Von Bishkek bis Chiva
5.9., Samstag, Bischkek – Toktogul-See 354 km. Heute heißt es wieder früh aufstehen. Um 7.45 Uhr sind wir bereits unterwegs, damit wir vor dem Berufsverkehr die Stadt verlassen haben. Nur ein kurzer Stopp auf der Ecke am Supermarkt um etwas Gemüse für das Buffet am Abend zu besorgen und weiter geht es. Schon bald ist eine Straße gesperrt und wir müssen wieder zurück und eine Umfahrung machen. Dann kommen wir aus der Stadt heraus und es reiht sich ein kleiner Ort an den nächsten und wir haben ständig Geschwindigkeitsbegrenzungen von 40 km/h. Irgendwann geht es auf die M 41 und die Straße ist auch nicht schneller zu befahren wegen schlechtem Asphalt. Es geht nur sehr zögerlich voran und die Tagesstrecke ist nicht gerade kurz. Wir passieren eine Mautstelle und müssen 20 US Dollar Maut bezahlen. Es geht auf eine Passstraße und auf 3.500 m hoch. Die Landschaft ist wunderschön. Die kahlen und karstigen Berge sehen je nach Sonneneinstrahlung mal hell, mal dunkler aus. Uns kommen mehrere Pferdeherden mit verwegenen Viehtreibern entgegen. Bald sind wir auf Schneehöhe angekommen und können nach unten auf die Serpentinenstrecke sehen. Der Pass ist ein Tunnel und es sind gerade Bauarbeiten im Gange und wir müssen warten, bis der Gegenverkehr durch ist. Es haben sich schon mehrere Lastwagen rechts aufgebaut die warten. Wir stehen links vom Tunnel hinter Franz und Peter, die schon 1 Stunde auf Durchlass warten. Artem steht auch an der Seite. Dann kommen Andy, Herbert und Franz und Andy stellt sich neben Peter und Herbert neben uns und sie blockieren damit die Ausfahrt aus dem Tunnel für die Gegenseite. Aber das sehen sie nicht ein. Ein Wachmann der die Schranke bewacht legt sich mit Andy an aber er bleibt stur stehen und die entgegenkommenden Laster zwängen sich an ihm vorbei aus dem Tunnel und es herrscht eine sehr angespannte Stimmung bei allen. Dann setzten sich die Laster auf der rechten Seite in Bewegung und erst nachdem alle von rechts weg sind, mogeln sich die Vorderen in die Reihe ein und Andy drängelt sich mit Herbert durch. Alle sind stinksauer, dass sie sich nicht hinten angeschlossen haben, aber die Schweizer glauben oftmals, dass sie mehr Rechte als andere haben. Nach der Passhöhe geht es wieder herunter und wir fahren noch einmal einen Pass hinauf und durch eine ganz idyllische Schlucht mit einem immer reißender werdenden Wildbach. Hier gibt es auch Forellen im Wasser und in den Lokalen werden sie angeboten. Die Schlucht hat sehr skuril geformte Steine und Felswände und man sieht die verschiedenen Gesteinsschichten die aufgewölbt sind. Gegen Abend werden die Hänge sanfter und sind von gelbem Gras bewachsen und es sieht im Licht wie Samt aus. Zwischen den Hängen kommt der Toktogul –See zum Vorschein aber es dauert noch die halbe Seeumrundung, bis es ein richtiger See wird. Erst sehen wir nur den Flussablauf. Aber die Berge drum herum sind einfach umwerfend im Abendlicht und die Felseinschnitte geben immer wieder neue Ein- und Aussichten, einfach fantastisch. Bei unserer Ankunft am Ziel, der Erholungsbasis Kök Bel ist es bereits nach 18 Uhr und ich mache schnell einen Möhren/Apfelsalat. Die Reiseleitung grillt heute für uns Schaschlik und jeder soll einen Salat dazu beisteuern. Um 19 Uhr sitzen alle mit den eigenen Stühlen, Tischen und Geschirr in großer Runde zusammen und es ist noch angenehm warm heute. In den Bergen war es schon sehr kühl, aber zwischendurch hatten wir 28°. Im Womo hat es sich noch nicht abgekühlt und wir haben um 22 Uhr immer noch 25°.
6.9., Sonntag, Toktogul-See – Osch 334 km Auch heute heißt es wieder früh aufstehen. Kurz danach hören wir lautes Rufen und Rennen von Kirgisen und dann hören wir, dass es im Hotel brennt. Es ist aber nicht so schlimm wie vermutet sondern ein Zimmerbrand der schnell mit Feuerlöschern gelöscht ist und wir müssen nicht fluchtartig den Platz verlassen. Dann geht es kurz vor 8 Uhr los und wieder weiter durch die herrliche Bergwelt und im Morgenlicht sieht alles wieder so schön und sanft aus. Wir fahren nach einer kleinen Passüberquerung am Fluss Naryn entlang der immer breiter wird und die Straße verläuft zwischen Fluss und Bergen und wir sind begeistert von der Schönheit des Ferganatales. Wir sehen die Berge sich spiegeln im Fluss. Man kann die Landschaft nicht beschreiben, man muss sie gesehen haben – einfach unvergesslich. Der Naryn wird durch 4 Staustufen für die Stromerzeugung genutzt, 2 Staumauern haben wir gesehen. Darum ist es auch kein fließendes Gewässer sondern liegt so still, dass sich die Berge darin spiegeln. Auf der weiteren Strecke haben wir wieder ein ganzes Stück schlechter Straße und es geht nur langsam voran. Da wir ständig bergauf und bergab fahren sind wir immer zwischen 600m und 2000 m unterwegs. Vor Jalal Abad geht es dann wieder herunter auf 600 m und die Straße wird besser. Aber dafür ist die Straße gesperrt die das Roadbook ausweist und wir müssen einen großen Bogen fahren um nach Osch zu kommen. Wir haben nur morgens eine kleine Kaffeepause gemacht und keine Mittagspause. In Osch ist auch gleich wieder eine Straße unpassierbar wegen Bauarbeiten. Die nächste die wir versuchen ist das reinste Chaos. Sie führt am Busbahnhof vorbei und auf den Basar und am Ende, wo die ganzen Kleinbusse wenden fängt der Basar an und es geht nicht vor und zurück und wir können nur mit den Kleinbussen wieder auf die Straße zurück wo wir herkommen. Hans kommt uns entgegen und wir wollen ihn warnen, dass es nicht weiter geht, aber sein Sprechfunk hat einen schlechte Tonqualität und er versteht uns nicht und fährt in das Gewühl der Basarstände. Wir fahren zurück und in die nächste Möglichkeit abzubiegen und wieder ist die Straße gesperrt. Also einen anderen Weg suchen und nachdem wir schon 2 x über Fußgängerbrücken fahren sollten sehen wir Michael hinter uns und er fragt, ob er sich an uns hängen kann, da er nicht mehr kann. Wir haben jetzt einen Weg gefunden und hoffen dass es klappt. Zwischendrin hören wir auch Hans im Funk und als wir dann endlich an der Tankstelle ankommen wo alle noch einmal vor dem Grenzübertritt tanken sollen, kommen auch Hans und danach Markus dort an, zuletzt Thomas. Hans hat Probleme mit dem Dieselfilter und wir fahren mit ihm im Schlepptau und Michael dahinter zum Stellplatz und sind kurz