheiben. Wir fanden die anderen Essen besser, alle anderen sagen das Gleiche. Zum Schluß wurde Zhan noch feierlich verabschiedet. Er hat noch ein Uigurisches Musikduo bestellt, das uns ½ Std. ihre Musik präsentiert hat. Die Männer haben alle uigurische Cappis geschenkt bekommen und wir haben noch ein Gruppenfoto gemacht. Es war ein sehr gemütlicher Abend. So ist auch dieser Tag ohne Fahren oder großes Programm so schnell herumgegangen und wir haben nicht viel erledigt.

27.8., Donnnerstag, Kashgar (China) – Chatyr-Köl-See (Kirgistan – 179 km. Heute verlassen wir China und reisen nach Kirgistan. Wir haben morgens angenehme 20°, als wir unsere Sachen aus dem Hotel wieder ins Womo bringen. Die 1. Strecke bis zum Sammelpunkt vor dem Chinesischen Zoll beträgt nur 60 km und wir treffen uns dort um 10.30 Uhr. Unterwegs haben wir uns noch mit Obst und Gemüse eingedeckt und die letzten Yuan ausgegeben. Die Temperaturen sind schnell geklettert, obwohl wir auch schon auf 2.000 m Höhe stehen und im Womo sind es nach kurzer Zeit 38°. Die Zollabfertigung dauert über 2 Stunden, bis wir weiter fahren können. Zhang ist bis hierher mitgekommen und hat sich jetzt endgültig verabschiedet, Kassim fährt noch bis zur Kirgisischen Grenze mit. Jetzt haben wir 100 km bis zur Ausreisegrenze noch vor uns und die Straße ist auf dem letzten Drittel so schlecht, dass wir uns von einem tiefen Schlagloch zum anderen kämpfen. Die Landschaft ist wunderschön, ringsherum hohe kahle Berge in den schönsten Farben und es kommt uns eine Schafherde nach der anderen entgegen. Ein breites Flussbett mit einem schmalen Wasserlauf mit rotem Wasser begleitet die Berge auf einer langen Strecke, danach wechseln wir die Richtung und das Wasser ist jetzt gelb, im anderen Tal läuft der rote Fluss weiter. Wir fahren eine Passstraße auf den Turugart Pass hinauf und oben bei 3.754m befindet sich der Grenzposten Chinas. Den erreichen wir um 15.05 Uhr, nachdem wir unsere Uhren 2 Stunden zurückgestellt haben. (100 km in 5 Stunden). Wir haben eine herrliche Sicht ins Tal und die umliegenden Berge. Die Abfertigung hier geht recht schnell und es geht ein paar Kilometer weiter und 200 m bergab bis zur Kirgisischen Grenze. Hier ist die Einreise unkompliziert und wir brauchen nichts ausfüllen. Nach kurzem Check der Pässe dürfen wir weiterfahren und kommen zum Kontrollpunkt. Hier müssen Fahrer und Beifahrer wieder getrennt abgefertigt werden. Und es dauert dann doch noch eine Weile. Wir haben jetzt 2 neue Betreuer für Kirgisien. Einmal ist Christina aus Deutschland vom Reiseveranstalter mit diversen Reparaturutensilien eingeflogen worden und Kensche als Landesguide, die alle Führungen mit uns macht. Sie spricht ein gutes Deutsch und ist sehr sympathisch. Der Grenzposten liegt direkt am Chatyr-Köl-See, die Nebel haben sich gelichtet und die Sonne kommt wieder heraus. Auf dem Pass hatten wir 8° und Schneeschauer. Am See sind es schon 12°. Der Temperaturunterschied zu den letzten Tagen ist schon sehr groß, dazu kommt, dass wir die nächsten 3 Tage auf der Höhe von 3.500 m bleiben werden. Den Stellplatz am See können wir trotz vorheriger Absage doch nutzen. Seit dem letzten Jahr ist hier alles Naturschutzgebiet und dort darf man eigentlich nicht übernachten. Wir haben aber eine Ausnahmegenehmigung. Als wir auf die Wiese herunterfahren ist vom See nichts mehr zu sehen, nur kleine Vertiefungen mit Wasser und eine Quelle, die das Wasser der Berge hier hochdrückt. Die Wiese liegt tiefer, darum ist der See nicht zu sehen, aber das Bergpanorama drum herum ist wunderschön und im letzten Sonnenschein sehen wir alles noch schöner. So, das war nun also China. Von diesem riesigen Land haben wir nur einen Bruchteil gesehen (nur den Norden) und sind trotzdem 9000 km nur in China gefahren. Ich muss sagen, ich habe mich hier völlig sicher gefühlt. Die Menschen sind uns freundlich und offen begegnet, wenngleich sie manchmal aufdringlich neugierig waren. Wir hatten immer das Gefühl es seien große Kinder. So haben sie sich auch im Straßenverkehr verhalten. Schade, dass wir vom Süden so gar nichts gesehen haben. Sicherlich wäre die Landschaft dort noch reizvoller mit den Reisfeldern und Buchten. Den größten Eindruck hat bei mir die Terrakottaarmee hinterlassen und natürlich die Taklamakanwüste. Es gibt noch viele schöne Begebenheiten aufzuzählen und es war eine reiche Erfahrung für mich.

28.8., Freitag, Chatyr-Köl-See – Tasch-Rabat 91 km. Die Nacht war kalt und wir haben die Heizung durchlaufen lassen, damit der Boiler nicht das Wasser ablässt (bei 3°). Abends waren es schon nur noch 6°. Als wir morgens aufstehen scheint die Sonne und alles ist weiß. Auf den Autos liegt eine dicke Schneedecke und die Berge, die wir in den Nebelwolken erkennen können, sind weiß eingehüllt. Auf der anderen Seeseite sind keine Berge zu erkennen, nur dicke Schneewolken. Wir haben morgens 3° und gestern hatten wir noch über 30°. Jetzt werden die warmen Sachen wieder ausgepackt. Um 9 Uhr ist ein Meeting mit den neuen Guides anberaumt und wir bekommen die Landestelefonkarten und das Startgeld für Kirgistan (7200 Som = 100 €). Dazu gibt es je Fahrzeug eine Landesflagge von Kirgisien und Christina verteilt die mitgebrachten Ersatzteile für die defekten Fahrzeuge. Es ist so kalt, dass alle gleich wieder ins Auto wollen. Artem fährt mit den „Mädels“ als Erstes Fahrzeug zum Checkpoint, wo wir noch einmal die Pässe vorzeigen müssen in 50 km. Danach setzen wir uns auch langsam in Bewegung. Am Checkpoint geht alles ganz einfach, nur die Fahrer müssen Pässe zeigen, dann geht es weiter und das letzte Stück von 15 km hat es wieder in sich. Nur Waschbrettpiste. Wir können nicht schneller als 10 km/h fahren und sind trotz der kurzen Strecke erst nach 13 Uhr am Ziel. Dieses letzte Stück von 15 km führt von der Hauptstrecke in ein Tal und sieht sehr romantisch aus. Die Berghänge sind sanft wellig und grün wie mit Samt überzogen. Durch das Tal schlängelt sich ein Flusslauf, der z. Zt. wenig Wasser führt. Die großen Berge ringsherum sind z. T. schneebedeckt und oft wolkenverhangen. Nachmittags zieht es sich wieder zu und die Berge verschwinden im Nebel. Wir sehen uns um 16 Uhr mit Kensche die Karawanserei an, die nach Meinung von Experten gar keine Karawanserei sein kann, weil das Tal für die Karawanen viel zu schmal ist. Die 2. Meinung über diesen Ort ist, dass es sich um eine Räuberhöhle gehandelt hat, wo durchziehende Händler überfallen wurden. Für eine Karawanserei sind die Räumlichkeiten hier im Gebäude viel zu klein. Es handelt sich außerdem um einen Kraftort, der für mystische Rituale genutzt wird. Kensche erzählt uns noch einiges über ihr Land das aus 40 verschiedenen Volksstämmen besteht und seit dem letzten Jahr der Zollunion mit Russland etc. beigetreten ist. Kirgistan ist ein relativ junges Land das erst durch den Zerfall der Sowjetunion entstanden ist und keine alten Kulturdenkmäler aufzuweisen hat, da es sich aus so vielen verschiedenen Volksstämmen gebildet hat. Trotz reicher Bodenschätze ist das Land sehr arm und die Wirtschaft noch nicht richtig aufgebaut. Zu späterer Zeit wollen wir uns weiter unterhalten. Gegen Abend gehen wir noch auf den Berg vor unseren Wohnmobilen und wir sehen den Platz und das Tal im Abendlicht liegen. Abends erreicht ein Bus mit Australiern die Karawanserei und ein Reiseteilnehmer der Verwandte in Hannover hatte unterhält sich mit uns, bis der Bus wieder abfährt. Er gibt uns seine email Adresse und hofft, von uns zu hören.