vor 18 Uhr dort. Der Platz ist der Hof vom Roten Kreuz wo sonst die Krankenwagen stehen. Hans baut mit dem kleinen Franz einen neuen Dieselfilter ein und Michael erzählt die Story, die er erlebt hat. Als er in der Straße mit den Bussen nicht mehr weiter wusste ist er ausgestiegen und wollte sich Platz schaffen und hat mit den umstehenden Leuten geredet. Da ist jemand in sein Auto gestiegen und 50m weitergefahren und sie haben es so verkeilt, dass nichts mehr vor oder zurück ging. Michael ist hinterhergerannt und hat sie aus dem Auto gezogen. Um dort herauszukommen mussten einige Marktstände weggeräumt werden und beim Zurücksetzen hat Michael dann jemandem den Kotflügel verbeult. Bei der Auseinandersetzung darüber konnte er den Preis auf 6000 Som herunterhandeln, da er nicht mehr bei sich hatte. Das sind knapp 100 €. An der Tankstelle konnten wir ihm dann aushelfen, da er keine Som mehr zum Tanken hatte. Michael ist aber auch ein Pechvogel auf dieser Reise, obwohl er genau wie Piet auch ein Draufgänger ist. Piet hat übrigens die rechte Hand und den Unterarm im Gips. Er war vor 3 Tagen aus dem Auto gefallen und hat sich auf die Hand gestützt. Jetzt hat er eine Zerrung. Das ist der 3. Krankenhausbesuch nach seinem Schlaganfall. Als wir uns nach dem Abendessen und Abwasch etc. gerade entspannen wollen kommt Artem und sagt, dass es Michael schlecht geht und ich nach ihm sehen soll. Michael übergibt sich massiv und ist kaum ansprechbar und das geht eine ganze Weile. Auch Christina kommt dazu. Michael ist fast nicht ansprechbar und wir befürchten einen Kreislaufzusammenbruch und Artem ruft den Notarzt der auch relativ schnell vor Ort ist. Sie nehmen ihn mit ins Krankenhaus und Artem und Christina fahren mit. Michael übergibt mir seinen Schlüssel und ich soll mich um das Auto kümmern. Nachdem ich Geldbörse, Laptop, Handy und Kamera gesichert habe und einiges aus dem Weg geräumt habe kommt Kensche und bietet sich an, das Auto sauber zu machen. Nachdem wir uns mit Gummihandschuhen ausgerüstet haben und Klara Müllsäcke und Haushaltspapier mitbringt, versuchen wir, das Erbrochene aus Spüle und Toilette mit Papiertüchern zu reinigen, entsorgen seine Speisereste aus Töpfen und Schüsseln und waschen alles ab und reinigen Küchenplatten und Toilette. Die schmutzigen Kleidungsstücke kommen in einen extra Plastiksack. Wir wollen nicht zu sehr in seinen Privatbereich eindringen, obwohl eine gründlichere Reinigung sinnvoll wäre, da kommt Michael bereits mit Artem und Christina aus dem Krankenhaus zurück. Er wollte nicht dort bleiben und die Ärzte haben festgestellt, dass es sich nicht um einen Herzinfarkt handelt und er durfte wieder gehen. Er hat sich gleich hingelegt und später sich nochmals übergeben aber er meint, morgen sei es wieder in Ordnung.
7.9., Montag, Osch. Es ist sonnig und warm mit 20° um 8 Uhr. Michael geht es etwas besser aber Artem und Christina fahren mit ihm in eine Klinik zur Blutuntersuchung wegen Salmonellenverdacht. Aber sie kommen in keiner der 3 Kliniken an die Reihe und die Untersuchung und Auswertung würde 3 Tage dauern. Jetzt soll er in Taschkent untersucht werden. Wir starten um 9 Uhr mit 2 Kleinbussen ohne Michael zur Stadtbesichtigung. Erst geht es auf den Stadtberg und wir absolvieren dabei unseren Frühsport. Oben im Berg ist ein Museum mit alten Artefakten, die hier im Berg gefunden wurden. Wir haben einen herrlichen Blick über die Stadt und sehen auf viele kleine Häuser herunter und auch auf die Straßen, in denen wir gestern im Stau standen. Dann geht es die vielen Stufen wieder herunter und unten warten unsere Busse und bringen uns zum Basar, wo wir neben Obst und Gemüse auch Fladenbrot einkaufen. Die vielen bunten Stände mit Paprika, Tomaten, Gurken, Melonen, Kartoffeln frischen Himbeeren und kleinen Erdbeeren sowie allen möglichen anderen Obst- und Gemüsesorten sehen so appetitlich aus und wir decken uns noch mit einigen Sachen für den morgigen Grenzübertritt ein. Kensche zeigt uns noch den roten Reis, der hier in dieser Gegend angebaut wird und eine Rarität ist. Dann fahren wir zurück zum Stellplatz wo wir unsere Sachen ausladen und 1 Bus gleich wieder weiter zu einem Lokal fährt, das Kensche uns empfohlen hat. Es ist der „Zarenhof“ und ähnelt einem Biergartenlokal. Wir bekommen oben auf einer Freiluftempore einen Platz für uns 14 Personen und Kensche regelt alles für die Bestellung denn es gibt nur Karten auf Russisch. Das Essen ist sehr gut und alles macht einen sauberen und gepflegten Eindruck. Unser Tisch ist der Letzte der bezahlt und es fehlen 1000 Som die Kensche dazu legen will. Wir stellen dann fest, dass bei der Tischabrechnung jeweils vergessen wurde, das Bedienungsgeld dazuzurechnen und legen die Differenz aus, die wir uns später von den anderen zurückholen. Den Weg zurück machen wir mit Kensche zu Fuß. Nach der Ankunft gibt es erst einmal einen Kaffee und dann ist die Wäsche dran. Heute können wir zum letzten Mal Unterwäsche auf die Leine hängen. In den nächsten Ländern ist das verboten. Nachmittags tauschen wir die übrigen Soms bei Artem und für die restlichen kleinen Beträge kaufe ich im Supermarkt noch ein paar Lebensmittel ein. Um 20 Uhr ist im gegenüber liegenden Hotel die Verabschiedung von Kensche bei Kaffee und Tee und später gibt es noch einen Sekt. Christina liest aus dem Buch „Jamala“ ein paar Seiten vor und man kann sich sehr gut in die Situation hineinversetzen. Es wurde von einem Kirgisen geschrieben der über seine Familie mit viel Einfühlungsvermögen berichtet. Ich werde mir zu Hause das Buch besorgen. Einige kennen es schon. Wir haben alle Kensche sehr ins Herz geschlossen und sie hat sich unglaublich für uns eingesetzt. Sobald man sie nach etwas gefragt hat, hat sie es uns besorgt oder uns dort hin geführt. Sie war mit mir beim Frisör, hat mir ein Geliermittel besorgt und mir heute noch Rindfleisch besorgt, weil es hier keinen Schlachter gab. Sie hat nur noch ca. 1 Woche eine andere Reisegruppe zu begleiten, dann muss sie sehen, wie sie über den Winter kommt. Der Verdienst ist nicht üppig. Sie hat Germanistik studiert und deutsch unterrichtet an der Hochschule. Man kann aber von dem Gehalt nicht leben. Im Tourismus ist die Bezahlung besser, dafür aber unsicher. Sie war bei der Verabschiedung sehr gerührt. Wir werden sie sehr vermissen.