29.8., Samstag, Tasch-Rabat – Nähe Dolon Pass 185 km. Es war wieder eine kalte Nacht mit Vollmond bei 2 ° morgens. Aber die Sonne scheint und kommt bald über die Berge bis ins Tal. Beim Blick vom Bett aus dem Fenster liegen die Jurten in der Sonne. Wir fahren den Weg aus dem Tal zurück auf die Hauptstraße und müssen wieder die 15 km Waschbrettpiste fahren was unser Auto gar nicht mag. Die Hauptstraße (A365) ist bis kurz vor Naryn gut zu befahren. Dann kommt allerdings das dicke Ende. Wir haben ja schon einiges an schlechten Straßen auf dieser Reise erlebt, aber diese Straßen sind unübertroffen. Außer Bodenwellen und tiefen Schlaglöchern sowie Waschbrettpiste sind in Naryn tiefe Löcher in der Straße. Dazu kommt, dass eine Straße gesperrt ist und die Umleitung im nichts endet und wir auf einem Platz landen wo es kein vor und zurück gibt. Mit viel Mühe schaffen wir es heraus und sehen dann an der Umleitung eine Straße zur anderen Seite abbiegen die ganz einfach die gesperrte Straße umfährt. Zu allem Überfluss war das alles umsonst, denn an der angesagten Gastankstelle werden nur Flaschen aufgefüllt, nicht aber unsere eingebauten Flaschen betankt. Der weitere Weg über den Dolon Pass auf 3.050 m ist eine Katastrophe und es reiht sich ein Schlagloch an das nächste auf der unbefestigten Straße. Dazu rauschen die Laster in einem irren Tempo an uns vorbei und nach dem Nieselregen sieht unser Auto aus wie durch den Schlamm gezogen, als wir am vereinbarten Abzweig ankommen. Allerdings sehen die anderen Womos auch nicht viel besser aus. Die Strecke, die heute stets durch die Berge führte, war landschaftlich sehr schön und abwechslungsreich aber wir konnten es aufgrund der schlechten Straßen gar nicht so richtig genießen. Kirgistan ist zu 90% bergig und hat mehrere 5000er und 3 7000er Berge. Unser heutiger Stellplatz liegt von Bergen umgeben an einer Wiese mit einem Bachlauf und wenn es nicht abends so kalt und regnerisch wäre, würde es hier ganz idyllisch sein. Kensche erzählt uns abends noch ein wenig über ihr Land, aber bald wird es allen zu kalt und wir verziehen uns in die Womos.

30.8., Sonntag, Nähe Dolon Pass – Südufer Issikul See 212 km. Letzte Nacht standen wir auf 2.750 m und morgens waren es schon 5°. Es wird also bald wieder wärmer, wenn es weiter hinab geht. Die Sonne scheint auch schon früh, aber bevor es los geht, müssen Gerd und Thomas noch das Blech unter dem Heck wieder gerade klopfen, damit setzen wir immer auf, wenn es irgendwo eine tiefe Stelle gibt wie gestern bei der Einfahrt zum Stellplatz. Da kommt Rietje vorbeigeschlendert und erzählt, dass sie einen Platten haben. Also gehen Gerd und Thomas anschließend zu Rietje und Piet und wechseln den Reifen, was gar nicht so einfach ist. Der Wagenheber fand erst trotz untergelegter Bretter und anderer Hilfsmittel keinen Halt, dann wollte das Rad sich nicht lösen. Mit vielen Hilfsmitteln und guten Ratschlägen der Umstehenden und Ausgraben unter dem Rad klappt es dann und wir müssen uns sputen, dass wir noch rechtzeitig zum Besuch der Filzvorführung der Fraueninitiative kommen, wo wir uns um 11.30 in Kochor treffen wollen. Das Stück Straße bis kurz vor der Stadt ist auch neu und gut befahrbar und wir kommen rechtzeitig an. Die Landschaft war traumhaft schön auf diesem Stück. Hohe karstige Felsen und ein immer breiter werdender Wildbach mit türkisgrünem Wasser begleiten uns ein ganzes Stück des Weges. Die Berge haben Farben von gelb bis schwarz und die Farben geben ihnen richtige Ornamente. Wir können uns nicht satt sehen. Die Filzvorführung war nicht so interessant wie erwartet, hauptsächlich sollten wir anschließend etwas kaufen. Die Preise sind aber für kirgisische Verhältnisse sehr hoch. Aber die Touristen sind ja alle reich und können das bezahlen. Danach müssen wir noch schnell etwas für die nächsten 3 Tage einkaufen, denn am See gibt es keine Einkaufsmöglichkeit. So haben wir nur noch Zeit für einen Kaffee und ein paar Kekse, bevor es wieder auf die Piste geht und die ist wieder voll kirgisisch. Es sind zwar nur noch 155 km bis zum Ziel, aber wir können meist nicht schneller als 30 – 40 km/h fahren und sind um 18 Uhr die Vorletzten. Darum wird das Meeting auf 20 Uhr verschoben, damit wir noch vorher essen können. Die Landschaft ist so schön, Berge über Berge, z. T. schneebedeckt und immer in verschiedenen Farben aber der Fahrer kann davon nichts sehen, denn die Straße fordert die volle Aufmerksamkeit. Auch als Beifahrer hat man ständig die Augen auf der Straße um keine Löcher zu übersehen. Schon von weitem ist der Issikulsee der auf einer Höhe von 1.600 m liegt zu sehen, als wir durch einen Taleinschnitt fahren und die Farbe leuchtet türkisblau in der Sonne. Bald macht die Straße aber wieder einen Bogen und wir sind wieder hinter den Bergen. In einem kleinen Ort holen wir Wasser an der Pumpe und ich pumpe eine Weile, bis ein Mädchen kommt und uns zeigt, dass man nur einmal auf den Pumpenhebel drücken muss und ihn festhält und das Wasser läuft von alleine weiter. Das muss einem dummen Ausländer ja erst einmal gezeigt werden. Dann geht es auf das Endziel zu und bald ist der See wieder zu sehen und wir fahren immer am Ufer entlang. Es gibt hier auch Ferienhäuser und eine ganze Ferienanlage, aber Menschen sehen wir nur wenige. An der Einfahrtskoordinate zum Stellplatz steht Kensche und winkt uns herein. Wir müssen noch ca. 2 km einen schmalen Sandweg fahren, bevor wir auf einer Landzunge im See stehen, wo wir uns einen Platz suchen. Auf der einen Seite sehen wir auf den See, auf der anderen Seite haben wir die Berge im Blick mit schneebedecktem Gipfel. Es ist ruhig und idyllisch und wir freuen uns auf 2 ruhige Tage. Wer will kann stehen bleiben, wer nicht, kann um den See herumfahren und trifft auf uns in 3 Tagen in Bischkek. Wir wissen genau, dass wir uns diese Straßen nicht noch 350 km mehr antun wollen sondern bleiben hier und fahren 100 km zurück bis wir auf die Straße nach Bischkek kommen. Tagsüber war das Wetter ganz angenehm um die 20° schätze ich. Abends grillen wir noch unsere Spieße aus China bei 16°. Jetzt ist es um 20 Uhr schon fast dunkel.