8.9., Dienstag, Osch (Kirgistan) – Grenze (Usbekistan) 10 km. Heute verlassen wir das schöne Kirgistan. Langwierig mit vielen Papieren und Stempeln morgens um 8.00 Uhr bei Sonnenschein und 20°. Wir fahren nur 8 km durch die Stadt und sind schon am Grenzkontrollpunkt der Ausreise. Hier verabschieden wir uns dann endgültig von Kensche, die uns bis hierher begleitet hat und passieren den Kontrollpunkt wo es doch länger dauert als angekündigt. Direkt dahinter ist die Einreise nach Usbekistan und wir werden immer nur mit 4 Wohnmobilen in den Kontrollbereich hereingelassen. Wir sind bei den ersten vieren dabei und die Grenzabfertigung ist langwierig und es werden viele Papiere gefordert und ausgefüllt. Danach müssen wir durch die medizinische Kontrolle und wir bekommen eine Fiebermessung auf der Stirn und können passieren. Die Abfertigung dauert aber die Beamten sind freundlich und dann kommt die Kontrolle der Fahrzeuge mit Suchhund. Danach werden wir noch durch eine Röntgenschleuse geschickt und wir müssen das Fahrzeug verlassen und können zusehen, wie ein Riesen Röntgengerät um unsere Fahrzeuge gleitet. Dann bekommen wir grünes Licht, dürfen wieder einsteigen und durch die letzte Passkontrolle und sind in Usbekistan, wo uns gleich hinter dem Zaun ein bekanntes Gesicht empfängt. Wir haben unseren lustigen und kompetenten Dima zurück, der uns durch sein Land begleitet und es uns näher bringen wird. Wir freuen uns alle, ihn wiederzusehen. Er ist mit seinem Schwager Ararat aus Samarkant letzte Nacht hier her gefahren und die beiden werden uns mit ihrem Pkw begleiten. Es geht noch ca. 500 m weiter und schon sind wir auf unserem Stellplatz für diese Nacht. Wir haben 3 Stunden gebraucht und sind 12.30 Uhr fertig. Die Letzten kommen um 15 Uhr und Artem sagt, wir haben einen Rekord aufgestellt. So schnell ging es hier noch nie. Wir haben somit einen freien Nachmittag und können in Ruhe Mittag essen. Ich koche gleich noch für morgen und übermorgen ein Gulasch denn morgen haben wir knapp 400 km zu fahren und die Straßen sollen nicht gut sein. Um 17.30 Uhr ist Meeting und Artem verteilt die Handykarten und das Startgeld für Usbekistan. Jetzt müssen wir mit Sum statt mit Som bezahlen. Der Wechselkurs ist 10.000 Sum = 3 €. Jetzt könnten wir leicht Millionäre werden. Rietje hat heute Geburtstag und wir singen ihr ein Geburtstagslied. Dann lädt Dima die Gruppe zum Abendessen mit dem usbekischen Nationalgericht Ploch ein was ein Reisgericht mit Rindfleisch und etwas Paprika und Zwiebeln ist. Das einfache und rustikale Restaurant neben dem Stellplatz hat den Charme einer Bahnhofshalle und hallt entsprechend. Da wir mittags schon gut gegessen haben ist der Appetit gering und das Gericht sehr fettig und es wird nicht alles aufgegessen. Die Melonen zum Nachtisch dagegen passen noch gut hinein. Das Bier dazu hat Rietje ausgegeben. Dima erzählt noch ein wenig über sein Land das im Süden 135 km Grenze zu Afganistan hat und reich an Bodenschätzen wie Gas und Öl ist. Es wird Baumwolle angebaut und im Ferganatal Gemüse, Weizen und Reis. Die Regierung bezeichnet sich als usbekisches Modell was sich aus demokratischen sozialistischen und monarchistischen Elementen zusammensetzt.die ihren Präsidenten behalten will und immer wieder wählt und froh ist, dass sie nicht in Kriege verwickelt werden. Gas, Öl, etc. sind staatlich, sonst ist freier Handel und privates Gewerbe möglich. Die Hauptstadt Taschkent hat 3 Mill Einwohner und ist Regierungssitz. In Taschkent werden wir mehr erfahren. Wir haben die Uhren heute wieder 1 Stunde zurückgestellt. Damit sind wir Deutschland noch 3 Stunden voraus. Um 20 Uhr sind alle müde und wir gehen in die Womos. Eigentlich ist es schon 21 Uhr.