31.8., Montag, Südufer Issikul See. Wir können ausschlafen denn heute ist außer der Bürostunde um 10 Uhr ein freier Tag. Morgens begrüßt uns die Sonne und die Berge zeigen ihre schneebedeckten Gipfel. Der See liegt ruhig und klar vor uns und es weht fast kein Lüftchen. Alle sind heute mit Reparatur- und Aufräumarbeiten beschäftigt. Gerd hilft Markus beim Einbauen seiner neuen Scheinwerfer. Später reinigt er den Pollenfilter und den Luftfilter bei uns und nachmittags ist der Kühlschrank dran, denn der ist ständig am ackern. Anfangs war es die Höhe und die dünne Luft, jetzt ist die Flamme scheinbar verschmutzt. Herbert und Franz bauen bei Andy die neue Lichtmaschine ein, Hans hat eine neue Servopumpe bestellt und baut diese ein. Thomas und Klara sind mit ihrer neuen Waschmaschine beschäftigt und der Konverter will nicht arbeiten. Gerds Hilfe ist gefragt und er stellt fest, dass eine der Batterien wohl nicht richtig lädt. Peter stellt morgens fest, dass sein Dieseltank nur noch an einer Schraube hängt und fast herunterfällt und Edelgard hat nicht bemerkt dass eine Gasflamme noch brennt und die Glasplatte darüber geschlossen und dann zerspringt die Glasplatte in tausend Scherben und sie ist die ganze Zeit am Scherben zusammenfegen. Ich versuche im Womo mal wieder gegen Sand und Staub anzukämpfen und habe noch einiges zum Waschen. Mit dem Spülwasser wird das Auto gleich von außen noch etwas vom Schlamm der vergangenen Tage befreit. Überall wird geputzt und gewaschen. Dann noch mittags etwas zum Essen zubereiten und schon ist der Tag wieder herum. Wir kümmern uns noch um Michael, der seit gestern völlig von den Füßen ist und nur liegt. Er hat scheinbar eine Lebensmittelvergiftung mit Fieber und allen Begleiterscheinungen. Er kann kaum aufstehen und Pierine und ich versorgen ihn mit Medikamenten und Getränken. Das Wetter ist sehr schön warm und sonnig den ganzen Tag bei 28°. Ernst war schon im See baden. Allerdings ist an dieser Stelle wo wir stehen alles felsig mit dicken Steinen und wir müssten eine andere Stelle suchen. Aber ich habe noch keinen richtigen Antrieb zum Baden. Seit heute geht es meinem Ischias wieder besser, aber seit dem Grenzübertritt mit der Rüttelpiste, wo ich mich zum Fotografieren gedreht habe und dann eine Senke mich verrissen hat, hatte ich ziemliche Probleme beim Sitzen und Liegen. Dazu war die Kälte in der Höhe auch nicht gerade förderlich. Aber jetzt geht es wieder und es ist ja auch wieder warm.

1.9., Dienstag, Issikulsee Süd – Issikul See West 109 km. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm als wir aufstehen und Michael ist auch wieder auf den Beinen und steht schon vor seinem Womo. Sein Kreislauf ist zwar noch danieder aber er will morgen wieder fahren. Als wir nach einem entspannten Frühstück uns umschauen, will Piet losfahren, aber er hat sich weit an den Strand gestellt, wo wir nicht hinfahren sollten, sondern in der Mitte der großen Schleife stehen, die befestigt ist. Jetzt hat Piet sich festgefahren und kommt in dem losen Sand nicht allein heraus. Auch mit Sandblechen, Traktionsmatten und Schaufeln ist nichts zu machen und er sitzt bis zur Ache im losen Sand. Der große Franz kommt zur Hilfe und will ihn mit seinem 10 tonner herausziehen. Aber nach kurzer Zeit sitzt auch Franz bis zur Achse im losen Sand. Artem ist ganz begeistert und rügt Piet, da er bei der Anfahrt