9.9. Mittwoch, hinter der Grenze – Taschkent 388 km. Heute liegt wieder eine lange Fahretappe vor uns und wir starten bereits um 730 Uhr. Die Sonne scheint und es sind bereits 22°. Usbekistan zeigt sich nicht von seiner besten Seite. Die Straßen sind auf den ersten 100 km sehr löchrig und viele Baustellen haben ein paar Meter Asphalt und dann wieder Schotter. Es zieht sich hin. Hier hat die Schule wieder begonnen und man sieht überall Kinder und Jugendliche in weißen Hemden/Blusen und dunklen Röcken/Hosen. Die Kleinen, die gerade eingeschult wurden tragen auf dem Kopf oder an den Zöpfen dicke weiße Tüllpuschel die sehr hübsch zu den dunklen Haaren aussehen. Die Landschaft ist flach, in der Ferne sieht man auf der linken Seite ein paar Berge. Auf den ersten 100 km sind noch viele Ackerflächen mit verschiedenen Gemüsearten zu sehen, dann werden die Ackerflächen durch Baumwolle abgelöst, auch Mais. Wir sehen auf verschiedenen Feldern Leute bei der Baumwollernte und auf der Straße liegen an einigen Stellen kleine weiße Wattebälle die von den Lastwagen heruntergefallen sind, die die Baumwolle abtransportieren. Ich konnte auf einem Feld auch blühende Baumwolle fotografieren. So eine offene Blüte mit der Samenkapsel sieht richtig dekorativ aus. Wir gönnen uns erst um 12 Uhr eine Kaffeepause und halten auf einem abgeteilten Seitenstreifen der Straße vor ein paar Häusern denn es gibt keine richtigen Parkplätze. Wenn wir irgendwo stehen mache ich immer die Aufbautür auf und ziehe das Fliegengitter zu. Nachdem ich meinen Kaffee im Filter habe und das Wasser kocht kommt ein Mann mit einem kleinen Kind und erklärt uns gestenreich, dass er dort drüben wohnt und erzählt etwas von Brot und Kaffee und zeigt mit einen 5000 Sum Schein (1.50 €). Ich versuche ihm klarzumachen, dass ich schon meinen Kaffee aufgesetzt habe und zeige ihm einen Rest von Brot, der noch auf der Bank liegt. Er erzählt noch weiter von Kaffee aber ich verstehe nichts weiter, dann geht er wieder. Nach einer Weile kommt er mit seiner Frau zurück und bringt 2 Zweige mit Datteln mit, die er am Baum vor dem Haus abgepflückt hat und zeigt mir, dass man sie essen kann. Seine Frau hat eine kleine Blechdose in der mal Nescafe war und er hält sie mir hin. Jetzt verstehe ich, dass er um Kaffeepulver bittet. Ich habe in meiner Kaffeetüte noch ca. 1/3 der 500 g Packung und ich gebe ihr die Tüte mit dem Rest und sie strahlt über das ganze Gesicht. Sie machen noch Fotos von uns und sich vor dem Womoeingang und dann gehen sie wieder. Nach einer Weile kommt aus dem Eingang ein Mann mit einem frischen noch heißen Weissbrot und bringt es uns, kurz darauf kommt der 1. Mann nochmals mit einem Teller Weintrauben und er gibt mir zu verstehen, dass er rundherum Weinberge hat. Ich bedanke mich herzlich und er geht wieder. In der Zwischenzeit haben wir unseren Kaffee ausgetrunken und wollen gerade weiterfahren, da kommt der Mann der das Brot gebracht hat angelaufen und wir stoppen noch einmal weil er uns Zeichen gibt und er hält uns eine große eisgekühlte Wasserflasche und einen Snickers Riegel durchs Fenster. Wir sind ganz gerührt von so viel Gastfreundschaft und Entgegenkommen. Wenn unterwegs die Menschen an der Straße uns sehen winken alle und lächeln. Das hatte ich hier nicht erwartet. Nach gut der Hälfte der Strecke müssen wir einen Pass überqueren und auf der gesamten Strecke ist eine Baustelle und es zieht sich hin, bis die Lastwagen sich den Berg hinaufgequält haben. Die Strecke ist zwar wieder schön anzusehen, aber es ist wieder ordentlich heiß geworden mit 38° und mit dem Verkehr und den schlechten Straßen ist das Fahren sehr ermüdend, obwohl ich heute gar nicht gefahren bin. Darum machen wir auch keine weitere Pause sondern ich mache uns zwischendurch beim Fahren ein paar Brote und wir essen sie nebenbei. Dafür saust mir beim Bremsen der Margarinetopf bis vorn zwischen den Sitzen auf die Matte und natürlich genau auf die offene Seite der Margarinedose. Na ja, die Matte muss hinterher sowieso gewaschen werden. Mit Küchentüchern ließ es sich auch leicht aufnehmen. Um 16.30 erreichen wir die Stadt und der Weg zum Stellplatz am Hotel Usbekistan ist leicht zu finden. Wir sind ganz erstaunt, dass wir die 3. sind, die heute ankommen, sonst sind wir meist die Letzten. Um 18.30 Uhr ist Meeting und der große Franz ist noch nicht da obwohl er um 16 Uhr von Pierine und Hans 8 km vor der Stadt gesehen wurde. Er geht auch nicht an sein Handy. Irgendwann ist sein Handy wieder eingeschaltet und er meldet sich und erklärt, sein Navi verweigert die Arbeit und er weiß nicht, wo er ist. Dima erklärt ihm übers Telefon die Schritte und schickt dann ein Taxi zu ihm, das ihn zum Platz bringt. Um 20 Uhr ist er dann auch hier. Kurz nach 19 Uhr ist es jetzt abends dunkel und ein Teil der Gruppe ist noch in die Stadt gegangen um etwas zu essen. Bei uns gibt es Gulasch und Nudeln mit Gurkensalat.
10.9., Donnerstag, Taschkent. Es ist schon morgens warm als wir um 9 Uhr mit dem Bus zur Stadtbesichtigung starten und wir suchen den Schatten. Zuerst fahren wir zur Freitagsmoschee des heiligen Imam, wo wir in der Bibliothek den ersten Koran aus dem 7. Jahrhundert ansehen dürfen der in einer Glasvitrine liegt und auf Gazellenhaut geschrieben wurde. Die Moschee selbst ist eher schlicht mit einem großen quadratischen Innenhof, dem Gebetsraum und rechts und links den Räumen der Männer und Frauen. Hinter der Bibliothek gibt es noch eine Medrese was man mit Koranschule übersetzen könnte, aber viel mehr als das ist denn hier können auch verschiedene andere Zweige studiert werden wie Literatur, Mathematik, Kunstgeschichte etc. Die Semester sind allerdings nur im Sommer zu besuchen, da die Räume im Winter nicht zu beheizen sind. Danach besichtigen wir noch das Mausoleum des heiligen Imam und dann geht es in die Altstadt, wo uns eine Familie ihr Haus zeigt und wir in das Besuchszimmer sehen dürfen. Die Häuser der Altstadt sind Lehmbauten mit engen Gassen ohne Straßenbezeichnungen und Namen. Jedes Haus hat eine große Eingangstür und einen Innenhof in dem im Sommer gelebt wird. Taschkent hat 3 Mill. Einwohner und ist die Hauptstadt Usbekistans. 1966 hat hier ein schweres Erdbeben gewütet und die ganze Stadt vernichtet und es gab 9ooo Tote. Da das Erdbeben im April war schliefen die meisten Menschen bereits draußen und es waren relativ wenige Opfer zu beklagen. Vor dem Erdbeben gab es 1 Mill. Einwohner, bereits in den 1970er Jahren waren es 2 Mill. Heute ist die Stadt modern und großzügig und hat breite Straßen. Man hat damals bereits für die Zukunft geplant. Alte Sehenswürdigkeiten sind nicht erhalten. Wir fahren auf den Basar und sehen uns in den verschiedenen Hallen mit Fleisch, Gemüse und Obst, Haushaltswaren etc. um und danach geht es zu einem Restaurant, wo Dima für uns Plätze reserviert hat und jeder Essen bestellen kann was er mag. Wir sitzen draußen in einer Art Pergola wo es angenehm schattig ist. Gleich werden Fladenbrote mit Walnüssen ein gebacken auf den Tisch gestellt, eine große kalte Wasserflasche und 1 Kanne mit schwarzem Tee. Dafür wird am Ende je Person 1 Euro berechnet. Wir bestellen 1 x Pasta mit Fleischsoße und 2 Spieße Schaschlik vom Rind. Es schmeckt abgesehen von den Fettstücken auf dem Spieß sehr gut. Danach fährt uns der Bus zum Registan Platz und wir gehen durch den Park zur Metrostation der Kosmonauten und fahren 2 Stationen in eine Richtung und 1 Station in die Richtung zum Hotel. Der Rückweg von der Metro führt uns an Geschäften, Banken und Supermärkten vorbei. Ich versuche im Supermarkt Filtertüten zu bekommen, finde aber keine und die Verkäuferinnen schauen mich bei meinen Versuchen ihnen verständlich zu machen was ich suche nur fragend an und schütteln den Kopf. Bei der Bank gibt es auch keine Dollar, obwohl gesagt wurde, hier wäre es kein Problem an Dollar zu kommen denn ab hier wird lieber Dollar gewechselt als Euro. Auch die Versorgung mit Diesel ist kompliziert. An den Tankstellen sollen wir nicht tanken, weil die Qualität schlecht ist und die Motoren leiden, außerdem gibt es gar kein Diesel. Dima und sein Schwager Ararat kaufen Diesel bei den Fernfahrern die an den TIR Übernachtungsplätzen stehen und so werden wir versorgt. Heute mussten 3 große Fahrzeuge nachgetankt werden, wir kommen morgen noch bis Samarkand und sollen dort Diesel bekommen. Mals sehen ob es mit dem Geld noch klappt. Die Telefonkarten sind auch ständig leer, obwohl wir nicht telefonieren. In Kirgistan ging gar nichts. Obwohl wir Guthaben hatten und auch ein Netz zur Verfügung stand ging kein Gespräch heraus. Hier wird jeden Tag etwas abgebucht und wir wissen nicht, wofür. Die Reiseleitung ist da nicht sehr hilfreich. Christina, die sich um diese Dinge kümmert hat scheinbar selbst keinen Durchblick.