alle auf diese Situation hingewiesen hat. Aber Piet geht gern seine eigenen Wege. Alles Schaufeln und freilegen nützt nichts und Artem ruft einen Kirgisen aus dem Nachbarort an, der nach ca. 2 Stunden mit einem alten Russischen Laster mit einer Seilwinde kommt und erst Piet, dann Franz aus dem Sand auf befestigten Boden zieht. Das Herausziehen mit dem Fahrzeug hat 10.000 Som gekostet, ca. 150 €, die Piet bezahlen muss. So war der Vormittag für alle ausgefüllt und mit Zuschauen, Fotos machen und Schaufeln und Heranschleppen aller Spaten, Matten und Bleche waren alle gut beschäftigt. Piet fährt danach los. Eigentlich ist dieser Tag noch zur Erholung am See gedacht, aber Piet ist es schon langweilig. Gerd kontrolliert noch Thomas Batterien, die ständig leer sind und danach wird noch an unserem Kühlschrank eine Verankerung angebracht, damit der nicht wieder auf der Rüttelpiste rauswandert. Auch Markus hat Probleme mit seinen Batterien, die nicht richtig laden. So wird überall noch dieses und jenes gerichtet und um 16 Uhr sind wir dann auch soweit und fahren schon mal ein Stück am See zurück, um morgen nicht eine so lange Strecke fahren zu müssen. Nur 4 Fahrzeuge bleiben am Stellplatz stehen, alle anderen sind schon mittags gefahren. Dieses Stück von 100 km hat eine so furchtbar schlechte Straße und wir brauchen 3 ½ Stunden dafür. Zum Schluss steht die Sonne so tief und scheint uns direkt ins Gesicht beim Fahren, so dass man die Straße kaum sieht. Artem hat uns diesen Stellplatz genannt und er liegt ebenso am See und ganz ruhig auf einer Wiese. Allerdings kommen bald nach uns ein paar Kirgisen die scheinbar schon gefeiert haben. Einer von ihnen drückt Ernst gleich sein Telefon in die Hand und Ernst unterhält sich mit einer Frau auf englisch. Aber alle sind bald wieder verschwunden nachdem wir uns alle in die Womos verzogen haben. Heute war es wieder sehr warm. Mittags habe ich noch überlegt, schwimmen zu gehen, dann hatte ich aber keine Lust mehr. Als wir hier ankamen, war die Sonne schon fast untergegangen und dann ist es gleich kalt, obwohl einige Kirgisen noch im See badeten. Ich bin froh, dass wir dieses Stück Strecke schon heute hinter uns gebracht haben.

2.9., Mittwoch, Issikul See Westufer – Bischkek 235 km. Wir haben ruhig und gut geschlafen und morgens scheint die Sonne bei 12°. Der See liegt ganz ruhig vor uns und wir machen noch einen kleinen Spaziergang am Wasser entlang. Auf der anderen Seite sehen wir die große Stadt Balykchy liegen, dahinter Berge, die noch etwas diesig verhangen aussehen. Gegen 9 Uhr starten wir und das erste Stück der Straße ist noch weiterhin Rüttelpiste. Es geht wieder ein Stück der Straße von vor 2 Tagen zurück und wir treffen Barbara und Ernst, die auch hier entlang fahren und nicht die Strecke am See über Balykchy. Da es dann in die Berge geht und sie vermuteten keinen Empfang bei einer Panne zu haben, sind sie ganz froh, dass auch wir diesen Weg nehmen und wir überlassen ihnen ein Funkgerät von unseren beiden denn sie haben keines mit. So können wir uns auf kurzer Distanz verständigen, falls die Straße gesperrt ist oder etwas anderes passiert. Aber die Straße durch die Berge ist ganz neu und glatt und es ist eine Erholung, wieder auf glatter Straße zu fahren. Die Landschaft durch die Berge ist so abwechslungsreich, hinter jedem Berg wieder eine neue Sicht. Wir sehen von oben