11.9., Freitag, Taschkent – Samarkand 315 km. Es ist warm und sonnig als wir aufstehen und die Ersten verlassen schon um 6.30 den Platz. Wir fahren um 7.45 Uhr und die Ausfahrt aus der Stadt klappt noch ganz gut. Es reiht sich nach Taschkent wieder Dorf an Dorf bis die Landschaft in eine Steppe übergeht und alles flach und sandig bis steinig ist. Einzelne Büsche und Gestrüpp wachsen an beiden Seiten der Straße. Nach einiger Zeit sind wieder Baumwollfelder zu sehen, auf einigen wird die Baumwolle gepflückt. Vorgestern haben wir von Felizitas erfahren, dass man die Baumwollpflücker nicht fotografieren darf. Sie hatte es getan und die Polizei kam dazu und sie musste alle Bilder davon löschen. Die Regierung befürchtet, dass das Image des Landes durch diese Bilder leiden könnte. Bald sind auch wieder Berge bzw. Hügel zu sehen und die Straße windet sich in einigen Kurven durch das Bergland. Nach einiger Zeit weiß unser Navi keine Route mehr und wir orientieren uns nach der Karte und den Anweisungen aus dem Roadbook. Solange die grobe Richtung stimmt und wir andere Fahrzeuge der Gruppe sehen, müssen wir uns ja auch keine Gedanken machen. Wir haben wieder nur 1 Kaffeepause unterwegs gemacht. Bei der Einfahrt in die Stadt wird es schon etwas komplizierter. Wir fahren auf einer halbkreisförmigen Umgehungsstraße in die Stadt und finden nach einem U-Turn dann auch bei der Zielkoordinate unser Hotel. Als wir um kurz vor 15 Uhr ankommen sind mindestens 8 Autos schon da. Es ist furchtbar heiß und im Womo hält man es nicht aus, wenn das Auto steht. Wir essen draußen etwas und danach ist eine Erholungspause angesagt. Die Straße war auf weiten Strecken wieder sehr holperig und löchrig und man muss höllisch auf der Hut sein vor den Schlaglöchern. Unser Stellplatz für die nächsten 2 Tage liegt auf dem Parkplatz des Hotels „Orient Star Kuk Serai. Es gibt keinen Schatten und die Hitze strahlt noch von den Hauswänden zurück. Um 18 Uhr ist Meeting und danach gehen einige zur Karawanserei am Registanplatz wo man auch etwas essen kann. Wir essen am Womo und gehen danach mit Thomas und Clara zum Registanplatz. Wir kommen an einem Hochzeitshaus vorbei wo eine riesige Hochzeit gefeiert wird und werden von mehreren eingeladen. Nach einigem Zögern gehen wir mit und werden gleich an einem Tisch platziert, wo mehrere Speisen auf uns warten. Gleich kommen neue Teller und es wird Wodka eingeschenkt. Wir wollen nichts essen und trinken nur den 1 Wodka aus Anstand. Die Frauen die auf der Tanzfläche alleine tanzen holen uns dazu und wir machen mit, die Männer dann auch. Nach kurzer Zeit verkrümeln wir uns, denn die Männer die uns hereingeholt haben sind schon kräftig angetrunken. Die Frauen sitzen alle an eigenen Tischen und sind schön gekleidet, aber nicht verhüllt. Dass Brautpaar sitzt auf einer Tribüne. Eine Bauchtänzerin gibt ihr Bestes und der Tanzpartner steckt ihr Geldscheine zu. Wir verlassen diese illustre Gesellschaft und gehen auf den Registanplatz wo wir die Anlage beleuchtet vorfinden und es sieht aus wie in Tausend und einer Nacht. Die hohen Türme der Moscheen und Medresen sind beleuchtet und die Muster in den Mauerwerken kommen in dem Licht wunderschön zur Geltung. Wir sind ganz begeistert und schießen Fotos. Ein Mann spricht uns an und fragt, ob wir auf das Minarett wollen. Für 40.000 Sum kommen wir 4 mit einem Wachmann in die Mosche und in den Turm. Wir steigen unendlich viele hohe Stufen in dem engen Turm hoch und oben kann immer nur einer aus der Luke schauen aber es ist ein toller Blick, der sich uns hier bietet und die Anstrengung hat sich gelohnt. Zufrieden geht es danach zurück zum Womo und wir hoffen, dass die Karaoke bar neben dem Hotel bald die Lautstärke reduziert oder besser ganz abstellt.