auf den grünen See und karstiges buntes Felsengestein. Nach 40 km kommen wir wieder auf die Bundesstraße und kurz danach werden wir und Ernst von der Polizei gestoppt die meint, wir wären zu schnell gefahren (statt 60 70) aber wir gehen vehement dagegen an, denn das Schild 60 km/h steht gerade erst ein paar Meter hinter uns. Nachdem ein weiteres Polizeiauto anhält und ein Polizist mit mehreren Streifen kommt und uns fragt ob alles in Ordnung ist, dürfen beide Autos mit einem freundlichen Lächeln weiter fahren. Bis Bischkek ist die Straße auch gut und wir kommen gut voran. In Bischkek tanken wir gleich an der 1. Gasprom Tankstelle Diesel und hier gibt es auch Propan für die Gasflaschen und den passenden Anschlussstutzen. So versorgt geht es weiter zum Ziel aber wir fahren nicht nach Roadbook sondern nach Navi und kommen in eine Baustelle und müssen eine irre Umleitung fahren mit solchen Löchern und engen Wegen, dass uns Angst und Bange wird, ob wir hier heil wieder heraus kommen. Irgendwann ist es geschafft und wir sind auf dem Weg zum Ziel als uns die Polizei wieder stoppt und meint, wir hätten eine rote Ampel überfahren. Das kann aber nicht sein, denn wir sind hinter einem Taxi hergefahren und haben an der Ampel gehalten. Nach Telefongespräch mit Artem sollen wir einen Zettel mitbekommen und Geld irgendwo bezahlen. Der Polizist sieht unsere Dashcam hinter der Windschutzscheibe und wir sehen uns zusammen die letzte Sequenz der Aufzeichnung an. Wir sehen nur, dass die Ampel grün war und der Polizist sicherlich auch. Nachdem er noch unsere Papiere geprüft hat und fragt wo wir herkommen und hin wollen und ich ihm auf der Karte alle Ziele zeige und auch unseren Hotelstellplatz zeige, fragt er nach „Präsenta“ und wir verstehen, dass er uns nur heraus gewunken hat um uns abzukassieren. Ich hole ihm eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und gebe sie ihm und er strahlt und wünscht uns eine gute Fahrt. Kein Busgeldzettel und keine Bezahlung. Abends hören wir von anderen, dass sie bis zu 1000 Som bezahlt haben für verschiedene ihnen zur Last gelegte Vergehen. Der große Franz ist sogar 6 mal kontrolliert worden und musste einmal alles auspacken und es wurde unter dem Bett und im Portemonnaie alles durchsucht, wie sie sagten nach Rauschgift. Michael und Franz kommen um 18 Uhr als Letzte an und Michael ist ziemlich mitgenommen von der langen Strecke und seiner Lebensmittelvergiftung. Aber er hat es geschafft. Abends gehen wir mit Markus und Felizitas, die uns zum Essen eingeladen haben weil Gerd Markus beim Einbau seiner Scheinwerfer geholfen hat, in eine Pizzeria die Kensche uns empfohlen hat. Wir sind zusammen 10 Personen die mitgehen. Gerd und Felizitas essen jeder eine Riesenpizza von 40 cm Durchmesser. Ich habe mir eine Hähnchenbrust bestellt, Markus auch aber es kommt nur 1 x die Hähnchenbrust die ich erst bekomme. Markus will dann nicht mehr nach seiner Bestellung nachfragen, weil er mit Felizitas die Riesenpizza gegessen hat und satt ist. Gerd schafft seine auch nicht ganz, obwohl ich schon ein Stück davon probiert habe. Wir sitzen in der 1. Etage in einer Art Loggia und neben uns im Raum wird Karaoke gesungen und es ist unglaublich laut wenn die Tür auf geht. Später kommt ein Sturm auf und als wir zu den Womos zurückgehen ist es trotz Strickjacke kalt. Nach dem Wetterbericht soll es nachts regnen.