12.9.,Samstag, Samarkand. Um 8.30 geht es mit Dima zu Fuß zum Mausoleum von Tamerlan, dem großen Herrscher im Reich der Timuriden der im 15. Jahrhundert hier gelebt hat und Eroberungszüge durch ganz Zentralasien unternommen hat. Früher war dieses Mausoleum eine Medrese und wurde erst nach Tamerlans Tod zu einem Mausoleum für ihn umgebaut, da seine Gebeine vorher woanders begraben waren. Die Kuppel in türkisblau hat 62 Rippen weil Mohammed 62 Jahre alt wurde. Das Gebäude ist reich verziert mit Majolikafliesen und diversen Mosaiken in schönen Farben. Innen stehen die Särge Tamerlans und seiner Kinder. Auf den Bänken drum herum sitzen gläubige Sufisten und beten. Neben dem Tamerlan Mausoleum steht ein 2. worin der Lehrer Tamerlans begraben liegt. Nach der Besichtigung fährt uns der Bus durch die Stadt zum Registanplatz, der im gleißenden Sonnenlicht längst nicht so schön aus sieht wie abends mit Beleuchtung. Wir besichtigen die 3 Moscheen die alle auch Medresen waren. Die Innenhöfe sind jeweils mit Bäumen und Blumen bepflanzt. Die Gebäude selbst unterscheiden sich in den Mustern. Die von Tamerlan gebaute Moschee hat Leoparden und Gazellen und die Sonne als Zeichen der Macht im Torbogen. Eine hat ein florales Muster und eine ein geometrisches. Die mittlere ist in der Höhe kleiner. Alle sind wunderschön und Dima erklärt uns einige Zeichen. Von hier gehen wir über die Straße zu einem Restaurant und bestellen eine Kleinigkeit (Suppe), bevor es weiter geht zum Gräberfeld, einer Ansammlung von Mausoleen dicht beieinander. Hier ruhen neben Tamerlans Frauen auch Verwandte und Weggefährten. Die Verzierungen mit Majoliken und Mosaiken und Schnitzereien ist beeindruckend und man kann nicht genug davon bekommen, immer wieder gibt es neue Muster und Formen. Wir fahren nach 1 Stunde weiter zu einer Modedesignerin wo wir eine Vorführung ihrer Modelle von jungen Damen mit einer tollen Choreografie erleben bei Tee und Nüssen. Man kann auch die Sachen kaufen, aber die Zeit zum Ansehen und Anprobieren ist zu kurz um sich für teure Modelle zu entscheiden. Der Basarbesuch fällt dann auch aus, da wir bereits um 17.10 wieder losgehen wollen. Wir fahren zurück und die Zeit reicht gerade noch zum Duschen und für einen Kaffee. Die hohen Tagestemperaturen haben den Vorteil das wir das Wasser nicht mehr erhitzen brauchen. Es hat schon von allein Körpertemperatur. Wir gehen um 17.10 mit 8 Frauen und der Heeresleitung zum Folkloretheater ca. ½ Std. Fußmarsch und sehen uns eine einstündige Show der Trachten Usbekistans an, die ähnlich wie die am Nachmittag mit eindrucksvoller Choreografie und tollen Kostümen in wunderschönen Farben dargeboten wird. Aber eine am Tag hätte gereicht und wir hätten uns lieber am Tag mehr von Samarkand angesehen als die Verkaufsshow. Auf dem Rückweg geht es gleich weiter zum Registanplatz denn um 20 Uhr wird dort eine Licht- und Tonshow über die Stadt auf den Fassaden der Moscheen gezeigt. Wir sind auch rechtzeitig da und sehen die Vorführung von einem guten Platz aus, den wir auch hart verteidigen, denn es drängen immer mehr Leute auf den Platz. Danach stürmen wir den gegenüberliegenden Supermarkt und ergattern noch 3 fertige Grillhähnchen (eines für uns, eines für Thomas und Clara und Marcel und Borgi haben sich auch noch angeschlossen. Auf kurzem Wege geht es zum Womo zurück und wir fallen über unsere Beute her wie ausgehungerte Wölfe. Dazu ein kühles Bier und wir sind happy. Das war ein anstrengender Tag. Um 21Uhr haben wir dann noch Diesel aus 20Liter Kanistern bekommen, da es an den Tankstellen, sofern sie überhaupt geöffnet haben, momentan mal wieder kein Diesel/Benzin gibt. LKW Fahrer im internationalen Verkehr bringen den Diesel mit und verkaufen ihn. Dann wird er abgezapft und in Kanister abgefüllt.
13.9., Sonntag, Samarkand – Buchara 273 km. Die Nacht war furchtbar. Die Karaokebar hat die Lautsprecher immer mehr aufgedreht und an Schlaf war nicht zu denken. Um ½ 4 habe ich sie immer noch wummern gehört trotz Ohropax. Morgens bin ich entsprechend müde aber trotzdem geht es weiter. Heute ist es diesig und mit 17° etwas frischer und der Wind ist stärker geworden. Im Laufe des Tages wird es wieder sonnig und warm aber nicht heiß. Die Straße ist auf dem 1. Drittel sehr holperig und wir können 60km lang z. T. nur 20 km/h fahren. Unterwegs besichtigen wir noch eine alte Karawanserei mit einem gegenüber der Straße liegenden Wasserreservoir unter einer Kuppel. Sonst ist die Landschaft flach und etwas eintönig. Lediglich verschiedene Baumwollfelder auf denen die Baumwollpflücker tätig sind wechseln das Bild ab. Heute wurden wir 3 x kontrolliert und mussten Pässe zeigen und uns registrieren lassen. Das Navi hat heute den Weg gewusst und uns gleich ans Ziel geführt. Wir stehen am Hotel Asia. Buchara sieht klein überschaubar und gemütlich aus und so stelle ich mir eine Stadt der Seidenstraße vor. Nach der Ankunft wasche ich gleich meine eingeweichten Kleidungsstücke, die auf der Holperstraße gut durchgeschüttelt sind. Sie trocknen im Wind bis abends fast komplett durch. Um 18 Uhr ist Meeting und anschließend gibt es eine heiße Diskussion um Vertrauen und Probleme in der Gruppe die aber gar nicht bestehen. Wir beschließen, die Sache erst einmal sacken zu lassen und werden sehen, ob sich alle beruhigt haben und das Thema dann ausdiskutiert werden kann.
14.9., Montag, Buchara. Der Wind hat noch nicht nachgelassen und es ist mit 17° morgens frisch, als wir zur Stadtbesichtigung aufbrechen. Wir gehen erst zu Fuß gegenüber in die Altstadt wo wir eine alte Moschee mit schöner Verzierung und einem Eingangstor mit Kranichen und Lämmern von einer Sonne überstrahlt ansehen. Dieses ist ein Zeichen von großer Macht erklärt uns Dima. Davor steht eine Bronzefigur von Hotcha auf einem Esel. Er hat viele tiefgründige usbekische Geschichten geschrieben und dafür wurde ihm ein Denkmal gesetzt. Weiter geht es durch die Altstadt zu einem Puppenmacher und er erklärt uns, wie seine Puppen aus Pappmaschee hergestellt werden und dass dieses Handwerk schon seit Jahrzehnten in seiner Familie weitergeführt wird. Wir sehen die Ruinen eines alten Hammambades das erst vor einigen Jahren ausgegraben wurde und eine dahinterliegende Karawanserei von der auch nur noch die Grundmauern zu sehen sind. Es geht weiter durch die Altstadt zum Grabmal von Bahaudin Nagschbandy und später wir können bei einem Kalligrafen schöne Zeichnungen und Bilder ansehen und er erklärt uns die verschiedenen Schriften von Farsi etc. und hat diese Schriftzeichen in Bildern integriert. In den Stadtmauern sind diverse Geschäfte integriert und überall gibt es etwas anzuschauen so dass Dima es schwer hat, die Gruppe von den Souvenirs wegzubekommen. Zwischendurch können wir in einem Kaffee guten Kaffee und Apfelkuchen genießen denn hier hat sich eine Deutsche mit ihrem Geschäft niedergelassen. So gestärkt geht es zu den weiteren Sehenswürdigkeiten und zur Zitadelle, einer riesigen Anlage, die erhöht auf der Stadtmauer thront. Hier hat der letzte Herrscher Bucharas, Said Alim Khan, bis 1920 gelebt, bevor er nach ……… ins Exil ging. Im Gebäude davor sind sehr schöne Holzschnitzereien an Pfeilern, Decken und Arabesken erhalten geblieben. Nach der Zitadelle fahren einige mit dem Taxi zur Bank, um Dollars zu bekommen, die anderen mit dem Bus zum Restaurant, wo wir etwas essen. Bei der 3. Bank klappt es erst und die Reisekassen können aufgefüllt werden. Seit diesem Jahr ist es als Europäer schwierig, in Usbekistan an Dollars zu kommen. Das sind die Auswirkungen der Sanktionen Europas gegen Russland und deren Retourkutsche. Dollar ist hier aber die Währung, die alle haben wollen, wenn man etwas kauft und in Turkmenistan und im Iran ist es fast unmöglich an Geld zu kommen. Als wir mit dem Essen fertig sind, kommen die anderen erst von den Banken zurück und schon startet der Bus zur Besichtigung der nächsten Sehenswürdigkeiten vor den Toren Bucharas und wir fahren zum Sommerpalast des Said Alim Khan. Der Sommerpalast ist von außen orientalisch gebaut aber von innen hat er eine europäische Ausstattung. Im weißen Saal sind große schöne chinesische Vasen an einer Wand aufgestellt und die Fresken an den Decken und Wänden sehen europäisch aus. Es gibt Kachelöfen und Dima erzählt, dass der Besitzer mit dem russischen Zarenhof gut befreundet war und daher eine Vorliebe für diese Dinge hatte. Danach sehen wir noch das Grabmal von Ismail Somoniy das in zoreastrischer Architektur ohne farbige Elemente mit schönen Steinmustern eine klare Schönheit ausstrahlt. Somoniy war der 1. Einheimische muslimische Herrscher Bucharas und das Bauwerk wurde im 9. JH errichtet. Als Letztes sehen wir uns die Hauptmoschee Bucharas, das Bollo Haus, mit großem Eiwan (Eingangstor) an. Bei dieser Moschee fällt auf, dass die Medresenräume direkt in die Moschee integriert sind, sonst sind Medresen von den Moscheen getrennt gebaut. Im Inneren ist die Moschee sehr schön klar und hell mit blauen Majoliken und roten Verzierungen auf den weißen Wänden. Der Imam erklärt uns einiges über den Islam und wir dürfen ihn sogar fotografieren. Dann geht es zurück und alle sind froh, denn es war wieder ein Mammutprogramm an Sehenswürdigkeiten. Der Vorteil war allerdings, dass es nicht heiß war sondern wir haben bei Dimas Erzählungen einen Sonnenplatz gesucht, sonst war immer der Schattenplatz begehrt. Um 17 Uhr sind wir wieder am Womo und jetzt tut ein Kaffee gut, dann Abendessen und alles für morgen präparieren. Auch hier am Hotel ist es mit dem WiFi wie überall bisher, es dauert Stunden, bis sich etwas tut. Das soll demnächst in Turkmenistan noch schlechter werden und im Iran gar nicht funktionieren. Mal sehen, ob und wo wir wieder einen Reisebericht senden können.
15.9., Dienstag, Buchara – Ayaz Qala (Jurtenkamp) 437 km. Der Wecker klingelt um 5 Uhr und es fällt mir schwer, aufzustehen aber um 6.30 wollen wir starten denn wir haben heute eine lange Fahrstrecke und davon 300 km schlechte Straßen. Es ist immer noch windig und mit 17° morgens noch frisch. Es geht zurück auf die A 380 und immer nur geradeaus. Hinter Buchara sehen wir noch ein paar Dörfer und überall Baumwollfelder. In einigen Orten sind die Baumwollpflücker mit ihren weißen Pflückertaschen auf dem Rücken noch auf dem Weg zu den Feldern, später sehen wir viele auf den Feldern bei der Arbeit. Bald wird die Landschaft karger und es ist nur noch Wüste mit sandig/steinigem Boden, Gestrüpp und teilweise Tamariskenbüschen zu sehen. Die Straße ist so schlecht, dass wir teilweise nur 20 – 30 km/h fahren können und höllisch aufpassen müssen vor den nicht gleichsichtbaren Schlaglöchern und tückischen Bodenwellen. Auf einer großen Strecke sind Bauarbeiten und eine neue Straße ist schon neben der alten zu sehen, aber noch nicht fertig und nicht befahrbar und das auf mehreren zig Kilometern. In Gazli sehen wir ein großes Gasförderfeld auf der rechten Seite weit entfernt von der Straße mit riesigen Anlagen. Danach geht es kilometerweit durch die Wüste ohne Häuser und Ortschaften oder Raststätten. In Tortkol verlassen wir die A380 und fahren zu unserem Tagesziel noch gut 60 km weiter auf schlechter Straße. Das Jurtencamp liegt hinter Boston bei einer alten Festung. Die Festung ist schon von weitem zu erkennen und liegt hoch auf einem Hügel. Wir sind um 17 Uhr dort und haben mittags nur eine kurze Kaffeepause gemacht, die Brote hatte ich schon morgens gemacht und wir haben sie beim Fahren gegessen um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Um 18 Uhr beim Meeting erfahren wir von Artem, dass wir die Visagebühren für Turkmenistan nun doch nicht noch einmal bezahlen müssen (da es Inhalt des Vertrages der im Voraus bezahlten Leistungen war haben wir uns mit anderen geweigert, den Betrag zu zahlen und es gab eine böse Diskussion darum). Jetzt hat Artem Antwort von Seabridge bekommen und wir müssen nicht mehr zahlen. Eine befriedigende Nachricht. Nach dem Meeting gehen wir mit Dima und Christina auf die Festung und sehen uns den Sonnenuntergang von dort an. Bei unserer Rückkehr haben Ararat und Artem Würstchen gegrillt und wir sind alle eingeladen. Die Würstchen sind aus Usbekistan und ähnlich wie Brühwurst und sie werden einmal der Länge nach aufgeschnitten und kurz auf den Grill gelegt und schmecken recht gut. Der Wind hat abends nachgelassen und wir sitzen noch eine Weile vor dem Womo und betrachten den Sternenhimmel, der hier in der dunklen Umgebung besonders gut zur Geltung kommt.