3.9., Donnerstag, Bischkek. Es hat nachts wirklich geregnet und morgens regnet es noch immer. Um 9.30 Uhr startet unser Bus zur Stadtbesichtigung mit Kensche. Wir fahren durch die Straße mit den verschiedenen Botschaften und die Hauptstraße entlang mit dem Regierungsgebäude, Lenindenkmal, verschiedenen Universitäten, und anderen wichtigen Parlamentsgebäuden. In einem Buchladen können wir ein kleines Museum sehen und in einem Park zeigt sie uns das Denkmal einer berühmten Kirgisin, die es als Frau zu viel Ansehen gebracht hat. Es gibt 5 große Parks in der Stadt. Bischkek hat 1.2 Mill. Einwohner, ganz Kirgistan hat gut 5 Mill Einwohner wobei diese Zahl nicht hundertprozentig stimmt weil es kein eindeutiges Meldesystem gibt und viele als Wanderarbeiter hier leben, andere nach Russland zum Arbeiten gehen. Die Kirgisen sind nicht sehr motoviert, ihr Land zu verändern und würden gern nach Russland zurückgehen. Sie waren die Planwirtschaft gewöhnt und können sich nur schwer an eigene Initiativen anpassen. Obwohl viele im Ausland studiert haben, verändert sich nur ganz zögerlich etwas. Nach dem Buchladen gehen wir in ein Kaffeehaus wo wir richtig guten Kaffee, Espresso etc. bekommen und sehr gemütlich sitzen und den Regen abwarten, denn der ist wieder stärker geworden. Dann holt uns der Bus ab und 3 Leute gehen ins Historische Museum, der Rest auf den Osch-Basar. Wir schlendern durch diverse Stände mit Obst, Gemüse, Trockenfrüchten, Gewürzen, Brot und Getreide, Kleidung, Haushaltswaren und allem was man so brauchen könnte. Aber es tropft überall und die Schirme ecken an den Ständen an und wir sind schon richtig durchgefroren als wir uns nach 1 Stunde wieder treffen und mit dem Bus zurück zu den Womos fahren. Wir haben nur 15° und morgens waren es noch 20°. Im Womo gibt es heißen Tee und die Heizung wird angemacht. Um 18.45 fahren wir mit dem Bus zum kirgisischen Seabridge (Reiseveranstalter)-Essen in ein nobles Restaurant. Wir sitzen an einem langen Tisch der schön gedeckt ist mit verschiedenen Vorspeisen. Dann erhält jeder noch einen Teller mit Salat, Käse, Pilzen, Entenbrust und Dressing. Auf dem Tisch stehen Fleischplatten, Fischplatten, Käseplatten, Brotkörbe und kleine fettgebackene Teile. Danach sind alle eigentlich satt. Aber das Hauptgericht wird danach auf 3 großen Platten, angerichtet wie ein Skorpion hereingebracht und mit Feuerwerk präsentiert. Auf den Platten sind Hähnchenfleisch, Rindfleisch und Hammelfleisch geschichtet und mit Gemüse wie ein Skorpion drapiert. Es sieht alles appetitlich aus und schmeckt auch sehr gut, aber wir können gar nicht so viel essen wie hier aufgetischt wird. Als Getränke werden Rot- und Weißwein angeboten und auch Bier und der Ober schenkt immer wieder die Wassergläser nach. Dann tritt eine kirgisische Musikgruppe auf die uns auf alten Musikinstrumenten verschiedene Volksweisen spielt und die Frau singt auch 2 Lieder. In dem Raum sitzt noch eine Großfamilie mit 3 Kindern die sich so laut unterhält und die Kinder ständig quaken, so dass wir alle genervt sind weil es die Musikeinlage derart stört und die Erwachsenen sich dabei extra laut unterhalten. Dann gibt es auch noch einen Nachtisch von warmen Schokoküchlein mit Vanilleeis und Beeren, dazu Espresso. Dieses war mit Abstand das üppigste und schmackhafteste Seabridge-Essen, das wir bisher hatten und ist kaum zu toppen. Da so viel Fleisch übrig geblieben ist werden Plastikschalen verteilt und jeder packt sich noch eine Menge der Fleischstücke für den nächsten Tag ein. Wenn diese Familie nicht so gestört hätte wäre der Abend noch schöner gewesen.

4.9., Freitag, Bischkek. Heute scheint wieder die Sonne und es ist mit 20° morgens auch schon angenehm. Um 10 Uhr fährt ein Teil der Gruppe in die verschiedenen Werkstätten um Reifen, Batterien etc. zu besorgen. Gerd fährt mit Thomas mit, der neue Batterien braucht und nicht weiß, was bei ihm passt. Kensche geht mit einem Teil der Gruppe in die Stadt um Souveniers zu besorgen. Ich bleibe im Womo, da ich schon seit 2 Tagen leichte Magen/Darmbeschwerden habe und notfaqlls schnell eine Toilette benötige. Aber nach 2 Tagen mit Kamillen/Schafgarbenextrakt und Heilerdetrunk sind die Beschwerden erträglich. Ich schreibe morgens noch Postkarten (hoffentlich kommen alle an) und räume ein wenig auf. Barbara und Pierine sind wegen ähnlicher Beschwerden auch hier geblieben. Michael geht es auch noch nicht wieder richtig gut und den großen Franz hat es auch erwischt. Es scheint ein Virus hat sich verbreitet.

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