16.9., Mittwoch, Ayaz Qala (Jurtencamp) – Chiva 145 km. Heute können wir etwas länger schlafen denn die Strecke ist nicht so lang. Wir starten erst um 9.30 bei Sonnenschein und 20°. Der Wind hat nachgelassen. Das erste Stück geht wieder auf gleicher Strecke zurück aber die Straße ist durchgehend schlecht und es zieht sich durch all die Dörfer. Die Landschaft ist gleichbleibend eben und Wüste mit Büschen, ab und zu ein paar Felder mit Baumwolle, Mais, Hirse und bewässerte Felder mit Reis. Es verlaufen überall Kanäle womit die Felder durch ein ausgeklügeltes System bewässert werden können. In Dashoguz der letzten größeren Stadt mit Hochhäusern sehen wir noch einen größeren Supermarkt und kaufen ein paar Dinge ein, aber Kaffee und Filtertüten suchen wir seit Wochen vergebens. Es gibt nur löslichen Kaffee und dafür benötigt man natürlich keine Filtertüten. Auch Bier ist im Supermarkt nicht zu finden. Alkohol gibt es nur in besonderen Geschäften. An Fleisch ist nur Hammel oder Rindfleisch zu finden. Dann essen wir eben die letzten eingefrorenen Reserven. Fleischstücke zum Kurzbraten sind hier Mangelware. Meist gibt es schlecht zugeschnittene große Fleischstücke. Wir erreichen unseren Stellplatz am Hotel Asia als Letzte um 15 Uhr und es ist kein richtiger Platz mehr da und wir stellen uns quer vor die Anderen. Wenn einige sich nicht so breit gemacht hätten, wäre für uns noch ein Platz in der Reihe gewesen, aber …….den Letzten beißen die Hunde. Nach einem Kaffee gehen wir noch in die Altstadt. Wir stehen direkt an der großen Stadtmauer und das Stadttor ist gegenüber vom Hotel. Die Altstadt ist vollkommen aus Lehmhäusern erbaut und die Wege sind unbefestigt und die Häuser z. T. verfallen. Wir gehen zum Turm und dem Geschäft mit den Kleidern daneben. 3 Frauen der Gruppe haben sich schon Kleider nähen lassen mit passenden Hosen für den Iran. Ich habe auch eines anprobiert das aber auch kurze Ärmel hat und es wird Maß genommen und morgen kann ich es mir wie gewünscht abholen. Pierine kann ihres um 20 Uhr abholen und führt es uns anschließend vor und es steht ihr gut. Klara und Felizitas bekommen ihre auch erst morgen. Abends findet noch ein Meeting zum Grenzübertritt statt und um 21 Uhr zeigt Artem die Kirgistanbilder. Er ist sehr kühl und reserviert und ich finde es sehr schade, dass die Stimmung z. Zt. so getrübt ist und alle darunter leiden. Wir haben erst heute erfahren, dass wir nach Turkmenistan pro Person nur 2 Liter Spirituosen einführen dürfen. Einige haben heute noch ordentlich zugeschlagen und sich einen Vorrat bis zum Iran angelegt. Das hätte man auch vorher mal sagen können. Es war nur bekannt, dass wir in den Iran keinen Alkohol einführen dürfen. Wir haben heute nur 1 Flasche Wein gekauft und Gerd hat noch 2 Flaschen Bier im Kühlschrank. Wir haben also keine Probleme mit den Alkoholvorräten.
17.9., Donnerstag, Chiva. Die Nacht war ruhig trotz der Straße vor dem Stellplatz und des benachbarten Hotels. Morgens ist der Himmel bewölkt und wir sind ganz froh, dass es nicht so heiß ist beim Stadtrundgang. Um 9 Uhr gehen wir mit Dima und Christina zum Westtor der alten Stadt Chiva, die bereits 2500 Jahre alt ist. Die ganze Altstadt ist praktisch ein Freiluftmuseum. Die alte Stadtmauer umschließt den Kern komplett. Vor dem Westtor steht ein großes Denkmal des Alchores, der Urvaters der Algorithmen. Das Westtor war der Haupteingang für die Händler der Seidenstraße. Bis ins 16. JH war dieser Handelsplatz ein blühendes Geschäft, danach verfiel die Seidenstraße da der Weg über die Ozeane schneller und günstiger war. Erst im 20. JH hat die Seidenstraße wieder einen Aufschwung bekommen und viele längst vergessene Gebäude wurden wieder restauriert oder neu errichtet. Auf der großen Karte auf der Mauer sind die früheren Handelswege dargestellt. Wir gehen erst zur unvollendeten Moschee mit dem unfertigen Turm und Medrese. Der Turm ist 30 m hoch und nur halb so hoch wie er werden sollte aber von unten bis oben mit Majolikafliesen verziert. Von dort geht es weiter zum Registanplatz was so viel heißt wie Rathausplatz und wo früher alle wichtigen Ereignisse stattfanden. Chiva ist von Noasim gegründet worden der hier durch das Gebiet geritten ist und an dieser Stelle Wasser gefunden hat. Der Brunnen ist heute noch eine Wasserstelle und das Wasser schmeckt leicht salzig. Als nächstes sehen wir uns den Friedhof an der keine Gräber sondern lauter kleine Kuppeln nebeneinander aufweist. Es sind alles kleinere und größere Mausoleen zu sehen, in denen die Herrscher der Stadt bis 1920 bestattet wurden. In dem größten Mausoleum liegt der Held des Gebietes, Machmut Bachlawan, der durch einen gerissenen Schachzug die Bevölkerung bei einem Überfall befreien konnte. Nach der Mittagspause in einem kleinen Restaurant sehen wir uns noch eine ganz alte Moschee an, die nur noch Museum ist. Sie ist komplett aus Holz mit schönen geschnitzten Holzpfeilern aus Ulmenholz und 2 tausendjährigen erhaltenen Pfeilern an denen oben noch die Schnitzereien zu erkennen sind. Auch das Dach ist aus Holz und das Ganze strahlt eine Ruhe und Wärme aus. Zum Schluß gehen wir in einen alten Harem wo ca. 100 Haremsdamen gewohnt haben und 3 Räume für die Hauptfrauen sowie 1 Raum für den Herrscher sichtbar sind. Alles ist mit wunderschönen Majoliken verziert, wobei hier in Chiva eine besondere Technik beim Anbringen der Fliesen verwandt wurde, sie wurden durch ein Loch in der Mitte an die Wände genagelt. Danach gehen wir zurück zum Womo, einige gehen noch einkaufen. Wir haben unsere letzten Sum fürs Essen ausgegeben und abends gehen wir um 19 Uhr zum Seabridge-Essen in ein Restaurant in der Altstadt. Morgen fahren wir zur Grenze und Dima verlässt uns, dann sind wir in Turkmenistan und ein neuer Abschnitt beginnt. Usbekistan hat landschaftlich nicht viel zu bieten, die Straßen sind schlecht, auf denen wir unterwegs waren, die Bevölkerung freundlich und aufgeschlossen und überall wurde uns freundlich zugewinkt. Obwohl Usbekistan überwiegend moslemisch ist, sind die Frauen hier nicht verschleiert (ist sogar verboten) und man trinkt Alkohol und z. T. wird Schweinefleisch gegessen. Das Besondere an diesem Land sind die alten Dinge die erhalten geblieben sind aus der Seidenstraßenzeit und früher und die sind wunderschön. Besonders Chiva hat einen so schönen geschlossenen Altstadtkern der mir gut gefallen hat und in Samarkand die 3 Moscheen in U-Form waren eine Reise wert.























